Geld hat Dezzy (Dora Madison) keins, ihre Miete ist seit Wochen im Rückstand, die Bilder in der Galerie verkaufen sich nicht, zudem kommt sie mit ihrem aktuellen Werk so gar nicht mehr voran. Und dann wird sie auch noch von ihrem Agenten fallengelassen. Es lief also schon mal besser bei der Malerin. Um sich auf andere Gedanken zu bringen, lässt sie sich auf eine heiße Nacht mit ihrer Freundin Courtney (Tru Collins) und ihrem Partner Ronnie (Rhys Wakefield) ein. Tatsächlich wirkt die Nacht sehr inspirierend, am nächsten Morgen ist ihr Bild ein gutes Stück weitergekommen. Nur kann sich Dezzy an nichts mehr erinnern. Und das ist nicht das einzige Unheimliche, das sie an sich bemerkt …
Was ist eigentlich das Geheimnis von Kreativität? Wieso haben manche künstlerische Einfälle und andere nicht? Bei Bliss ist die Antwort ziemlich einfach: Der richtige Stoff muss her! Dass so mancher Künstler oder manche Künstlerin gern mal zu bewusstseinserweiternden Substanzen greift, um sich auf neue Ideen zu bringen, das ist nicht wirklich ein Geheimnis. Rosa Elefanten herumtanzen zu sehen, kann nun mal sehr inspirierend sein. Aber auch gefährlich, wenn dies zu körperlichen oder auch psychischen Schäden führt.
Eine blutrote Leinwand
Dass Dezzys Zustand nicht unbedingt nachahmungswürdig ist, daran lässt Regisseur und Drehbuchautor Joe Begos keinen Zweifel. Kaputt ist seine Protagonistin schon, bevor es losgeht. Und wie sie sich da windet auf dem Boden, sich Leib und Seele rauskotzt, das macht nicht unbedingt Lust auf mehr. Bliss ist dabei aber natürlich kein reines Drogendrama. Wenn der Film von einem Genre-Festival zum nächsten weitergeleitet wird – derzeit unter anderem das Fantasy Filmfest –, dann muss da schon ein bisschen mehr passieren. Und auch der Blick auf die Leinwand der jungen Frau, die nach jedem Trip ein bisschen unheimlicher wird, macht deutlich, dass da irgendwelche finsteren Kräfte am Spiel sind.
Das wird Festivalgänger an den Kollegen The Devil’s Candy erinnern, der vor einigen Jahren ebenfalls von einem Maler erzählte, der in seinem Rausch albtraumhafte Bilder malte. Doch wo damals aus dem Szenario ein tatsächlich unheimlicher Horrorfilm wurde, da interessiert sich Begos offensichtlich mehr für den Rausch an sich. Das soll nicht bedeuten, dass hier nichts passieren würde, das eine Mitgliedschaft im Genreclub rechtfertigen würde. Es dauert zwar ein Weilchen, bevor Bliss sich wirklich darauf einlässt. Dafür fließt später kübelweise Blut. Das geht jedoch mehr in die Exploitation-Richtung, ist also eher unterhaltsam als tatsächlich spannend.
Bist du dabei?
Wie viel Vergnügen man an dem Film selbst hat, hängt dann auch in erster Linie davon ab, wie sehr man sich auf diesen Rausch einlassen kann. Teilweise funktioniert das ganz gut, auch weil Kameramann Mike Testin beim Dreh herumwirbelt, als wäre der Teufel selbst hinter ihm her. Und auch die teils sehr ungewöhnlichen Perspektiven und schnellen Schnitte tragen dazu bei, dass man schon ein bisschen was zum Anschauen bekommt – zusätzlich zu der nackten Haut, die gerne mal grundlos gezeigt wird. Zusammen mit dem körnigen Bild und dem dröhnenden Soundtrack ist Bliss dadurch zumindest punktuell schon irgendwie sehenswert geworden.
Und doch, auf Dauer reicht das nicht wirklich aus. Obwohl die Laufzeit mit 80 Minuten sehr überschaubar ist, kommt es zwischendrin immer wieder zu Längen. Begos kümmert sich zu wenig um Abwechslung, wiederholt vieles einfach zu sehr. Als Kurzfilm wäre das sicher ein sehr netter Trip geworden, eine etwas dreckigere Variante von Climax. Und wie hier Dora Madison durch die Gegend wütet, für jeden ein Schimpfwort auf den Lippen hat, dem sie begegnet, auch das hinterlässt Eindruck. Nur eben nicht genug, um damit einen kompletten Spielfilm zu füllen. Bliss ist etwas, das man sich tatsächlich nachts auf einem Festival anschauen kann, wenn man nach mehreren vorangegangenen Titeln ohnehin nicht mehr sehr aufnahmefähig ist. Als eigenständiges Werk mit vollem Fokus ist der Film jedoch trotz des Bilderrausches nur mäßig interessant.
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