Eine Gruppe Jugendlicher ist auf einem Trip durch den US-Bundesstaat Texas. Sally (Marilyn Burns) und ihr Bruder Franklin (Paul A. Partain) möchten ihr mittlerweile verlassenes Elternhaus besuchen sowie die kleinen Ortschaften, in denen sie aufwuchsen. Die zunächst ausgelassene Stimmung unter ihnen kippt dramatisch, als Franklin von einem Anhalter verletzt wird und ihnen letztlich das Benzin ausgeht. Als sie schließlich am heruntergekommenen Haus ankommen, machen sie sich auf die Suche nach einer Tankfüllung, damit sie noch am Abend wieder nach Hause fahren können. In einem Nachbarhaus macht Kirk (William Vail) eine grausige Entdeckung, denn die Bewohner haben es schon lange auf nichtsahnende Reisende wie sie abgesehen. Schon längst sind zu den nächsten Opfern eines neuen Massakers auserkoren.
Die hässliche Fratze Amerikas
Auch wenn die Filme des US-Amerikaners Tobe Hooper etwas anderes vermuten lassen, machte er seine ersten Schritte innerhalb der Filmindustrie als Dokumentarfilmer, bevor er mit Eggshells 1969 seinen ersten Langfilm produzierte. Angetan von dem Erfolg einer neuen Welle von Horrorfilmen, angeführt von Werken wie Die Nacht der lebenden Toten von George A. Romero und Das letzte Haus links von Wes Craven, beschlossen Hooper und Drehbuchautor Kim Henkel, ihren nächsten Film innerhalb dieses Genres zu machen. Neben den lukrativeren kommerziellen Aussichten eines Horrorfilms bestand der Reiz nicht zuletzt auch in den bitteren, zynischen Statements über die US-amerikanische Gesellschaft, die Romero, Craven und viele andere Regisseure in ihren Werken formulierten.
Trotz oder gerade wegen der Beschränkungen, die das geringe Budget der Produktion auferlegte, kann man nicht anders, als Hoopers Film als ein eben solches Statement verstehen. Beeinflusst von den grausigen Morden Ed Geins, dessen Geschichte auch die Vorlage für beispielsweise Alfred Hitchcocks Psycho bildet, begibt sich Hoopers von der ersten Minute an in jenes brütend heiße Hinterland der USA, in dem sich niemand aufhält und nichts überleben kann. Die Allgegenwart des Todes – ein überfahrenes Gürteltier, eine grausige Leichenschändung sowie die Aufnahme der Kettensäge – weisen zusammen mit der gnadenlosen Hitze auf die Hölle auf Erden hin, welche die nichtsahnenden Jugendlichen betreten.
Mit wenigen Mitteln kreieren Hooper und sein Kameramann Daniel Pearl ein Szenario des Grauens, welches einen Schlussstrich unter eben jene Philosophie von Frieden und Liebe setzt, die zum Teil die Jugendlichen verfolgen. Mitleid oder Gnade, wie gegenüber dem Anhalter, werden ausgenutzt und führen nur tiefer hinein in das Pandämonium des amerikanischen Südens.
Die Schlachtbank des Wahnsinns
Selbst außerhalb des zeitlichen Kontexts – des Vietnam-Kriegs, der Kent State-Schießerei oder der Manson-Morde – umgibt The Texas Chainsaw Massacre eine Atmosphäre der Gewalt, lange bevor jenes titelgebende Werkzeug gegen Menschen eingesetzt wird. Franklins Monolog über die Techniken beim Schlachten von Rindern deutet unmissverständlich auf eine tiefe Faszination mit eben jenem Vorgang des Tötens hin sowie mit den Werkzeugen, die man zu diesem Zwecke benutzt. Nicht umsonst ist Franklins teuerster Besitz ein Messer, welches er immer wieder hervorzückt, stets begleitet von den skeptischen Blicken der übrigen Mitfahrer.
Letztlich kulminiert Hoopers Film, der in Deutschland auch unter den Titeln Blutgericht in Texas und Kettensägen Massaker bekannt ist, in einer Orgie aus Blut, Schreien und Wahnsinn, einem Ballett des Grauens, bei dem man schlussendlich nur noch das Dröhnen eben jener Kettensäge vernimmt. Schockierend sind hierbei weniger die grausigen Bilder, sondern vielmehr die Assoziation der Normalität, die mit diesen einhergeht. Der Irrsinn und die Gewalt sind essenzielle Teile einer Routine geworden, eines barbarischen Alltags, der, zumindest scheint es so, irgendwo ganz in der Nähe des Zuschauers stattfindet.
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