Zwanzig Jahre sind Rocko, Heffer, Filburt und Spunky mittlerweile schon in den Weiten des Alls unterwegs, nicht ganz freiwillig. Doch jetzt scheint endlich die Chance gekommen, in ihre Heimat zurückzukehren, nachdem sie endlich die Fernbedienung ihrer Rakete gefunden haben! Während technisch bei der Rückkehr alles glatt geht, hat Rocko doch ziemliche Schwierigkeiten, sich mit den vielen Veränderungen anzufreunden. O-Town ist ja praktisch nicht mehr wiederzuerkennen! Die schlimmste Änderung: Seine Lieblingsserie „The Fatheads“ wurde vor einigen Jahren abgesetzt. Das geht nicht, auf keinen Fall. Und so machen sich die Freunde auf die Suche nach dem Original-Schöpfer, um ihn zu einer Fortsetzung zu überreden …
Unerwartete Rückkehr
Netflix, die Retter der animierten Kindheitsträume! Nachdem der Streamingdienst kürzlich bereits die Serie Für immer zwölf ins Sortiment aufnahm, bei der Cartoon Network die Reißleine gezogen hatte, folgt nun mit Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders die zweite Rettungstat. Eigentlich war das Special zur Kultserie Rockos modernes Leben bereits 2016 angekündigt worden, Anfang 2018 war die Produktion auch abgeschlossen. Anstatt das Special aber auf Nickolodeon auszustrahlen, wie es bereits angekündigt war, wurden die Rechte eben an Netflix verkauft. Warum der Sender das eigene Revival weitergab, darüber lässt sich nur spekulieren. Schön ist aber, dass es überhaupt noch herauskommt.
Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders findet dabei insgesamt eine gute Balance zwischen alten Themen und neuer Umgebung. Rein optisch hat sich nichts getan. Den Verlockungen, die Serie an heute gebräuchlichere Animationstechniken anzupassen, wurde widerstanden. Das Special macht sich an einer Stelle sogar darüber lustig, dass die Fortsetzung der abgesetzten Serie als CGI-Variante angedacht war. Das bezieht sich an der Stelle zwar auf die Serie innerhalb der Serie, ist aber gleichzeitig als Meta-Kommentar gedacht – wie so vieles hier.
Altmodisch und doch aktuell
Joe Murray, der die Original-Serie entworfen hatte und auch hier am Drehbuch mitschrieb, hatte schon immer eine Schwäche dafür, sich über die Auswüchse der modernen Gesellschaft lustig zu machen. Da passt es wie die Faust aufs Auge, wenn Rocko nach 20-jähriger Abwesenheit mit all dem in Berührung kommt, was heute eben angesagt ist. Wirklich originell sind die kleinen Spitzen gegen Handy-Kult usw. natürlich nicht. Manchmal wirkt Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders da schon ein paar Jahre zu spät dran, um noch wirklich am Puls der Zeit zu sein. So subversiv wie in den 90ern sind die eher zahmen Späße dann doch nicht. Die gelegentlichen Pupswitze – die Serie war trotz der erwachsenen Themen an Kindern ausgerichtet – sind sogar ziemlich altbacken.
Und doch ist das Special sympathisch, nicht nur wegen seiner energiestrotzenden Vorliebe für das Verrückte und Ausgefallene. Rockos modernes Leben: Alles bleibt anders ist darüber hinaus ein Plädoyer dafür, sich auf den Wandel der Zeit einzulassen. Das ist dann zwar nicht sonderlich subtil umgesetzt. Willkommen ist es aber schon: Vor allem der Einsatz für die LGBT-Community ist rührend, der 45-minütige Film ist eine Provokation für die derzeit lautstark um sich schießenden reaktionären Kräfte, die am liebsten alles so haben würden, wie es bei Oma und Opa noch war. Und das ist trotz der sehr starken Verwurzelung in den 90ern aktuell genug, um den einstigen Kinderhelden wieder willkommen zu heißen.
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