Im Dschungel, da macht Dora (Isabela Moner) so leicht niemand etwas vor. Kein Wunder, hat sie dort doch einen Großteil ihres Lebens verbracht, während ihre Eltern (Michael Peña, Eva Longoria) nach einer sagenumwobenen Inka-Stadt gesucht haben. Tatsächlich scheinen ihre Bemühungen endlich von Erfolg gekrönt zu sein, als sie einen entscheidenden Hinweis finden. Doch anstatt Dora mit auf die Expedition zu nehmen, schicken sie sie nach Los Angeles, um dort mit ihrem Cousin Diego (Jeffrey Wahlberg) die High School zu besuchen. Ganz einfach ist diese Umgewöhnung nicht, so richtig passt Dora ja nicht in das städtische Umfeld. Aber das muss sie ohnehin bald wieder verlassen, als sie, Diego und zwei Schulfreunde von finsteren Gangstern entführt und nach Peru verschleppt werden, in der Hoffnung so an die Inka-Stadt zu kommen …
Aus erfolgreichen Fernsehserien einen eigenen Kinofilm zu machen, das ist natürlich verführerisch, schließlich lockt hier dank etablierter Fanbase leicht verdientes Geld. Wobei das Ergebnis nicht immer den Erwartungen entspricht, weder in qualitativer noch in kommerzieller Hinsicht. Downton Abbey zeigt derzeit, dass das geht. Anderer Versuche, von populären Serien profitieren zu wollen, sind hingegen ziemlich gescheitert. Kein Wunder: Was daheim im Rahmen von halb- bis einstündigen Geschichten funktionieren mag, muss es nicht automatisch auf Spielfilmlänge ausgedehnt bzw. reduziert. Zumal hier dann auch noch das Problem hinzukommt: Was machen wir mit den Leuten, die die Vorlage nicht kennen? Wie können wir die mitnehmen?
Anders und doch nah dran
Dieser Problematik waren sich Regisseur James Bobin und Co-Autor Nicholas Stoller natürlich bewusst, die vor einigen Jahren bereits mit Die Muppets zeigten, dass sie sich darauf verstehen, Klassiker neu und doch respektvoll wiederzubeleben. Bei Dora und die goldene Stadt war ihre Antwort, die immerhin acht Staffeln lange Zeichentrickserie Dora in Form eines Live-Action-Films fortzusetzen, der nach der Vorlage spielt. Dora ist inzwischen einige Jahre älter, hat sich zum Teil mit Teenager-Problemen herumzuschlagen, vor allem aber mit dem Unterschied zwischen dem Dschungel- und Stadtleben. Der Film basiert also nicht direkt auf dem Superhit, sondern übernimmt teilweise Elemente von deren Nachfolgeserie Dora and Friends: Into the City! Vorkenntnisse sind dadurch von Vorteil. Voraussetzung sind sie nicht.
Zumindest anfangs meint man dann auch, dass sich Dora und die goldene Stadt vor allem um den Aspekt drehen wird, wie sich das Dschungel-Landei mit den urbanen Gesetzen und Gepflogenheiten herumärgert. Das ist ganz nett, geht mit einigem Fish-out-of-Water-Humor einher, hat aber auch eine emotionale Komponente. Schließlich waren Dora und Diego als Kinder unzertrennlich, finden jetzt aber keine Gemeinsamkeiten und Berührungspunkte mehr. Dass sich das noch ändern wird, das ist klar. Was den groben Ablauf der Geschichte angeht, da halten sich Stoller und sein Mitautor Matthew Robinson an die Gesetze solcher Filme, die ganz großen Überraschungen bleiben aus.
Mit Herz, Humor und viel Tempo
Kleinere gibt es dafür jede Menge. Sobald es die Jugendtruppe erst einmal in den Dschungel verschlagen hat, wo sie den finsteren Gangstern helfen soll, kann grundsätzlich alles passieren – inklusive einiger unerwarteter Verbeugungen vor der Zeichentrickserie. Allgemein wird in diesem Abschnitt das Tempo deutlich erhöht, ständig geraten die vier in neue missliche bis brenzlige Lagen, jeder Schritt wird zu einem neuen Abenteuer. Nur dann und wann tritt Bobin auf die Bremse, um sich wieder den zwischenmenschlichen Beziehungen zuzuwenden. Schließlich geht es in Dora und die goldene Stadt nicht nur darum, die besagte Stadt aus Gold zu finden. Es geht auch darum, sich selbst ein bisschen in der Welt zu finden, Freundschaften zu schließen, zu lernen, worauf es denn nun wirklich ankommt. Tipp: Das Gold ist es nicht.
Das ist vielleicht nicht dir originellste Message, die da in den Film gepackt wurde. Aber es ist doch sympathisch umgesetzt. Und auch unterhaltsam: Es gibt genügend Szenen, in denen auch das erwachsene Publikum etwas zu lachen bekommt, vor allem durch die tendenziell eigenwilligen, überdrehten Figuren und kleinere Meta-Einlagen. Außerdem verbreitet Dora und die goldene Stadt ein sehr schönes, etwas altmodisches Abenteuergefühl, wie wir es heutzutage nur noch selten im Kino vermittelt bekommen, diverse Anspielungen auf Klassiker inklusive. Die Adaption richtet sich zwar insgesamt natürlich deutlich an ein jüngeres Publikum, gerade auch im Vergleich zum ebenfalls humorvoll angelegten Dschungelabenteuer Jumanji: Willkommen im Dschungel. Aber selbst wer nicht zur Zielgruppe gehört, kann hier seinen Spaß haben.
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