Otherhood Netflix
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Otherhood

Otherhood Netflix
„Otherhood“ // Deutschland-Start: 2. August 2019 (Netflix)

Sie sind seit vielen Jahren schon miteinander befreundet, weil es ihre Kinder waren. Nun sind die aus dem Haus und wollen nichts mehr von ihren Eltern wissen. Doch das hält Carol (Angela Bassett), Gillian (Patricia Arquette) und Helen (Felicity Huffman) nicht davon ab, sich auch weiterhin zu treffen und über ihre undankbaren Söhne zu schimpfen, die sich nie bei ihnen melden. Nicht mal an Muttertag. Aber warum eigentlich auf den Anruf warten, wenn man auch selbst vorbeischauen kann? Und so packen die drei Freundinnen ihre Koffer und fahren nach New York, um dort bei Daniel (Jake Hoffman), Matt (Sinqua Walls) und Paul (Jake Lacy) nach dem Rechten zu sehen – ob sie wollen oder nicht.

Und was jetzt? Viele Filme erzählen davon, was es heißt, sich von den Eltern lösen zu müssen und auf eigenen Beinen zu stehen. Dabei wird ganz gerne mal vergessen, dass die Eltern-Kinder-Beziehung eine beidseitige Abhängigkeit darstellt. Denn nicht nur Söhne und Mütter müssen sich irgendwann die Frage stellen, wer sie sind und was sie mit ihrem Leben anfangen wollen. Gleiches gilt für Mütter und Väter, die sich auf einmal ganz neu definieren müssen und eine Rolle festlegen, die auch ohne den Nachwuchs funktioniert. Das kann ganz schön knifflig sein, besonders für Mütter, die dem traditionellen Bild entsprechend früher immer alles aufgeben mussten, um die Kinder zu erziehen.

Grenzenlos (un-)komisch
Die drei Mütter in dem Netflix-Film Otherhood werden dann auch nicht müde, die undankbaren Söhne an diese Aufgabe zu erinnern und an all das, was sie früher für sie getan haben. Das kann man nun nachvollziehbar finden, auch wenn die drei eine Übergriffigkeit an den Tag legen, die nicht unbedingt Zeichen guter Erziehung ist. Das reicht von den Kommentaren über den Zustand der Wohnung bis zur Wahl der Partnerin: Die Damen haben nicht nur die 50-Jahre-Grenze überschritten, sie setzen sich auch sonst nur wenig Grenzen und wollen endlich mal wieder was vom Leben haben.

Das klingt ein bisschen wie Bad Moms, ist aber nicht annähernd so derb. In Otherhood erröten die Figuren ja schon, wenn jemand Wörter wie „Penis“ oder „Brust“ in den Mund nimmt. Stattdessen will der Film dadurch Komik erzeugen, indem das Muttertrio ein riesiges Chaos veranstaltet, ohne es zu merken. Schließlich schützt Alter nicht vor Naivität. Oder auch zu viel Alkohol. Kann man das lustig finden? Vermutlich. Es gibt für alles jemanden, der das gerade lustig findet. Und offensichtlich sah Cindy Chupack ja auch Potenzial in der Geschichte von William Sutcliffe, dessen Roman sie hier adaptiert. Was das genau gewesen ist, das wird jedoch beim Anschauen von Otherhood nicht klar.

Kennt ihr den schon?
Dabei ist es nicht einmal so, dass die Komödie ganz furchtbar schlimm ist. Sie ist nur furchtbar nichtssagend. Sämtliche Szenen und Situationen sind so, als hätte sie jemand aus einem Programmmagazin abgeschrieben. Wobei es schwierig ist zu sagen, ob das Gefühl der Beliebigkeit nur den Momenten selbst oder den Figuren geschuldet ist. Denn auch dort ist nichts zu holen. Helen will nicht altern, Paul ist schwul – das wird hier als ausreichend angesehen, um aus den Namen Charaktere zu machen. Dabei fehlt aber völlig die Lebendigkeit, die beispielsweise das gerade im Kino gestartete Ausgeflogen auszeichnet, das ebenfalls von den Schwierigkeiten einer Mutter handelt, nach dem Auszug der Kinder loszulassen.

Ein bisschen mehr Gefühl hätte Otherhood sicherlich nicht geschadet. Selbst die emotional gemeinten Momente, wenn etwa Carol von den Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann spricht, verpuffen ohne große Wirkung. Dabei gibt sich das Ensemble durchaus Mühe und versucht, so viel es geht, aus den dünnen Drehbuchvorlagen herauszuholen. Sonderlich erfolgreich sind sie dabei aber nicht. Auch wenn einem die Figuren sympathisch sein sollten für das, was sie so durchmachen, sie bleiben einem herzlich egal. Da auch die Witze nicht viel hergeben, bleibt ein weiterer völlig belangloser Eintrag im Netflix-Katalog, der sicherlich niemanden weh tut und auch ein nett gemeintes Plädoyer für mehr Familiensinn ist. Das kann reichen, um die Zeit totzuschlagen. Oder eben auch nicht.



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Wenn in „Otherhood“ drei vernachlässigte Mütter ihre Söhne in der großen Stadt besuchen und deren Leben so richtig durcheinanderbringen, dann ist das einerseits großes Chaos. Andererseits ist in der Komödie alles da, wo man es vermutet, denn weder bei den Figuren noch bei den Witzen hat man sich etwas Nennenswertes einfallen lassen. Daran kann auch das engagierte Ensemble nichts ändern.
4
von 10