Shadow Ying
© Constantin Film
Shadow Ying
„Shadow“ // Deutschland-Start: 6. Januar 2020 (Kino) // 13. Februar 2020 (DVD/Blu-ray)

Es ist schon eine Weile her, dass Ziyu (Chao Deng), der oberste General des Königreichs Pei, im Kampf gegen seinen Widersacher Yang (Jun Hu) verloren hat, was zum Verlust der wertvollen Stadt Jingzhou geführt hat. Seither herrscht zwar Frieden im Land, auch weil Peis König Peiliang (Kai Zheng) diesen um jeden Preis bewahren möchte. Doch die Schmach liegt Ziyu noch immer schwer auf der Seele. Als er sich dazu hinreißen lässt, Yang zu einem Duell um die Stadt herauszufordern, reagiert Peiliang erbost und bietet seine eigene Schwester Qingping (Xiaotong Guan) zur Befriedung der Situation an. Doch auch jemand anderes plant aus dem Schatten heraus, in diesen Konflikt einzugreifen und für sich zu nutzen …

Für eine kurze Zeit um die Jahrtausendwende waren sogenannte Wuxia-Filme, im historischen China angesiedelte Martial-Arts-Titel, so erfolgreich, dass sie sogar bei uns im Kino gezeigt wurden. Der bekannteste war sicherlich Tiger & Dragon, der seinerzeit für 10 Oscars nominiert wurde und weltweit zum Kassenschlager wurde. Aber auch Yimou Zhang trug mit seinen Filmen Hero und House of Flying Daggers dazu bei, dass dieses Nischegenre im Mainstream wahrgenommen wurde. Seither ist es still geworden um den chinesischen Regisseur. Diverse Filme wurden erst gar nicht mehr veröffentlicht, sein groß angelegtes Bombast-Comeback The Great Wall wurde am Ende zu einem Verlustgeschäft.

Kunstvolles Stillleben
Mit Shadow macht der inzwischen 69-jährige Filmemacher aber vieles vergessen, was in den letzten Jahren nicht gut gelaufen ist. Und das obwohl der neueste Titel nur bedingt mit den vorherigen Werken zu vergleichen ist. Zwar nimmt uns Zhang erneut mit ins alte China, genauer in die Zeit der drei Reiche. Und natürlich werden hier irgendwann auch die Fetzen fliegen, schließlich herrscht gerade Krieg, auch wenn der formale Frieden das Gegenteil behauptet. Der Anblick lohnt sich auch dadurch, ist gleichzeitig kunstvoll und grotesk. Bis es aber tatsächlich zur Sache geht, vergeht schon eine ganze Weile. Und selbst auf dem Höhepunkt des Geschehens stehen die Kämpfe nie im Mittelpunkt, sind vielmehr Mittel zum Zweck.

Wer angesichts des Settings und des Regisseurs auf elegant herumwirbelnde Helden und epische Schlachtengemälde spekuliert, der wird hier daher weniger glücklich sein. Zhang lässt sich viel Zeit, um das Szenario und die Figuren vorzustellen, inklusive der etwas komplizierten Beziehungen untereinander. Ob es das in der Ausführlichkeit gebraucht hätte, darüber kann man sich streiten. Shadow riskiert vor allem am Anfang, ungeduldigere Naturen im Publikum mit den sehr langen Dialogen zu verprellen. Später wird die Balance zwischen Worten und Taten zwar ausgeglichener, der Film bleibt aber einem Drama näher als einem Actionfilm, ist mehr an den Figuren interessiert und den diversen Intrigen.

Vorsichtiges Herantasten an den Feind
Shadow gleicht einem riesigen Schachbrett, auf dem mit viel Bedacht ein Zug nach dem anderen gemacht wird, um später den König zu schlagen. Wobei der Film offen lässt, wer hier nun Bauer ist und wer Befehlshaber, wer wie viel über die Züge der anderen weiß. Spannend ist das durchaus, selbst wenn die Strategien eher simpel sind. Dafür ist das Motiv von Yin und Yang, zwei gegensätzlichen und sich doch ergänzenden Elementen, etwas überstrapaziert. Wie bei den anfänglichen Dialogen auch neigt Zhang dazu, das alles sehr ausführlich dazulegen, damit es jeder versteht. Und für den Fall, dass es dennoch nicht angekommen sein wollte, wird auf den Kampfplatz das berühmte Symbol der beiden in sich greifenden schwarzen und weißen Tropfen aufgemalt.

Wobei diese etwas andere Arena durchaus schön anzusehen ist, so wie Shadow allgemein ein einziges Fest fürs Auge ist. Das Historiendrama, das auf den Filmfestspielen von Venedig 2018 Weltpremiere feierte, wählte sowohl für die Kulissen wie auch die Kostüme fast ausschließlich Weiß-, Schwarz- bzw. Grautöne. Das wirkt oft so, als hätte Zhang einen tatsächlichen Schwarzweißfilm gedreht, weshalb die gelegentlichen Farbtupfer umso stärker wirken. An der Stelle kommt dem Film auch die verhaltene Action zugute, gleichen die Aufnahmen doch mehr kunstvollen, äußerst detailverliebten Gemälden. Wer solche Filme zu schätzen weiß und im Idealfall auch eine Vorliebe für die asiatische Kultur mitbringt, der sollte das hier auf keinen Fall verpassen. Fans von Martial-Arts-Einlagen sind dann aber doch besser beim klassischen Material aufgehoben oder sollten einen Blick auf das wuchtige, überzogene Kingdom werfen.



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„Shadow“ verspricht, das inzwischen brach liegende historische Martial-Arts-Genre wiederzubeleben, löst dieses Versprechen aber nur teilweise ein. Actionszenen gibt es, die sind jedoch eher kurz. Stattdessen wird bei diesem Kampf um eine Stadt in erster Linie viel geredet und intrigiert. Auch das ist spannend. Vor allem aber ist die im alten China spielende Geschichte ein Fest fürs Auge, auch wegen der monochromen Anmutung.
8
von 10