Irgendwie läuft dieser Abend nicht so, wie es sich Chastity (Jillian Mueller), Jeff (Robbie Tann), Abe (Evan Daves), Todd (Larry Saperstein) und Ricky (Glenn Stott) vorgestellt haben. Eigentlich sollten sie nur die Stellung in dem kleinen Kino halten, während ihr Chef unterwegs ist. Warum sich nicht währenddessen einen Film anschauen? Nur dass der Film, den sie im Keller gefunden haben, neben vielem anderen fragwürdigen Zeug, ziemlich seltsam ist. Was macht die nackte Frau darin? Doch die eigentlichen unheimlichen Erfahrungen machen die fünf erst im Anschluss. Denn sie sind plötzlich nicht mehr allein im Kino …
Ein bisschen irreführend ist der Titel natürlich schon. Sicher, es gibt nackte Haut in Porno zu sehen. Die gehört der Dame, welche in dem Film auftaucht und sich später immer wieder ins Geschehen schmuggelt. In Zeiten des Internetpornos, wo deutlich explizitere Szenen immer nur einen Mausklick entfernt sind, da ist das hier aber recht harmlos. Nicht ganz das, was man erwarten konnte. Das wiederum ist jedoch Teil des beabsichtigten Spaßes. Der Film nimmt uns nicht nur mit in die frühen 90er, wo Pornos eben noch wirklich etwas Verbotenes und Unerreichbares hatten. Er spielt zudem in einer christlich geprägten Kleinstadt, auch einige der Protagonisten sind streng gläubig. Da liegen die Maßstäbe noch etwas anders.
Ihr habt hier nichts zu suchen!
Porno spielt dann auch sehr mit dem Kontrast zwischen den beiden Welten: der zurückhaltenden, braven Welt der behütet aufwachsenden Jugendlichen und der enthemmten, triebbestimmten Welt, die sie durch den Film entfesseln werden. Das ist ein bisschen so wie in Good Boys, wo sich ebenfalls einige kaum darauf vorbereitete Jungs mit Abgründen auseinandersetzen müssen, die sie nicht verstehen, teilweise nicht einmal erkennen. Wenn einer der fünf beim Anblick des dämonischen Treibens auf der Leinwand fragt, ob das ein Kunstfilm ist, dann ist das eine ebenso amüsante wie treffende Zuspitzung dieses Kontrasts.
Ohnehin hat die Naivität des Quintetts etwas erfrischend Sympathisches an sich. Anders als viele andere Helden und Heldinnen des Horrorgenres sind sie nicht einfach nur so doof, dass man ihnen aus Prinzip schon ein schnelles Ableben wünscht. Hier versucht niemand krampfhaft auf cool zu machen, es werden auch keine überflüssigen Konflikte eingebaut, um damit Tiefe vorgaukeln zu wollen. Stattdessen gibt es ein paar unerfahrene Jugendliche, die abwechselnd mit ihren eigenen Begierden und dämonischen Kräften zu kämpfen haben, die in dem Kino auf sie lauern.
Mehr Spaß als Spannung
Spannend ist das eher weniger. Es gibt zwar durchaus den einen oder anderen Moment, wo das Böse ihnen an die Wäsche will (oder mehr). Und wer so gar keine Erfahrung mit dämonischen Wesen hat – wie eben die Protagonist*innen –, der darf auch schon mal zusammenzucken. Regisseur Keola Racela nimmt das alles aber nicht annähernd so ernst wie seine fünf Vorzeigeopfer. Eigentlich ist es sogar ziemlich albern, was hier geschieht. Porno, das auf dem South by Southwest Festival 2019 Weltpremiere hatte, betont stärker den Humor als den Schrecken, ist mehr Komödie als wirklicher Horror.
Ob man das Ganze dann auch wirklich lustig findet, hängt von den eigenen Ansprüchen an. Manche Einfälle des Drehbuchduos Matt Black und Laurence Vannicelli sind clever, andere weniger. Porno hat nicht vor, das Subgenre der Horrorkomödie zu revolutionieren oder auseinanderzunehmen. Die Ambitionen sind dafür wie auch das Budget dann doch zu gering. Aber es ist eine nette Geschichte, die sich die beiden da ausgedacht haben und die ihr Publikum finden sollte. Für einen tatsächlichen Kinoauftritt ist das zu wenig, für Gleichgesinnte bei einem Festival oder beim gemeinsamen Videoabend reicht es jedoch.
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