Eine große Ehre wird Downton Abbey zuteil! Der Herrschaftssitz von Graf Robert Crawley (Hugh Bonneville) und seiner Frau Cora (Elizabeth McGovern) hat zwar schon viele illustre Gäste bei sich begrüßen dürfen. Doch als sich im Jahre 1927 König George V. und Königin Mary ankündigen, bedeutet das selbst für den erfahrenen Haushalt einen Ausnahmezustand. Hektisch wird Charles Carson (Jim Carter) zurück geholt, der lange die Bediensteten führte – sehr zum Ärger seines eigentlichen Nachfolgers Thomas Barrow (Robert James-Collier). Und auch beim Rest der Gefolgschaft macht sich bald Unmut breit, als klar wird, dass Downton Abbey während des königlichen Aufenthalts dessen Bediensteten das Sagen haben. Derweilen haben aber auch die Crawleys so ihre Probleme.
Alles muss irgendwann einmal ein Ende haben, selbst die schönsten Dinge. Vielleicht aber auch nicht. So überraschend der Erfolg der Serie Downton Abbey war, die auf 52 Folgen verteilt von dem Alltag eines vornehmen englischen Herrschaftssitzes in den 1920ern erzählte, so überraschend war auch die Ankündigung, einige Jahre später doch noch einen Kinofilm zu machen. Ein solches Projekt ist meistens eine etwas zweischneidige Angelegenheit. Fans dürfen sich einerseits auf eine Wiederkehr ihrer alten Helden und Heldinnen freuen. Es hat oft aber ein bisschen was von Ausverkauf, umso mehr, wenn die Verantwortlichen es nicht verstehen, das Serienkonzept an die veränderten Rahmen-Leinwand-Bedingungen anzupassen.
Ein Haus voller interessanter Menschen
Bei Downton Abbey stellen sich diese Befürchtungen glücklicherweise als weitestgehend unbegründet heraus. Drehbuchautor Julian Fellowes, der auch schon die Serie geschaffen hatte, behält beispielsweise die episodenhafte Erzählung der Vorlage ein. Zwar handelt der Film vorrangig von dem Besuch des Königspaares. Doch dieses Szenario ist eher ein Aufhänger dafür, um viele Parallelgeschichten auszupacken. Teilweise haben die mit dem Rahmen zu tun, etwa die herrlichen Versuche der Bediensteten, sich gegen die königlichen Kollegen und Kolleginnen zu behaupten. Die meisten sind davon aber völlig losgelöst und handeln in erster Linie von den persönlichen Schicksalen.
Dabei ist die Grenze zwischen den Adligen und den Bediensteten äußerst durchlässig, wie es Fellowes einst schon in seinem mit einem Oscar ausgezeichneten Drehbuch für Gosford Park getan hatte, das auch die Inspiration für Downton Abbey wurde. Natürlich gibt es die Unterschiede zwischen Graf und einfachem Hausmädchen. Und doch hält sich der Film von einer strengen Schwarz-Weiß-Zeichnung fern, Interaktionen zwischen den einzelnen Schichten sind durchaus üblich und gewollt. Bei all dem Glamour, den das altehrwürdige Herrenhaus mit sich bringt, menschelt es hier doch kräftig. Nicht der Adel als solcher steht im Mittelpunkt, sondern die zahlreichen und vielfältigen Figuren, die durch das Haus huschen.
Viel Stoff, viel Spaß
Wer die Serie nicht kennt, wird anfangs dabei durchaus so seine Probleme haben. Regisseur Michael Engler, der auch einige Folgen der Serien inszenierte, ging offensichtlich davon aus, dass vorrangig Fans in die Kinos kommen würden und verzichtete daher auf eine Vorstellungsrunde. Wer die Leute sind und in welcher Verbindung sie zueinander stehen, das wird erst mit der Zeit klar. Glücklicherweise sind sie aber so gut gezeichnet, dass auch Außenstehende sie kennen und lieben lernen können. Das ist nicht zuletzt ein Verdienst des großartigen Ensembles. Maggie Smith (The Lady in the Van) stiehlt dabei regelmäßig die Show, wenn sie als genüsslich-bissiges Biest für jeden einen fiesen Spruch auf Lager hat. Aber auch die anderen setzen Glanzpunkte – so viele, dass man kaum sagen kann, wer hier eigentlich zu den Hauptfiguren zählt und wer nicht.
Dabei schwankt die Qualität der Geschichten aber durchaus. Der Versuch, an einer Stelle noch ein bisschen Action und Genre-Elemente hineinzubringen, ist beispielsweise nicht sonderlich geglückt, da er weder spannend ist, noch zu den Figuren etwas beizutragen hat. Und auch der Einsatz, gesellschaftlich relevante Themen unterzubringen, wirkt schon ein wenig bemüht, wenngleich natürlich sympathisch. Aber trotz der diversen Einschränkungen, Downton Abbey ist eine würdige Fortsetzung, die einerseits noch einmal einen wehmütigen Schlusspunkt setzt und doch auch ein wenig die Tür offen hält für weitere Geschichten aus dem englischen Adel. Wenn sie so unterhaltsam sind wie hier, dann ist dagegen auch nichts einzuwenden. Selbst wer nichts mit Historiendramen und Royalty Gossip anfangen kann, darf hier eine Menge Spaß haben.
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