Schon seit vielen Jahren ist Jarvis Dolan (Eddie Marsan) Moderator einer politischen Radio-Talkshow, die aber aktuell wenig Hörer begeistert. Zudem musste er privat die Folgen seiner recht offenen Art der Ansprache sowie der Behandlung politischer Themen ertragen. Die Chefetage des Senders möchte, dass Dolan mit seinem alten Partner Andrew (Paul Anderson) seine frühere, eher auf Entertainment ausgelegte Show wieder aufleben lässt, was Jarvis nicht sonderlich gefällt. Jedoch ist dies nicht das einzige Ereignis in diesem ohnehin durchwachsenen Abend, denn kurz nachdem Jarvis das letzte Mal mit seiner Show „The Grim Reality“ auf Sendung gegangen ist, wird sein Studio von zwei Maskierten überfallen und seine Mitarbeiter als Geiseln genommen. Die vermummten Männern zwingen den Moderator einen von ihnen verfassten Text vorzulesen und das Programm nach ihren Vorstellungen zu gestalten.
Im Zentrum der Angst
Mit Feedback legt der spanische Regisseur Pedro C. Alonso seinen ersten Langfilm vor, nachdem er viele Jahre bei Kurzfilmen die Regie führte und als Produktionsdesigner an vielen Projekten mithalf. Zudem hat er lange Zeit in der Werbeindustrie seiner Heimat gearbeitet.
Viele dieser Haltestellen in seinem Lebenslauf sieht man seinem Debütfilm an, insbesondere in den Bereichen Ausstattung und Set Design. Ganz besonders viel Wert legen Alonso und Kameramann Ángel Iguácel in der Inszenierung jenes Radiostudios, welches in vielen Szenen eher etwas von einem Bunker hat, einem Nervenzentrum, in welchem sich die Emotionen langsam aber sich bis zum Brennpunkt steigern. Die intensiven Farben in vielen Einstellungen geben dem Geschehen zudem etwas Unwirkliches und sehr Albtraumhaftes, was nicht zuletzt die unausweichliche Eskalation des Geschehens begleitet und bereits vorausdeutet.
In Kombination mit Charakteren wie dem von Eddie Marsan gespielten Jarvis Dolan gleicht das Studio einer mächtigen Schaltzentrale. Der mächtige Konferenztisch umgeben von einem Sammelsurium an Technik bietet ein (vermeintlich) sicheres Refugium, von dessen Warte aus man seine jeweiligen Stimmungen in die Welt verbreiten kann. Spricht der agitatorisch auftretende Jarvis von der Bevölkerung, gleicht dies einer für ihn abstrakten Größe, die er nach Belieben ausblenden kann mithilfe eines Knopfdruckes. Trotz der schlimmen Umstände, die ihm in jüngster Vergangenheit zustießen, wirken seine Tiraden auf Trolle in den sozialen Medien oder die politische Kaste seiner Heimat wie Selbstbeweihräucherung und blinde Wut. Mit den Vermummten verschafft sich dann eben jene Realität Zutritt zu seinem Studio, als deren Sprachrohr er sich verstanden sehen will.
Das Spiel mit der Wahrheit
In ersten Reaktionen auf Alonsos Film findet sich die Etikette eines Horrorfilms wieder, der die Stimmung des Vereinigten Königreiches in Zeiten des Brexit widerspiegelt. Ob man diese politische Lesart des Films teilt oder nicht, soll dem Zuschauer überlassen sein, betont aber das Gefühl der Wut, das den Streifen bis zuletzt definiert. Vom Radiomoderator, der auf Unbekannte im Netz schimpft, oder dem von Trauer zerfressenden Familienvater sucht die Wut immer ein Ventil, ein Ziel, an dem sie sich orientieren kann. Strukturell sieht Alonsos und Alberto Marinis Skript diesen Prozess der Entladung als natürlich an.
Clever ist zudem das Spiel mit der Wahrheit, mit verschiedenen Narrativen. Trotz seiner oftmals resignierten Haltung sind Menschen wie Jarvis oder Andrew süchtig nach dieser Plattform der Medien, welche eine Verbreitung der eigenen Sichtweise sowie die damit einhergehende Popularität nach sich zieht. „Ich bin hier, um eine Geschichte zu erzählen“, ausgesprochen von einer der Figuren im Film, fasst zusammen, dass es sich hierbei immer nur um die Annäherung an eine Wahrheit (oder dessen Verfälschung) handelt. Problematisch wird dies, wenn die Macht über dieses Narrativ Menschenleben fordert und ruiniert.
(Anzeige)