Unlocked
© Universum Film

Unlocked

Unlocked
„Unlocked“ // Deutschland-Start: 20. Oktober 2017 (DVD/Blu-ray)

Seit dem katastrophalen Einsatz in Paris, bei dem viele ums Leben kamen, ist schon einige Zeit vergangen. Doch noch immer hat die CIA-Agentin Racine (Noomi Rapace) mit dem Vorfall zu kämpfen und möchte nie wieder raus in den Einsatz. Als jedoch ein Mann gefangen genommen wird, der zu einem wichtigen Terrornetzwerk gehören und über wichtige Informationen verfügen soll, gibt es keine Ausreden mehr: Ihr großes Talent bei Verhören ist gefragt, um einen furchtbaren Anschlag zu verhindern. Tatsächlich gelingt es ihr auch, den Verdächtigen zu knacken, muss dabei aber feststellen, dass irgendjemand ein doppeltes Spiel mit ihr spielt und sie nicht mehr weiß, wer eigentlich Freund, wer Feind ist …

9/11 und seine Folgen: Nach diesen und anderen verheerenden Terroranschlägen waren Panik und Wut verständlicherweise hoch, es musste alles dafür getan werden, dass solche Angriffe in Zukunft vermieden werden. Inzwischen begegnet man dem Thema wieder mit etwas mehr Ambivalenz, eine Reihe von Filmen zeigt auf, wie sehr die vermeintlich gute Seite Menschenrechte beiseiteschob und selbst zu schockierenden Taten bereit war – darunter die Enthüllungsthriller The Report und Official Secrets, in denen die jeweiligen Regierungen auf äußerst dreckige Weise die Wahrheit vertuschen wollten.

Bist du verrückt?
Der Thriller Unlocked, der unter dem Alternativtitel Die Spezialistin im Fernsehen gezeigt wird, geht teilweise in eine ähnliche Richtung, wobei der Schockfaktor nicht ganz so hoch ausfällt. Das hängt zum einen natürlich damit zusammen, dass der Film hier auf keiner wahren Begebenheit basiert. Zum anderen ist die Geschichte auch zu absurd. Vor allem zum Ende hin, wenn sie diverse Haken schlägt und enthüllt, wer auf wessen Seite steht – und warum –, darf man schon mal ein bisschen stirnrunzelnd auf den Bildschirm starren. Ist das eben wirklich passiert? War das ernst gemeint? Wer genau hielt das hier noch mal für eine gute Idee, einen solchen Blödsinn zu schreiben?

Wobei nicht alles in Unlocked so grotesk ist. Vieles ist sogar ziemlich gewöhnlich. Zu gewöhnlich: Im Großen und Ganzen ist es schon sehr vorhersehbar, was Drehbuchautor Peter O’Brien da geschrieben hat. Die große Wendung dürfte beispielsweise für einigermaßen genreaffine Zuschauer und Zuschauerinnen keine sein. Auch der grundsätzliche Ablauf des Films lässt wenig Raum für Überraschungen. Er macht einfach das, was man in einem solchen Fall macht, inklusive der Actionszenen und Verfolgungsjagden, des einen oder anderen Verrats. Denn in der Welt der Agenten und Terroristen kann man ja grundsätzlich niemandem trauen.

Der ganz gewöhnliche Agentenalltag
Das ist alles schön funktional, erfüllt seinen Zweck. Es gibt aber relativ wenig, was dem Film helfen würde, aus dem breiten Angebot an Spionagethrillern hervorzustechen. Dass hier ausnahmsweise mal eine Frau an vorderster Front steht, das ist sicherlich schön. Nur ist Racine keine besonders aufregende Figur – nicht zuletzt weil Noomi Rapace (What Happened to Monday?) einen recht hölzernen Auftritt hinlegt, völlig frei von Persönlichkeit oder Charisma. Nicht einmal ihr mit sich herum getragenes Trauma kann etwas daran ändern, dass die toughe Agentin den Film nicht wirklich trägt. Coolness schön und gut, es sollte aber nicht ins Desinteresse abdriften.

Auch der Rest des überaus prominenten Ensembles, zu dem Orlando Bloom, Michael Douglas, John Malkovich und Toni Collette gehören, bekommt zu wenig Stoff, um damit etwas Interessantes anzufangen. Ein Grund: Unlocked ist derart vollgestopft mit Figuren, dass für Einzelpersonen kein Raum mehr bleibt. Die wenigsten werden sich im Anschluss daran erinnern können – oder wollen –, wer eigentliche welche Funktion ausübte. Denn es spielt auch keine wirkliche Rolle. Das reicht dann aus, um sich irgendwie die anderthalb Stunden zu vertrieben, die der Thriller für sich einfordert. Aber nicht, um sich im Anschluss groß daran zu erinnern: Der Film ist billige Konfektionsware, die mit schönen Bildern und illustren Namen davon ablenken will, dass sie nicht wirklich was zu erzählen hat.



(Anzeige)

„Unlocked“ aka „Die Spezialistin“ lockt mit zahlreichen großen Namen vor den Bildschirmen, lässt einen im Anschluss aber enttäuscht zurück. Die Hauptfigur ist zwar kompetent in ihrer Arbeit, ansonsten aber völlig uninteressant. Der Film selbst schwankt zwischen vorhersehbaren 08/15-Szenen und absurdem Blödsinn, ist dazu mit viel zu vielen Figuren vollgestopft, die keine wirkliche Funktion haben.
5
von 10