F Is for Family Staffel 1 Netflix
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F Is for Family – Staffel 1

F Is For Family Staffel 1
„F Is for Family – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 18. Dezember 2015 (Netflix) // 2. August 2019 (DVD/Blu-ray)

Was hatte Frank nicht für große Träume, als er ein junger Mann war! Sogar Pilot wollte er mal werden! Stattdessen steht er jetzt am Gepäckband im Flughafen, tagein, tagaus, sieht zu, wie die Koffer der anderen durch die Welt fliegen. Aber irgendwas muss er ja tun, um seine Familie zu ernähren. Seine Frau, die drei Kinder. Danken sie ihm das? Natürlich nicht. Vor allem sein Ältester macht unentwegt Stunk. Und auch seine Frau hat zuletzt so komische Anwandlungen, dass sie mehr will. Das will Frank auch. Da passt es ihm überhaupt nicht in den Kram, dass da auch noch so ein wohlhabender Weiberheld nebenan eingezogen ist, der ihm die Show stiehlt.

Man kann ja von Netflix halten, was man will. Zumindest als Animationsfan stellt der Streamingdienst eine echte Bereicherung dar. Während der Filmbereich hier zugegeben äußerst mager ist, kommen fast wöchentlich neue Serien hinzu, aus aller Herren Länder, in den verschiedensten Animationstechniken. Und auch bei der Zielgruppe setzt man dort auf Abwechslung. Viele richten sich natürlich auch an ein jüngeres Publikum, doch es finden sich auch diverse erwachsene Serien darunter. Mit gemischtem Ergebnis: Produktionen wie Paradise PD und Trailer Park Boys: The Animated Series begnügen sich damit, irgendwas mit Sex und/oder Körperflüssigkeiten zu machen und das dann für komisch zu halten. Aber es geht auch besser.

Eine Kleinstadt voller kaputter Menschen
F Is for Family ist eine dieser Serien, die das besser macht. Zwar darf es auch hier mal ein bisschen derber zu gehen, etwa wenn sich der immer nur sehr knapp bekleidete Nachbar in der Öffentlichkeit seinen Gelüsten hingibt. Und geflucht wird ohnehin sehr gerne mal. Da spielt es dann auch keine Rolle, ob wir gerade bei Familie Murphy sind oder die mit Außenstehenden zu tun haben. In den amerikanischen Vorstädten herrscht ein rauer Ton, manchmal werden auch die Fäuste oder andere schmerzbringende Mittel zum Einsatz kommen. Irgendwie muss der ganze Frust ja raus.

Und Frust haben sie irgendwie alle. Frank, der sich sein Leben anders vorgestellt hatte. Seine Frau Sue, die eben nur das sein darf: seine Frau (alternativ die Mutter seiner Kinder). Sohn Kevin, der nichts auf die Reihe bekommt. Und auch sonst ist die von Bill Burr und Michael Price entworfene Kleinstadt von lauter Menschen bevölkert, die nichts von ihrem Leben haben. Selbst der wohlhabende Nachbar kaschiert mit seinem protzigen Auftreten nur, dass da niemand ist, der sich für ihn interessiert. Statussymbole wie große Fernseher oder junge Ehefrauen werden herangezogen, oftmals geht es nur um die Wirkung nach draußen, weniger um den Inhalt.

Früher ist wie heute
Das ist manchmal amüsant, auch wenn die Lacherquote für eine Sitcom nicht unbedingt überragend ist. Dafür hat F Is for Family mehr zu sagen als so mancher Kollege. Zwar haben Burr und Price ihre Serie in den 1970ern angesiedelt, wenn dicke Röhrenfernseher und Anrufbeantworter der letzte Schrei sind. Vieles lässt sich aber auch auf die heutige Zeit übertragen. Wenn beispielsweise der alltägliche Rassismus thematisiert wird oder auch die Rolle der Frau, dann sind viele Parallelen zum derzeitigen konservativen Amerika zu finden. Anderes ist ohnehin zeitlos, darunter die Dynamik innerhalb der Familie, die mal die Nähe zueinander sucht und sich manchmal auch bis aufs Blut bekämpft.

Es sind dann auch eher diese ernsteren, nachdenklichen Momente, die F Is for Family auszeichnen. Wenn die überzogen dargestellte, dysfunktionale Familie den Spiegel vorhält. An anderen Stellen hält sich die Serie zu sehr an den Standard. Rein optisch ist sie noch einmal drunter angesiedelt: Die Zeichnungen sind weder technisch noch in Hinblick auf die Designs wirklich zu empfehlen, das ist im Großen und Ganzen billige Wegwerfware. Die Animationen sind spärlich, es mangelt überall an Details, auf nennenswerte Effekte wurde verzichtet, auch bei den Perspektiven machte man es sich sehr einfach. Deutlich edler ist die Sprecherriege, zumindest im englischen Original, wo immerhin Laura Dern, Justin Long und Sam Rockwell hinter den Mikros standen.



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„F Is for Family“ nimmt uns mit in die 1970er, wo eine amerikanische Familie mit geplatzten Träumen und einander hadert. Technisch ist das mal wieder Wegwerfware, der Humor schwankt zwischen gekonnten Angriffen und Standardgags. Die Animationsserie zeichnet sich aber durch nachdenklichere Momente aus, wenn die kaputten Familienmitglieder und ihre Erlebnisse erstaunlich aktuell sind.
6
von 10