The Kitchen Queens of Crime
© Warner Bros.

The Kitchen: Queens of Crime

The Kitchen Queens of Crime
„The Kitchen: Queens of Crime“ // Deutschland-Start: 19. September 2019 (Kino)

New York, 1978. Auch wenn Kathy Brennan (Melissa McCarthy), Ruby O’Carroll (Tiffany Haddish) und Claire Walsh (Elizabeth Moss) sehr unterschiedlich sind, eines haben sie doch gemeinsam: Sie stecken richtig in der Klemme. Bislang waren es ihre Ehemänner gewesen, die sich um die kümmerten und das Geld nach Hause brachten. Doch das nahm ein jähes Ende, als die drei beim Versuch, einen Schnapsladen zu überfallen, festgenommen wurden. Zwar greift ihnen das organisierte Verbrechen finanziell ein bisschen unter die Arme. Das reicht aber hinten und vorne nicht aus. Und so beschließen die drei, in das Schutzgeldgeschäft einzusteigen. Tatsächlich haben sie damit überraschend viel Erfolg. Zu viel Erfolg, denn die bisherigen Erpresser aus Brooklyn sehen das mit der Konkurrenz gar nicht gern …

Im Moment läuft es nicht so gut bei Andrea Berloff. Nachdem ihre ersten drei Drehbucharbeiten durchaus von den Kritikern gelobt wurden, darunter das für einen Oscar nominierte Straight Outta Compton, kann man das von dem anschließenden Sleepless – Eine tödliche Nacht kaum behaupten. Und auch The Kitchen: Queens of Crime, mit dem die US-Amerikanerin zusätzlich ihr Regiedebüt gibt, fiel durch, enttäuschte zudem an den Kinokassen. Dabei waren die Voraussetzungen eigentlich gar nicht so schlecht. Und es ist auch nicht alles an dem Film missglückt. Es passt nur vieles nicht wirklich zusammen.

Soll ich jetzt lachen?
Schon bei der Besetzung hätte man irgendwie stutzig werden können. Wenn Melissa McCarthy und Tiffany Haddish zwei der drei Hauptrollen in einem Film übernehmen, dann kann das basierend auf ihrer Filmografie doch eigentlich nur eine Komödie sein. Stimmt aber nicht. Und stimmt dann doch. Tatsächliche Witze gibt es in The Kitchen: Queens of Crime keine, auch wenn man an mancher Stelle den Eindruck hat, das könnte als ein solcher gemeint gewesen sein. Beispielsweise sind die Einschüchterungsversuche der drei eher putzig als bedrohlich. Es wird nie wirklich klar, warum sich die Leute darauf einlassen oder auch, wie die mächtige Konkurrenz sie einfach so gewähren lassen kann.

Irritierend ist aber auch, wie die drei als Heldinnen dargestellt werden sollen. Natürlich ist ihre Situation unerfreulich, weshalb ihnen anfangs die Sympathien sicher sein dürften. Aus ihren Schutzgelderpressungen derart harmlose Bagatellen zu machen, ist aber ebenso bizarr wie bei The Mule oder Barry Seal – Only in America, wo Drogendealer als nette Leute mit kleinen Fehlerchen charakterisiert werden. Motto: Das ist alles nicht so schlimm, so lange es nur die richtigen machen! Hier ist es aber noch eine ganze Spur irritierender. Denn während bei den obigen Kollegen noch einigermaßen glaubwürdig demonstriert wurde, wie Unschuldige in eine böse Geschichte geraten, da wird hier das Böse schulterzuckend in Kauf genommen.

Am Ziel vorbeigeschossen
Das hätte funktionieren können, wäre The Kitchen: Queens of Crime eben als Komödie umgesetzt worden, so wie die anderen eben auf Humor setzten. Doch die Geschichte um drei Hausfrauen, die irgendwann über Leichen gehen, will eigentlich dramatisch sein. Der Film meint das tatsächlich ernst, was hier gesagt wird, obwohl vieles völlig absurd ist. Domhnall Gleeson als psychopathischer Ex-Soldat beispielsweise wäre ideal für eine schwarze Komödie gewesen. Aber hat nicht sollen sein. Aus diesem Grund scheitert die Adaption der Graphic Novel von Ollie Masters und Ming Doyle auch zum Ende hin, wenn es tragisch werden soll, erzielt einfach keine Wirkung. Wobei das auch an der dürftigen Figurenzeichnung liegt, die dem Trio nicht sonderlich viel mit auf den Weg gibt. Man erfährt zu wenig über sie, als dass man am Ende wüsste, wer sie waren. Es ist einem letztendlich dann auch irgendwie egal.

Dem gegenüber steht eine Ausstattung, die ein wirklich schönes 70er Jahre Gefühl vermittelt. Und natürlich konnte Berloff ein hochkarätiges Ensemble für sich gewinnen. Einer der Höhepunkte ist Margo Martindale (Plötzlich Familie) als heimliche Gangster-Chefin mit Grabesstimme und No-Nonsens-Miene. Aber das ist nicht genug, The Kitchen: Queens of Crime ist weder sonderlich unterhaltsam, noch bewegend oder spannend. Wer einen Film über Ehefrauen, die zu Verbrecherinnen werden, sehen möchte, sollte daher lieber zu Widows – Tödliche Witwen greifen. An diesen kommt das hier, trotz diverser Wendungen, nicht ansatzweise heran, enttäuscht gerade wegen der vielen guten Bestandteile als nur mäßiges Krimidrama.



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Selbst ist die Frau! In „The Kitchen: Queens of Crime“ werden drei Ehefrauen zu Schutzgeld-Erpresserinnen, nachdem die Männer im Knast hocken. Die Comic-Adaption wirkt immer so, als hätte sie eigentlich eine Komödie sein wollen, aber keine sein dürfen. Das Ergebnis ist weder unterhaltsam noch spannend, irritiert in erster Linie durch die Verharmlosung der Verbrechen und die vergeblichen Versuche, das Trio als Identifikationsfiguren zu etablieren.
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von 10