Was hatte Rudy Ray Moore (Eddie Murphy) nicht für große Pläne! Ein umschwärmter Star wollte er sein, als Comedian von allen vergöttert! Stattdessen müht er sich von Nummer zu Nummer, wird von kaum jemandem beachtet und verdient sich sein Geld in einem Plattenladen. Bis er eines Tages auf die Idee kommt, unflätige Reime einzubauen, die er auf der Straße aufgesammelt hat. Tatsächlich geht der Plan auf, schnell wird er zur Sensation, die es bis in die Charts schafft. Doch Moore will noch mehr, er will auf die Leinwand und die ganz dicke Schauspielkarriere. So überzeugt ist er von seinem Vorhaben, seine Kunstfigur Dolemite auch in die Kinos zu bringen, dass er sein gesamtes Geld in das Projekt steckt. Dabei hat er vom Filmemachen so gar keine Ahnung …
Still war es zuletzt um Eddie Murphy geworden. In den 80ern noch einer der größten Stars Hollywoods sank sein Stern mit den Jahren zunehmend. Zuletzt hangelte er sich von Flop zu Flop, wurde für diverse Goldene Himbeeren nominiert und musste eine solche sogar als schlechtester Schauspieler der 2000er Dekade über sich ergehen lassen. In den 2010ern verschwand er dann fast vollständig von der Bildfläche. Das ist natürlich bitter. Wenn er in dem Netflix-Film Dolemite Is My Name nun einen Alleinunterhaltungskünstler spielt, den anfangs niemand sehen will, der es später aber doch noch schafft, dann fließt da mit Sicherheit auch eine persönliche Note des Schauspielers ein – die Geschichte des triumphierenden Moores soll auch sein eigener Triumph sein.
So schlecht, dass es Spaß macht
Vielleicht ist es auch als Triumph über seine Kritiker gedacht. Denn selbst als Moore Erfolge feiert, zunächst als Comedian, später mit Dolemite, er wurde gleichermaßen verspottet wie vergöttert. Der tatsächliche Film, dessen Hintergrundgeschichte Regisseur Craig Brewer hier erzählt, wurde 1975 zu einer Sensation, spielte ein Vielfaches seines Budgets ein und zog mehrere Fortsetzungen nach sich. Und das obwohl, oder auch weil, der Film eine Katastrophe war, der bei Kritikern nur Hohn und Spott verbuchen konnte. Aber er traf beim Publikum einen Nerv während der Blaxploitation-Ära und war so over the top, dass es nicht wirklich etwas Vergleichbares gab.
Ein solches Werk nachzuzeichnen, ist natürlich immer reizvoll. Da werden Erinnerungen an James Francos The Disaster Artist wach oder an Ed Wood, dessen Drehbuchduo Scott Alexander und Larry Karaszewski auch bei Dolemite Is My Name für das Skript zuständig war. Und natürlich hat auch Murphy selbst seine Erfahrungen mit schlechten Filmen in Filmen, Bowfingers große Nummer über einen absurden Guerilla-Kinodreh gehört zu seinen besten Werken. So wie obige Filme ist auch dieser hier erfüllt von dem Charme eines Mannes, der so voller Leidenschaft ist – nur völlig ohne jegliches Talent. Da darf man sich schon das eine oder andere Mal die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn die idiotischsten Ideen verfolgt werden. Oder eben auch herzhaft lachen.
Talentlos, aber nett
Wobei Dolemite Is My Name auch sehr darauf setzt, dass das Publikum Moore mag und nicht einfach nur auslacht. Anders als Tommy Wiseau in The Disaster Artist, der nicht nur untalentiert, sondern auch unheimlich war, da ist Moore der Träumer von nebenan. Ein netter Kerl, der sich mal überschätzt, in anderen Bereichen, etwa seinem Körpergewicht, aber auch ziemlich klein fühlt. Ein Normalo mit bescheuerten Ideen. Ob das dem tatsächlichen Moore so gerecht wird, das ist umstritten. Insgesamt ist der Film auch irgendwie zu nett und brav und erwartbar, selbst für ein Biopic. Ein Film, der so sehr gefallen will, wie es Moore wollte. Mit dem Unterschied, dass die Beteiligten hier tatsächlich wissen, wie so etwas geht.
Sehenswert ist die Komödie, die auf dem Toronto International Film Festival 2019 Weltpremiere hatte, sicherlich. Das gilt für den Inhalt wie auch die Ausstattung, die schönstes 70er Jahre Feeling verbreitet. Außerdem macht es einfach Spaß, Murphy dabei zuzusehen, wie er abwechselnd mit unflätigen Reimen um sich wirft und mit großen Augen vor sich her träumt, ein Kind, das nie ganz erwachsen geworden ist. Dolemite Is My Name mag vielleicht nicht so komisch sein wie die frühen Werke des Schauspielers, dafür fehlt ein wenig der nötige Schwung oder auch die Konsequenz. Aber es ist ein sympathisches Werk, das einem vor Augen führt, dass man die 80er-Jahre Ikone doch irgendwo vermisst hat, trotz des kläglichen Outputs in den letzten Jahren.
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