Enzo und die wundersame Welt der Menschen The Art of Racing in the Rain
© 2019 Twentieth Century Fox

Enzo und die wundersame Welt der Menschen

Enzo und die wundersame Welt der Menschen
„Enzo und die wundersame Welt der Menschen“ // Deutschland-Start: 3. Oktober 2019 (Kino)

Zwei Sachen sind es, die Denny (Milo Ventimiglia) mehr liebt als alles andere: Autorennen und seinen kleinen Hund Enzo. Ständig ist er auf der Piste, unterwegs auf allen Rennstrecken, sein treuer vierbeiniger Freund immer mit dabei. Daran ändert sich auch nichts, als Denny Eve (Amanda Seyfried) über den Weg läuft. Anfangs ist Enzo nicht ganz so glücklich darüber, dass da jemand in seinem Zuhause herumläuft. Doch bald schließt er sie ebenso in sein Herz wie das kleine Menschenkind, das die beiden eines Tages nach Hause bringen. Nichts kann die Harmonie der Familie stören. Dachte Enzo. Bis Eve schwer krank wird …

Für viele sind Haustiere nicht einfach nur ein Mittel, um sich Zeit, Langeweile und Einsamkeit zu vertreiben. Sie werden zu treuen Begleitern, ein Familienmitglied, ohne die das Leben einfach nicht dasselbe wäre. Doch selbst die größten Liebhaber von Hund, Katze oder anderen tierischen Mitbewohnern werden ihre Schwierigkeiten damit haben, diese völlig zu verstehen. Was genau in ihren Köpfen vorgeht, was sie wahrnehmen und was nicht, das ist bis heute umstritten. Wir wissen nicht einmal, ob sie die Fähigkeit zum Träumen haben, worüber kürzlich anlässlich eines Oktopus spekuliert wurde, der während des Schlafens seine Farbe änderte.

Ich belle, also bin ich
Dass wir diese Fragen noch immer nicht beantworten können, ist einerseits schade. Andererseits eröffnet dieses Unwissen Filmemachern aus aller Welt die Möglichkeit, alles hineininterpretieren zu können, was man will. Sprechende Tiere hat es in Filmen schon immer gegeben, sei es in realer oder animierter Form. Vor allem Disney hat sich darauf spezialisiert, Tiere zu vermenschlichen und damit kleine wie große Herzen glücklich zu machen. Das neueste Beispiel für eine solche Vermenschlichung trägt den Titel Enzo und die wundersame Welt der Menschen und basiert auf einem Roman von Garth Stein, der vor zehn Jahren zu einem Bestseller wurde. Von dem Film erhoffte man sich das natürlich auch, ganz aufgegangen ist dieser Plan jedoch nicht. Bislang ist man noch ein ganzes Stück davon entfernt, die Kosten wieder einzuspielen.

Das mag daran liegen, dass dieses Jahr mit Die unglaublichen Abenteuer von Bella und Bailey – Ein Hund kehrt zurück bereits zwei weitere Filme in die Kinos kamen, die sich um den besten Freund des Menschen drehten. Der Markt für überzuckerte Familiengeschichten mit Wuff-Faktor also schon reichlich bedient wurde. Von dem Animationsbereich ganz zu schweigen. Andererseits, manche können von Süßigkeiten nicht genug bekommen. Wer sich selbst dazu zählt, vielleicht auch eine Vorliebe für Glückskeks-Sprüche und ein bisschen künstlichen Kitsch hat, der kann durchaus einmal bei der Familie vorbeischauen. Gleiches gilt für die Zuschauer und Zuschauerinnen, die ohnehin immer in Tieren die besseren Menschen sahen.

Lass uns so tun als ob …
Auf wen das nicht zutrifft, der wird hier schon mehr Schwierigkeiten haben, etwas für sich zu finden. Ganz ohne Wert ist der Film von Regisseur Simon Curtis (Goodbye Christopher Robin) aber sicher nicht. Teilweise ist er sogar richtig nett, wenn versucht wird, die Welt der Menschen aus Sicht eines Tieres zu präsentieren – wie der deutsche Titel impliziert. Das ist dann oft mit Humor verbunden, wenn uns Enzo und die wundersame Welt der Menschen vor Augen führt, wie komisch wir uns eigentlich im Alltag so verhalten. Eine der besten Szenen ist jedoch, wenn Enzo die Kontrolle verliert und sich in einem surrealen Albtraum tatsächlich mal wie ein Tier verhält. Und nicht wie ein Mensch, das sich ein Tierkostüm übergeworfen hat.

Leider bleibt es aber bei wenigen Ausnahmen. Enzo und die wundersame Welt der Menschen versucht nicht einmal, Enzo zu einem Tier zu machen. Die Trennung von Menschen- und Tierwelt wird hier ohne große Skrupel aufgehoben, der Film ist eine Art Freibrief, in Tieren genau das sehen zu dürfen, was man in ihnen sehen will. Ein harmloser bis fragwürdiger Spaß – Enzo will unbedingt ein Mensch werden –, der sich zum Ende hin auch noch kräftig aus Seifenopern bedient. Darüber kann man natürlich die Nase rümpfen, die Tragikomödie ist keine hohe Kunst, will das aber auch nicht sein. Stattdessen gibt es ein bisschen Wohlfühlkuscheln plus das eine oder andere Tränchen. Subtil ist die Adaption nicht bei ihren offensichtlichen Manipulationsversuchen. Aber ist eben auch nicht ohne Wirkung, das eine oder andere Taschentuch wird hier schon dran glauben müssen.



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„Enzo und die wundersame Welt der Menschen“ will uns die Menschen aus den Augen eines Hundes zeigen – oder tut zumindest so. Die Bestsellerverfilmung hat ihre komischen Momente, versucht aber zu selten, die unterschiedliche Wahrnehmung von Mensch und Tier zu verdeutlichen. Stattdessen gibt es hier ein bisschen Wohlfühlen, zum Ende hin auch Tränen, wenn sich die Tragikomödie ungeniert am Kitsch bedient.
5
von 10