Stever Driver (Nathan Stewart-Jarrett) und Tom Dong (Kelly Sry) sind nicht nur beste Freunde, sie teilen auch einen gemeinsamen Traum: Sie wollen als Porno-Darsteller Karriere machen! Leider reichte es bislang bei ihnen jedoch nur für Nebenauftritte in Gang-Bang-Szenen, wo die Ansprüche generell ein wenig niedriger sind. Dabei wären sie bereit alles zu tun, um groß herauszukommen. Das ist Eric (Brian Huskey) natürlich bewusst, der in den beiden die Chance sieht, ganz billig Filme produzieren zu können, unter widrigsten Umständen auch. Eine Weile geht das tatsächlich gut. Doch je mehr sich die beiden abstrampeln, umso größer werden die Reibungen am Set – auch zwischen den zwei Freunden.
Früher waren Pornos etwas, worüber man nicht sprach, weder als Produzent, noch als Konsument. Dass es sie gab, war klar, das wusste jeder. Aber man behielt das lieber für sich. Inzwischen gehen die Leute mit dem Thema deutlich freizügiger um, wohl auch weil dank des Internets ohnehin jeder Zugriff darauf hat. Und so häuften sich in den letzten Jahren dann auch Serien und Filme, die einen Blick hinter die nackte Kulisse warfen. The Deuce erzählt von der Pornoszene im New York der 1970er, Der nackte Regisseur lässt die japanische Pornoindustrie der 1980er wiederaufleben, King Cobra taucht ein in das Leben des Schwulenporno-Star Brent Corrigan.
Sind die komisch …
Mit den letzten beiden Titeln teilt Mope nicht nur das grundsätzliche Milieu-Thema, sondern darüber hinaus auch den Humor. Das Umfeld ist hier natürlich schmierig, wenn drittklassige Darsteller in Wegwerffilmchen mitwirken. Regisseur Lucas Heyne kostet das auch wirklich aus, wenn er uns mit zu den Produktionen nimmt, die zwar nie wirklich explizit sind, trotzdem wenig Fragen offen lassen. Vor allem entdeckt darin aber eben auch eine Komik, wenn lauter angeknackste Figuren durch die Gegend laufen, in völliger Verkennung ihrer Lage, dabei die unsinnigsten Sachen von sich gebend.
Gleichzeitig hat es aber natürlich auch eine gewisse Tragik, wie die beiden ihren Träumen hinterherjagen, von denen jeder weiß, dass sie nicht zu erfüllen sind. Träume, die darüber hinaus wohl von den wenigsten als echte Perspektive angesehen würden. Hier gibt es nicht einmal den Glamour am Horizont, sondern nur Erniedrigung mit System. Mope befasst sich aber nicht mit der Frage, ob eine Karriere im Pornobereich erstrebenswert ist. Der Film verurteilt die beiden auch nicht. Stattdessen handelt die auf einer wahren Geschichte basierende Groteske in erster Linie von dem Verhältnis untereinander und was diese Erfahrungen mit einem machen.
Das Warten auf den großen Knall
Dass diese brüchigen Arrangements nicht dauerhaft halten werden, daran besteht kein Zweifel. Nicht ohne Grund feiert Mope hierzulande beim Genreurgestein Fantasy Filmfest seine Deutschlandpremiere. Und wer vorher aufpasst, wird auch schon eine Ahnung haben, worauf das hinausläuft. Bis der Film seine Zugehörigkeit offenbart, vergeht aber erwartungsgemäß viel Zeit. Das muss nicht notgedrungen schlecht sein, bei Quentin Tarantinos aktuellem Retro-Trip Once Upon a Time in … Hollywood gab es schließlich Unmengen zu sehen, bevor er mal zur Sache kam. Nur ist Heyne nicht Tarantino, sein Film nicht annähernd so detailverliebt.
Wo es beim Hollywood-Kollegen stimmungsvolle Einblicke in eine vergangene Zeit gab, in der man sich stundenlang verlaufen konnte – und musste –, da ist hier Stillstand angesagt. Hat Mope erst einmal die Figuren etabliert, die Unterschiede zwischen den beiden und die seltsame gegenseitige Abhängigkeit, weiß Heyne nicht mehr so recht, was er eigentlich noch erzählen soll. Zwischenzeitlich kommen auch andere Figuren mit ins Spiel, die noch ein bisschen mehr Öl ins Feuer schütten. Das war es aber schon, ansonsten heißt es hier warten und warten, ohne dass etwas Nennenswertes passieren oder gezeigt würde. Als Einblick in eine alternative Welt und die Psyche einer selbstzerstörerischen Sehnsucht ist das trotz allem sehenswert, für einen ganzen Film war das aber irgendwie nicht genug.
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