Bislang war das Leben der 18-jährigen Jessica (Luna Wedler) eigentlich in sehr geregelten Bahnen verlaufen. Sie lebt noch bei ihren Eltern, hilft in deren Catering-Betrieb aus, den sie später, das steht mehr oder weniger schon fest, auch einmal übernehmen wird. Doch dann wird ihre komplette Welt auf den Kopf gestellt, als sie eines Tages dem zwei Jahre älteren Danny (Jannik Schürmann) über den Weg läuft, der mit seiner Model-Karriere richtig viel Geld verdient. Nach einigen anfänglichen Missverständnissen ist für Jessica klar, dass er der Mann ihres Lebens ist. Dabei ahnt sie jedoch nicht, dass er einige dunkle Geheimnisse in sich trägt, die das junge Glück überschatten …
Es ist immer tragisch, wenn Menschen jung sterben müssen. Erst recht, wenn dadurch auch noch eine Beziehung ihr vorzeitiges Ende findet, die eigentlich – so der Eindruck – ewig währen müsste. Das wissen natürlich auch die Filmemacher, weshalb in schöner oder weniger schöner Regelmäßigkeit Titel auf den Markt kommen, in denen genau das passiert. Der große Klassiker ist da sicher Love Story, das 1970 jede Menge gebrochene Herzen hinterließ. In den letzten Jahren waren es beispielsweise Das Schicksal ist ein mieser Verräter und Drei Schritte zu dir, welche den Taschentuchverbrauch sprunghaft anstiegen ließen.
Doppelt hält besser
Nun folgt mit Dem Horizont so nah ein deutscher Versuch, es den großen und gewinnträchtigen Hollywood-Kollegen gleichzutun. In Papierform hat das schon einmal gut funktioniert, der gleichnamige Roman von Jessica Koch – Auftakt der Danny-Trilogie – war ein Bestseller. Und damit das auch in der Filmvariante gut rüber kommt, wurden zwei begehrte Nachwuchstalente engagiert: Luna Wedler (Das schönste Mädchen der Welt) und Jannik Schümann (Die Mitte der Welt). Die sind nicht nur beliebt, sondern auch gut aussehend. Denn nur wenn die Leute auf der Leinwand so attraktiv sind, dass das Publikum sich selbst in diese verlieben würde, geht ihnen das Schicksal auch tatsächlich nahe.
Das ist natürlich irgendwo zynisch. Aber Hemmungen zeigt Dem Horizont so nah allgemein sehr wenige. Ob es nun die melodramatische Musik ist oder die oft gestelzten Dialoge, da wird lieber einmal zu viel auf das Publikum eingeprügelt als einmal zu wenig. Die deutsche Produktion geniert sich nicht, nach Herzenslust die Zuschauer und Zuschauerinnen zu manipulieren. Wer mit derartigen Werken ein Problem hat, der braucht das hier erst gar nicht zu versuchen. Kitsch und große Gefühle werden zelebriert, Natürlichkeit von keinem als erstrebenswertes Ziel wahrgenommen. Der Film will lieber Bilder einer übergroßen Liebe hervorrufen, als sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Oder der Realität. Auch wenn noch so sehr darauf bestanden wird, dass das alles auf einer wahren Geschichte basiert, authentisch fühlt sich hier nichts an.
Zu gut, um wahr zu sein
Vor allem bei der Figur von Danny wurde so dermaßen dick aufgetragen, dass man gar nicht mehr hinterherkommt mit dem Augenrollen. Ein erfolgreiches Model, das gleichzeitig eine Kickbox-Karriere macht, Gedichte zitiert, dazu in einer Luxuswohnung lebt, die aus einem Lifestyle-Magazin entrissen wurde. Persönlichkeit ist da nicht, Hauptsache es sieht irgendwie schick aus. Ein Gefühl für die 90er – die Geschichte spielt damals, weil sie heute gar nicht mehr funktionieren würde –, entsteht dabei nicht. Da braucht es schon mehr als einen Gameboy, der an einer Stelle als Alibiobjekt eingebaut wurde. Und wenn dann noch die dunklen Geheimnisse ans Tageslicht kommen, die aus dem profillosen Danny eine tragische Gestalt machen sollen, hat man ohnehin schon jede Hoffnung verloren, einen einigermaßen lebensnahen Film zu sehen.
Dass Dem Horizont so nah zumindest noch so das Mittelfeld erreicht und nicht ganz in den Abgründen eines ähnlich lächerlichen After Passion versumpft, das ist in erster Linie auf das Ensemble zurückzuführen. Auch wenn Wedler und Schümann in erster Linie schöne Projektionsflächen sein sollen, so steckt dahinter eben doch auch handfestes Schauspieltalent. Wenn der Film den beiden die Gelegenheit gibt, dieses auch einmal auszuspielen, ohne alles gleich mit tonnenschwerem Ballast beschweren zu wollen, dann zeigt das Drama, wie viel die Konstellation wert ist. Wie viel mehr sich aus dem Ganzen auch hätte herausholen lassen. So bleibt ein Film, der sicher sein Publikum finden wird, aber doch unter seinen Möglichkeiten verkümmert, weil er viel zu hoch hinaus wollte.
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