The Boys
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The Boys
„The Boys – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 26. Juli 2019 (Amazon Prime Video)

Ein beispielhaftes Amerika der Zukunft, der absoluten Sicherheit und Freiheit für alle. Genau das ist es, was die „Firma“ Vought unter der Leitung von Madelyn Stillwell (Elisabeth Shue) mit ihren Superhelden erreichen möchte. Als internationales Aushängeschild dient da der Zusammenschluss der Seven. Angeführt von Homelander (Antony Starr) arbeiten auch The Deep (Chace Crawford), Transluscent (Alex Hassell) und A Train (Jessie T. Usher) in dem Team. Überfälle, Amokläufer oder auch Entführungen stehen bei Ihnen auf dem täglichen Programm. Dass hinter all den Wohltaten aber ein Milliarden schweres Geschäft für Vought steht, ist angesichts der massiven Werbung, dem Merchandise und den Festivals unübersehbar. Und so ist es kaum verwunderlich, dass die Superhelden sehr überheblich und auch arrogant mit sogenannten Kollateralschäden umgehen. Dass der arme Hughie (Jack Quaid) seine Freundin durch einen Unfall verliert und mit Schweigegeld abgespeist werden soll, ist für Bill Butcher (Karl Urban) deshalb kein Zufall. Er will mit der Hilfe zwei seiner Freunde Frenchie (Tomer Capon) und Mother’s Milk (Laz Alonso) die korrupten Machenschaften der Seven und somit von Vought ein für alle mal beenden. Als sie mit ihrer Recherche beginnen, stoßen sie auf ungeahnte Abgründe, die die Superhelden gar nicht mehr so super erscheinen lassen. Und je mehr sie erfahren, desto gefährlicher wird es für ‚The Boys‘, denn die Seven nutzen ihre Kräfte nicht nur, um auf Verbrecherjagd zu gehen.

Die etwas anderen Superhelden …
Man möchte meinen, mittlerweile alles gesehen zu haben, wenn es um Superhelden geht. Schließlich erscheinen seit mehr als 10 Jahren mehrere Filme pro Jahre aus den Marvel und DC Comics Universen. Dass das Publikum aber immer noch nicht genug hat, zeigen jedoch die aktuellen Besucherzahlen von Avengers: Endgame und des erst kürzlich erschienenen Spider-Man: Far From Home. Wer die Vorlage von The Boys nicht kennt, würde hier erst einmal ähnliches wie eben genannte Comicverfilmungen vermuten. Aber weit WEIT gefehlt! Gleich in den ersten fünf Minuten wird man hier eines besseren belehrt und bekommt zu spüren, warum am Anfang die Warnung zur 18er Freigabe eingeblendet wird. Aber auch, warum die Serie einen regelrechten Internethype unter Filmfans ausgelöst hat.

Denn was Eric Kripke (Autor Supernatural) hier – leider, muss man fast sagen – nur für den heimischen Bildschirm auffährt, ist für eine Serie um Superhelden fast schon zu gut, um wahr zu sein. Wenn wir am Anfang miterleben dürfen, wie Queen Maeve (Dominique McElligott) sich kurzerhand vor einen Transporter stellt, um ihn in seine Einzelteile zu zerlegen und dann Hughie (Jack Quaid, Logan Lucky) Momente später seine Freundin nur noch zum Teil in den Händen hält, wird klar: Die acht Folgen der ersten Staffel werden definitiv keine Reise zum Ponyhof. Aber sie sind eine sehr sehenswerte Reise: Die Effekte stechen hervor und sind so unglaublich gut, dass sich größere Blockbuster daran durchaus ein Beispiel nehmen könnten.

Tolle Besetzung, interessante Figuren
Aber nicht nur technisch ist das auf einem Comic von Garth Ennis und Darick Robertson basierende The Boys fantastisch. Gleiches gilt auch für den Cast. Karl Urban in der Rolle das kaltschnäuzigen Butchers, der auch gerne mal drastischer zulangt – und das nicht nur verbal. Anthony Starr als Homelander, der narzisstischste Held, den die Welt je gesehen hat, dessen Charme man als Zuschauer trotzdem verfällt. Man entwickelt eine ziemliche Hassliebe zu der Figur. Und dann wäre da auch noch Chace Crawford, der die Rolle des ungeliebten Wassermanns The Deep übernimmt. Man wird unweigerlich an The Big Bang Theory erinnert, wo Aquaman unter den Nerds zwar irgendwie dazu gehörte, ihn aber trotzdem niemand haben wollte. Und wenn dann ein Delphin nicht nur für den Niedlichkeitsfaktor in der Serie zuständig ist, schlägt einem der bitterböse Humor der Serie wie ein kalter Lappen ins Gesicht.

Dass The Boys keine Jugendfreigabe bekommen hat, gleicht indes quasi einem kleinen Befreiungsschlag für das manchmal zu nett geratene Superheldengenre. Wo Deadpool schon gute Ansätze hatte, legt Kripke einfach noch einen drauf und sorgt damit immer wieder für Momente, in denen einem einfach der Kiefer runterklappt und man aus dem Staunen nicht mehr rauskommt.

Die Serie ist aber nicht nur ein humorvolles und blutiges Fest für die Sinne. The Boys ist tatsächlich nicht ganz unerheblich auch ein sehr schönes Porträt einer korrupten Gesellschaft, die über Leichen geht, über eine Lobby, die mittels Täuschung fast unbemerkt in die Politik eingreifen kann, über Abgründe des menschlichen Charakters und zum Teil auch über die fortwährende Metoo-Debatte, wo Frauen mit sexueller Belästigung und Nötigung konfrontiert werden. Die Serie findet in allem, was sie tut und anspricht, eine wahnsinnig gute Balance, verliert dabei nie die Spannung und Witz. Kein Wunder also, dass die Serie aktuell mit einer 9,0 Wertung bei Imdb gelistet ist.



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Derb, blutig und vermutlich näher an der Realität, als man es sich wünschen würde. Die Comic-Adaption „The Boys“ über eine Gruppe von Normalos, die sich mit arroganten Superhelden anlegen, macht durchweg Spaß, bleibt spannend und verzaubert sowohl mit einem großartigen Cast als auch mit einem mitreißendem Soundtrack. Bingewatching ist also vorprogrammiert!
9
von 10