Mit einem Lächeln steht Matvey (Aleksandr Kuznetsov) vor der Wohnungstür. Mit einem Lächeln und einem Hammer. Reparieren will er damit nichts. Im Gegenteil: Sein Ziel ist es, Andrey (Vitaliy Khaev) zu töten, der dort wohnt, schließlich hat dessen Tochter Olya (Evgeniya Kregzhde) ihn darum gebeten. Und was macht man nicht alles aus Liebe? Die Sache hat nur einen Haken: Andrey ist Polizist und deshalb kein ganz leichtes Opfer. Was als harmloses Kaffeeplausch beginnt, wird so schnell zu einem Kampf um Leben und Tod, der immer größere Kreise zieht …
Ah, und schon wieder ein Film, der uns aufzeigt, wie furchtbar das Leben in Russland sein muss. Davon hat es in den letzten Jahren eine ganze Menge gegeben, von Loveless über Arrhythmia bis zu Ayka. Sie alle zeigten eine Gesellschaft auf, in der jeder nur noch an sich denkt, Gesetze weniger zählen als Geld, Menschlichkeit eher ein Manko als eine Tugend ist. Grundsätzlich ist das in Why Don’t You Just Die! ganz ähnlich: Je länger der Film andauert, umso mehr Abgründe werden hier offenbart. Der große Unterschied ist jedoch, dass Regisseur und Drehbuchautor Kirill Sokolov die Sache mit viel Humor nimmt.
Ein Film zum Totlachen
Vergleiche mit Kollegen wie obiger Werke wird der Filmemacher daher wohl eher weniger mitnehmen. Manch einer wird wohl eher den mit Quentin Tarantino und dessen diversen Copycats bemühen. Gemeinsam ist ihnen nicht nur der Sinn für schwarzen Humor und coole Typen. Auch der Hang zur übertriebenen Gewalt rückt Why Don’t You Just Die! in eine ähnliche Richtung. Wobei es Sokolov hier durchaus noch ein wenig absurder mag als der berühmte Hollywood-Regisseur. Wenn Matvey und Andrey einen Kampf auf Leben und Tod starten, dann sieht das eher nach einer Folge von Tom und Jerry aus. Oder auch Itchy & Scratchy, wenn man sich selbst mit einem robusteren Magen des Öfteren lieber die Augen zuhält angesichts der diversen Grausamkeiten.
Mit genüsslichem Torture Porn à la Saw hat das jedoch weniger zu tun. Vielmehr ist Why Don’t You Just Die! im Grunde ein Duell, das auf anderthalb Stunden ausgedehnt ist, ähnlich wie in Free Fire, ein ebenfalls mit Humor angereicherter Thriller, der aus einem einzigen wendungsreichen Endkampf besteht. Hier ist es jedoch keine Lagerhalle, die zum Schauplatz wird. An deren Stelle rückt die recht kleine Wohnung des Polizisten Andrey, die wir so gut wie nie verlassen. Mehr noch, das Hauptgeschehen beschränkt sich auf das Wohnzimmer, mit kleinen Schwenkern zum anschließenden Bad.
Dynamischer Stillstand, der mörderisch Spaß macht
Glücklicherweise braucht Sokolov aber auch nicht wirklich mehr, um das Publikum bei der Stange zu halten. Zum einen ist die Kamera überraschend dynamisch für ein derart beschränktes Setting, es gibt immer wieder neue Perspektiven, viele Schnitte und Positionswechsel, sodass man dabei aus den Augen verliert, dass man sich überhaupt nicht von der Stelle bewegt. Aber auch inhaltlich schlägt Why Don’t You Just Die! immer wieder Haken, sei es durch Rückblicke, die uns das Geschehen in einem ganz neuen Licht zeigen, oder auch Wendungen der Geschichte und Konstellationen.
Sonderlich abwechslungsreich die die schwarze Komödie, die hierzulande beim Fantasy Filmfest 2019 Deutschlandpremiere feiert, trotz allem natürlich nicht, die Handlung selbst bleibt den ganzen Verlauf über nahezu gleich. Es gibt lediglich ein ständiges hin und her, wer am Ende die Oberhand behält. Doch das ist aufgrund diverser überraschender Entwicklungen, die auch völlig bescheuert sein dürfen, tatsächlich offen, woraus Why Don’t You Just Die! jede Menge Spannung bezieht. Das ist nicht sehr anspruchsvoll, macht aber einen Mordsspaß, gerade auch wenn man sich das im passenden Umfeld anschaut und schwarzen, mitunter brutalen Humor zu schätzen weiß.
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