Es ist Sommer! Den verbringen Koko (Marko Tocilj) und seine Freunde mit Vorliebe am See und erzählen sich gruselige Geschichten. Bis etwas in ihrem direkten Umfeld geschieht, das noch viel gruseliger ist. Ein Einbrecher treibt sein Unwesen und klaut den Leuten was nicht niet- und nagelfest ist. Das müssen nicht einmal wertvolle Gegenstände sein. Wer stiehlt denn bitteschön Rasenmäher und Kinderfahrräder? Richtig zum Lachen ist das Ganze aber nicht, da der Fiesling auch noch einen Hund vergiftet hat. Der Täter muss geschnappt werden, so viel ist klar. Und da die Polizei dieser Aufgabe nicht gewachsen zu sein scheint, gehen die Kinder bald selbst auf die Jagd …
Dieses Jahr haben Kinderdetektive im deutschen Kino richtig viel zu tun. Erst gab es mit TKKG eine Neuverfilmung der berühmten Jugendbuchreihe von Rolf Kalmuczak, anschließend wagten Die drei !!! ihr Glück, die Mädchen-Variante des Dauerbrenners Die drei ???. Da passt es doch ganz gut, wenn einige Wochen später mit Das Geheimnis des grünen Hügels ein weiterer Film die Nachfrage bedient. Auch hier sind es Kinder, die letztendlich mysteriösen Vorkommnissen auf die Spur kommen müssen. Auch hier liefert ein Buch die Vorlage, dieses Mal von dem 2012 verstorbenen kroatischen Autor Ivan Kušan, der in den 1950ern eine ganze Reihe um die aufgeweckten Freunde geschrieben hat.
Zeitlose Nostalgie
Die Filmversion wurde zwar in die Gegenwart verlegt, soweit sich das erkennen lässt. Aber im Grunde ist Das Geheimnis des grünen Hügels ein Werk, das seine jahrzehntealten Wurzeln stolz vorzeigt und eine betont zeitlose Note hat. Dafür ist ein Schauplatz irgendwo in der kroatischen Provinz, fernab von der Hektik des Alltags natürlich ideal. Vieles hier ist so universell, dass es völlig egal ist, wann die Geschichte spielt oder auch in welchem Land sie spielt. Anders als so mancher Kinder- und Jugendfilm, der unbedingt vom Zeitgeist profitieren will, ist das hier so klassisch, dass das Abenteuer zwar etwas altmodisch wirkt, aber eben auch noch viele Jahre später funktioniert, wenn andere von den Entwicklungen überholt wurden.
Ein Grund, weshalb der Film diese universelle Note hat: Er beschränkt sich eben nicht nur darauf, einen Kriminalfall lösen zu wollen. Vielmehr baut der Beitrag vom Kinderfilmfest München 2017 auch gesellschaftliche und sehr persönliche Aspekte ein. So müssen die Kinder beispielsweise lernen, dass das Leben kein bloßes Abenteuer ist, wie sie es aus ihren Büchern und Erzählungen kennen. Die Realität sieht oft etwas anders aus, ist weder so aufregend noch so schön, wie sie es sich ausgemalt haben. Manchmal kann es auch richtig traurig werden, wenn Leute Dinge tun, die sie nicht tun sollen und auch gar nicht tun wollen.
Viele Kinder, viele Geschichten
Wobei der Erzählton von Das Geheimnis des grünen Hügels durchaus locker und heiter ist. Wie so viele der Coming-of-Age-Geschichten der letzten Zeit, die mit dem Genreumfeld spielen, lebt das hier sehr von den durchaus humorvoll aufgezogenen Interaktionen der einzelnen Kinder. Und natürlich auch von den unterschiedlichen Charakteren, die von gewitzt bis übermütig alles enthalten. Dass in der Runde gerade mal ein Mädchen ist, das zudem nicht immer ernst genommen wird, ist ein nicht ganz so schönes Überbleibsel der 50er Jahre. Maricia verkommt dadurch ein wenig zum Quotenmädchen. Immerhin darf sie aber auch selbst etwas zur Lösung des Falls beitragen, was ihren Anhängselstatus etwas relativiert.
Dieser Fall gerät dabei immer mal wieder etwas aus dem Fokus. Insgesamt ist die Vermengung der unterschiedlichen Elemente aber geglückt. Zumindest das Zielpublikum wird die oft auch nachts stattfindenden Ermittlungen spannend finden, zu jung sollten die Zuschauer und Zuschauerinnen daher nicht sein, um mit der unheimlichen Atmosphäre umgehen zu können. Richtig gefährlich wird es aber nicht. Wer für den Nachwuchs noch einen Film sucht abseits der hektischen Animationsfilme mit Dauerbeschallung, findet hier eine deutlich ruhigere und auch sympathische Alternative, die es allemal mit den deutschen Kollegen aufnehmen kann.
OT: „Uzbuna na Zelenom Vrhu“
IT: „The Mystery of Green Hill“
Regie: Čejen Černić
Drehbuch: Hana Jusic
Vorlage: Ivan Kušan
Musik: Dinko Appelt
Kamera: Danko Vucinovic
Besetzung: Marko Tocilj, Alex Rakos, Jan Pentek, Tin Gregoric, Jakov Piljek, Sara Colakovic
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