Lange genug haben sie daraufhin gearbeitet, alle Vorbereitungen sind getroffen. Aber die Mühe hat sich gelohnt, denn dieses Mal will die Polizei den berühmten Dieb Kaitô Kid endlich schnappen! Doch dann kommt alles anders. Aus gutem Grund: Nicht Kid ist es, der den wertvollen Diamanten stehen will, sondern dessen Kollege Lupin III, der sich entsprechend verkleidet hat. Und nun scheint er es auf den Cherry Sapphire abgesehen zu haben. Aber weshalb? Während Detektiv Conan ihm bereits auf den Spuren ist, rücken auch diverse andere Teams aus, um Lupin dingfest zu machen.
Dass Figuren eines größeren Comic-Universums irgendwann aufeinandertreffen, das sind wir natürlich aus dem Kino gewohnt. Das Marvel-Spektakel Avengers: Endgame durfte vor einigen Wochen damit einen Rekord brechen, auch bei den Kollegen von DC Comics wird immer noch versucht, die diversen illustren Namen im Rahmen von Crossovers zusammenzubringen. Figuren verschiedener Universen, das ist hingegen eine absolute Seltenheit. Ein zumindest in Japan erfolgreiches Beispiel hierfür ist in die Begegnung von Lupin III des vor einigen Wochen gestorbenen Mangakas Monkey Punch und Detektiv Conan, der aus der Feder von Gosho Aoyama stammt.
Zwei inkompatible Seiten einer Medaille
Diese Kombination ist insofern naheliegend, da beide Figuren nicht nur immens populär sind. Sie sind auch im selben Bereich unterwegs: Verbrechen. Nur dass der eine diese verhindern bzw. aufklären will, während der andere ein notorischer Langfinger ist. Dass dies unweigerlich zu Interessenskonflikten führen muss, versteht sich von selbst, nicht ohne Grund wurde schließlich das „vs.“ im Titel Lupin III vs. Detektiv Conan: The Movie untergebracht. Ebenso erwartbar war jedoch, dass der Film nicht der große Showdown ist, den der Titel suggeriert. Das wäre auch gar nicht möglich, hängt doch der Ruhm der beiden Ikonen maßgeblich davon ab, dass sie auf ihren jeweiligen Gebieten unschlagbar sind. Also werden sie sich auch nicht gegenseitig schlagen dürfen.
Und noch ein anderer Punkt hält nicht ganz das, was er verspricht: Der Film mag zwar zu gleichen Teilen von den Figuren beider Franchises bevölkert sein. Von der Machart her ist er aber doch ein ganzes Stück näher an Detektiv Conan als an den Werken rund um Lupin III. Während Letztere meistens recht simple Geschichten erzählen, die stärker von dem Abenteuergefühl und den kuriosen Charakteren leben, neigt Conan dazu, alles immer zu verkomplizieren, nur um am Ende die Lösung wie aus einem Zylinder zu ziehen. Der Weg dorthin ist selten nachvollziehbar, gespickt mit japanischen Wortspielen und mit Mut zu Lücken – Hinweise werden gerne mal unterschlagen.
Figuren ohne Ende
Das ist bei Lupin III vs. Detektiv Conan: The Movie grundsätzlich ähnlich, ist hier sogar noch ein wenig ausgeprägter. Nicht nur dass Anspielungen aus beiden Reihen Neulinge vor größere Probleme stellen – der Jubiläumsfilm ist eindeutig nur für Fans gedacht –, er baut zudem auf dem einige Jahre zuvor erschienenen TV-Special auf. Dieses wiederum ist in Deutschland nicht erhältlich. Aus diesem Grund sollten Zuschauer und Zuschauerinnen sich schon im Vorfeld darauf gefasst machen, dass sie nicht alles verstehen werden, einiges auch nicht wirklich Sinn ergibt. Aber darin liegt auch der Charme. Überzogen waren die Geschichten um den Detektiv und den Meisterdieb schon immer. Hier wird dann aus allen Rohren geschossen, während einige das Ganze ernst nehmen (Conan und seine Leute), der Rest eher wie eine Parodie wirkt. Bei Lupin wissen wie wenigstens, dass es Blödsinn ist.
Dieses heillose Durcheinander, in dem jeder macht, was er will, und auch anzügliche Witze ihren Platz finden – ein No-Go im Conan-Universum – lädt deshalb dazu ein, sich einfach zurückzulehnen und das Chaos zu genießen. Zum Glück spielt hier auch die Optik mit. Das Traditionsstudio Tôkyô Movie Shinsha (Chie the Brat, Akira), das von Anfang an beide Reihen umsetzte, gab sich hier mal ein wenig mehr Mühe als bei den oft eher sparsam angelegten Conan-Geschichten. Sie behielten auch die jeweiligen Designs bei, sodass es visuell wie eben auch inhaltlich kräftig knirscht. Anders als Conans Crossover mit Magic Kaito: Kid the Phantom Thief, der ebenfalls von Aoyama stammt, ist hier immer deutlich zu sehen, wer aus welchem Manga stammt – abgesehen von den extra für den Film erdachten Figuren, die nirgends wirklich reinpassen. Das macht erstaunlich viel Spaß, sofern man eben nicht versucht, bei den zahlreichen Parallelhandlungen den Überblick zu behalten. Und vielleicht trägt der Film ja dazu bei, dass der hierzulande seit einigen Jahren in Vergessenheit geratene Lupin III wieder mehr Beachtung findet.
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