Der unheimliche Mr Sardonicus
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Der unheimliche Mr. Sardonicus

Der unheimliche Mr Sardonicus
„Der unheimliche Mr. Sardonicus“ // Deutschland-Start: 29. Juni 1962 (Kino) // 29. August 2019 (DVD/Blu-ray)

Nach dem Erhalt eines Briefes macht sich der Londoner Arzt Sir Robert Cargrave (Ronald Lewis) auf den Weg zu seiner einstigen Geliebten, der jetzigen Baronin Maude Sardonicus (Audrey Dalton). In Gorslava angekommen, ein Land in Zentraleuropa, wird Cargrave von Krull (Oskar Homolka), dem Diener des Barons, in Empfang genommen und auf dessen Anwesen gebracht. Dort wird er Zeuge abscheulicher Praktiken. Auch wenn Maude die Dringlichkeit ihres Briefes ihm gegenüber abstreitet, meint Cargrave, die Gefahr, die vom Baron ausgeht, erkannt zu haben und beschließt, diesen so bald es geht zur Rede zu stellen. Als er schließlich Baron Sardonicus (Guy Rolfe) begegnet, eröffnet dieser ihm, dass er über Maude den Doktor habe kommen lassen. Seit seiner Jugend grausam entstellt, ist der Baron gezwungen eine Maske zu tragen und sein Gesicht zu verdecken. In Cargrave sieht er seine letzte Hoffnung, wieder ein normales Leben zu führen, und sollte der Arzt ihm nicht gehorchen, wird als erstes Maude seinen Zorn zu spüren bekommen.

„I hope your nightmares are nice ones.“
Bevor man sich der Silhouette des nebelverhangenen Londons des Jahres 1880 nähern kann, wird man als Zuschauer zunächst einmal mit dem Regisseur selbst bekannt gemacht. Wie einst der unvergessliche Rod Serling (Twilight Zone) kündigt William Castle selbst die kommenden Attraktionen an, immer begleitet von dem schelmischen Grinsen eines Lausebengels, der einen verflixt guten Streich ausgeheckt hat. Vollmundig verpackt er die Geschichte des Baron Sardonicus als eine, die zwischen Edelmut, Gnade und Leichenschändung stattfindet, ein Paradox, das in dem narrativen Universum eines Mannes wie Castle eher eine makabere Selbstverständlichkeit ist.

Die kindliche Freude, die Castle in dieser Einführung zu seinem Film zur Schau stellt, sieht man dem Streifen nur allzu gut an. Der Regisseur selbst, so erinnert sich beispielsweise Audrey Dalton, hatte seinen Spaß an den unheimlichen Sets, vor allem aber an dem Folterkeller und den schauerlichen Instrumenten, die er dort versammelt hatte. Natürlich kann man der Kamera Burnett Guffrey einen gewissen Voyeurismus unterstellen, wenn diese immer wieder lustvoll über die gotischen Gemäuer, die Streckbank und vielerlei Grausamkeiten einfängt. In dieser Hinsicht sieht man die Handschrift eines Zeitgenossen Roger Cormans, der nicht mir visuellen Einfällen, Gimmicks und Sensationen geizen wollte, wenn es darum ging, sein Publikum zu unterhalten.

Besonders gelungen ist bei Castles Film eben jene Verbeugung vor der Tradition des „gothic horror“, die man nicht nur an den aufwendigen Sets, sondern auch an den Kostümen wie auch der Musik Von Dexters immer wieder erkennen kann. Kaum eine Einstellung, in der nicht unheilschwanger der Nebel wabert oder in der die Hell/Dunkel-Kontraste nicht von neuem Schrecken erfüllt sind, der sich gleich zeigen wird.

Gothic Gimmicks
Jedoch war Castle dies noch lange nicht genug. Wie bei jedem seiner Filme legte er großen Wert auf den Einbezug des Publikums, das in diesem Falle über das Ende entscheiden durfte. Dem zugrunde liegt eine Meinungsverschiedenheit Castles mit dem Studio Columbia Pictures, welches ein anderes Ende als jenes in Ray Russells Skript haben wollte. Mittels Abstimmungskarten konnte man über das Schicksal der Helden entscheiden, natürlich alles durch den charmant-spitzbübischen Castle moderiert. Wie so manche der anderen optischen Einfälle, mag man einwenden, dass auch dieses eher wie ein nettes Relikt wirkt, doch in der Zeit von 3D-Kino erscheint einem der Erfindungsreichtum eines William Castle mittlerweile sehr erfrischend (mehr zu dem „Punishment Poll“ erfährt man auf den Veröffentlichungen des Films, wie der von Koch Media).



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Trotz der vielen Jahre, die "Der unheimliche Mr. Sardonicus" auf dem Buckel hat, ist der Gruselfilm William Castles nach wie vor wegen seiner Gothic-Optik sowie seinen charmanten narrativen Einfällen ein sehr unterhaltsames Vergnügen. Die stimmige Musik sowie die gute Besetzung machen den Streifen noch sehenswert, auch wenn das Ganze bisweilen etwas sehr drollig wirkt und weniger gruselig.
7
von 10