Vier Superreiche, ihres Zeichens Vertreter der globalen Elite, werden von einer Gruppe Aktivisten festgehalten. Das Ziel dabei: die Superreichen sollen für ihre Taten in Hinblick auf die Ausbeutung des Planeten zur Verantwortung gezogen werden. Irgendwann gerät der Plan jedoch ins Wanken, da beide Seiten – die Verkörperung von Arm und Reich – einfach nicht zusammenkommen. Jake De Long (Martin McCann), der Anführer des Aktivistenkollektivs, muss daraufhin einsehen, dass er zu drastischeren Maßnahmen greifen muss, um die Machtvollen gefügig zu machen …
Radikalität im Kino
Nicht erst seit Uwe Boll, der mit den Rampage-Filmen auf Empörung stieß, erleben wir eine zunehmende Radikalität im Kino. Vereinzelte Kinofilme zeigen uns in der Hinsicht, dass das Medium Film nach wie vor als Sprachrohr für gesellschaftliche und politische Missstände genutzt wird. Egal ob es sich nun um gesellschaftliche Normen, um den Ausdruck von Politikverdrossenheit oder um den generellen Zustand der Welt in puncto Ungleichheit handelt, die Reihe an Filmen, in denen es um Systemkritik in irgendeiner Form geht, wird immer länger. Pol Cruchtens neuestes Werk Dark Justice – Du entscheidest! reiht sich in diese Reihe wunderbar ein, weil er auf der einen Seite den Klassenkampf zwischen Arm und Reich präzise festhält, auf der anderen Seite aber auch an ein radikales Umdenken auf globaler Ebene appelliert. Während diese Komponente ideologisch gesehen recht lobenswert ist, fällt die Dramaturgie dagegen aber eher unspektakulär aus.
Repräsentanten von Welt
Besonders interessant wird es, wenn wir uns die Figuren genauer ansehen. Die Gruppe der Superreichen besteht aus einer Umweltministerin, einem milliardenschweren Aktionär eines Ölunternehmens, einer Strippenzieherin im Investmentsektor und einem Unternehmer eines multinationalen Konzerns. Ideologisch gesehen werden hierbei die Politik, der Kapitalismus und die grundsätzliche Gier im Menschen repräsentiert. Dem gegenüber steht das vierköpfige Kollektiv, bestehend aus einem Whistleblower, einem Hacker, einer Aktivistin mit einem medialen Hintergrund und einem Opfer, der unmittelbar von der Ausbeutung in seinem Wohnort betroffen gewesen ist. Verallgemeinert könnte man also sagen, dass Rebellen, Systemgegner und Geschädigte zusammenfinden, die ein wenig an das Anonymous-Kollektiv erinnern. Diese symbolische Darstellung von Arm und Reich ist in der Hinsicht sehr gelungen, da exakt die Rollen gewählt wurden, die ein Stück weit den aktuellen Zeitgeist einfangen.
Cyberaktivismus gegen den Status Quo
Das Besondere an Dark Justice – Du entscheidest! bzw. Justice Dot Net, wie der Titel auch schon verdeutlicht, ist der zentrale Cyberaktivismus, der sich den gesamten Film durchzieht. Das Geschehen, sprich der Raum, in dem die Elite gefangen gehalten wird, wird im Internet live übertragen. Irgendwann stellt sich dann für jeden einzelnen Zuschauer die Frage, ob die gefangengehaltenen Menschen schuldig sind. Pol Cruchten schlägt mit seinem Werk daher einen leicht anderen Weg als die meisten Filme, in denen Selbstjustiz von Einzelpersonen begangen wird, ein. Den vier Systemgegnern geht es nämlich letztlich um die globale Gemeinschaft, welche sich zusammenschließt und gegen die Elite vorgeht. Dies wirft am Ende die Frage auf, wie realitätsnah dies in Hinblick auf die reale Welt ist. Im gegenwärtigen Zeitalter von Wikileaks, Cyberkriminalität (Stickwort Hackerangriffe auf Politiker und Regierungen) und der zunehmenden Anzahl an Demonstrationen kommt der Film aber genau zur rechten Zeit.
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