Filmklassiker Casino – Rezension

Im Jahr 1995 verschlang die Produktion dieses Kriminalfilm-Dramas geschätzte 52 Millionen US-Dollar, bevor der Film dann am 22. November die US-Kinos erreichte. Zu den beiden hochkarätigen männlichen Hauptdarstellern Robert de Niro und Joe Pesci gesellte sich die Erotik-Legende Sharon Stone, bekannt aus dem erfolgreichen Blockbuster Basic Instinct.

Robert de Niro gilt noch heute als einer der besten Charakterdarsteller, die Hollywood jemals hervorbrachte. Er erhielt im Laufe seiner Karriere zweimal den Oscar und ist in vielen unvergessenen Klassikern wie der Pate II, Die Unbestechlichen, Marvins Töchter sowie Große Haie – kleine Fische zu sehen. Noch heute bewährt er sich als ausgezeichneter Schauspieler, Produzent und Regisseur.

Joe Pesci steht seinem großen Kollegen bezüglich der Schauspielkunst in nichts nach. Meist schlüpft er in die Rolle brutaler, zwielichtiger Charaktere, die dazu dienen, die Handlung gekonnt aufzumischen. Die Figur des Mafioso ist ihm wie ins Gesicht geschrieben, 1991 nahm er dann auch folgerichtig für seine Rolle im Kinofilm Good Fellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia einen Oscar entgegen. 2019 stand der altgediente Star für den Streifen The Irishman vor der Kamera, obwohl er schon Jahre vorher versucht hatte, das Schauspielgeschäft gegen das Musik-Business einzutauschen.

Sharon Stone erlebte ihren Durchbruch, wie bereits erwähnt, mit dem Erotik-Thriller Basic Instinct aus dem Jahr 1992. Die Rolle der Catherine Tramell brachte ihr immerhin eine Oscar-Nominierung ein. Danach konnte sie nicht mehr so recht an diesem immensen Erfolg im erotischen Bereich anknüpfen, doch im Film Casino fiel sie durch eine brillante Leistung auf, die ihr einen Golden Globe einbrachte. Eine weitere Oscar-Nominierung folgte, doch auch diesmal ging Sharon Stone schließlich leer aus.

Robert de Niro übernimmt in Casino die Rolle der Hauptfigur Sam Rothenstein, kurz Ace genannt. Joe Pesci verkörpert seinen Jugendfreund und schlussendlichen Gegenspieler Nicky Santoro, kurz Nicky. Sharon Stone spielt Ginger McKenna, eine Edelprostituierte, die ein enges Verhältnis zu Ace pflegt, obwohl sie gleichzeitig ihrem ehemaligen Zuhälter Lester Diamond (James Woods) hörig ist.

Das Setting: Wüstenstadt Las Vegas als passende Filmkulisse

Vom Setting her ist der Film in der glanzvollsten Ära der Wüstenstadt Las Vegas situiert. In jener Zeit erlangte der Name der Stadt weltweite Berühmtheit, weil nirgendwo sonst Glamour und pechschwarze Abgründe derart hart aufeinandertrafen. Die Mafia hielt fest den Herrscherstab in der Hand, die Shows und Casinos wurden immer imposanter. Während die Wüstenstadt heutzutage andere, sauberere Wege beschreitet, greift das 777 Online Casino diese Stimmung als Retro-Trend wieder digital auf. Der Vergleich mit dem Film zeigt, wie nah diese Illusion an der Wirklichkeit liegt. Im Film gerät Sam „Ace“ Rothenstein gleich zu Anfang in eine lebensgefährliche Situation, als im Jahr 1983 ein Sprengsatz in seinem Auto explodiert. Ob er überlebt oder nicht, erfahren wir nicht gleich, denn zuerst erfolgt eine lange Rückblende auf den Anfang der 70er Jahre.

Die beiden männlichen Hauptcharaktere dienen im Voice-over oder per Off-camera als Erzähler der Geschichte. Nur einmal darf die Nebenfigur Frank Marino (Frank Vincent) ans Mikro, um ebenfalls etwas zum Besten zu geben. Die Story ist zwar fiktiv, doch liegen ihr wahre Begebenheiten zugrunde. Das Tangieres-Casino, das im Film den Mittelpunkt der Handlung darstellt, ist mit der berühmten Stardust-Spielbank vergleichbar, die 2007 abgerissen wurde. Auch die Charaktere besitzen einen realen Hintergrund, beispielsweise ist Casino-Manager Frank Lawrence „Lefty“ Rosenthal, auf den 1982 ein Sprengsatz-Attentat ausgeübt wurde, mit Sam „Ace“ Rothenstein vergleichbar. Seine reale Liierte Geraldine McGee ähnelt der von Sharon Stone dargestellten Ginger. Zusammen mit dem Drehbuch entstand auch ein Buch namens Casino von dem Autor Nicholas Pileggi. Das Drehbuch war schneller abgeschlossen, erst kurz danach folgte der Roman. Die Regie übernahm der größte Star unter den Regisseuren: Martin Scorsese. In Kombination mit den Hauptdarstellern schraubte dies die Erwartungen enorm hoch.

Und? Funktioniert das Filmkonzept?

Schon damals überschlugen sich die Kritiker nach Erscheinen des Films mit Lob. Das Lexikon des internationalen Films lobte die „virtuosen filmischen Einfälle“ und die „unmelodramatische Genauigkeit“. Allerdings lässt sich dieser harte Brocken nur schwer konsumieren, es handelt sich eben nicht um luftig-leichtes Popcorn-Kino, sondern um einen komplexen Streifen mit heftigen Gewaltszenen.

Casino zerrt die Mafia von ihrem mythologisch verklärten Thron und wirft die Räuberbande zurück in den schaurigen Sumpf, der sie angehört. Unverhohlen zeigt der Film, welche Abgründe sich hinter den prunkvollen Kulissen verbergen und wie tief diejenigen Menschen sinken, die sich auf das brutale Spiel um Macht und Reichtum einlassen. Martin Scorsese zeigt deutlich den Weg von der Zerstörung zur Selbstzerstörung auf, ohne dabei ins Kitschige oder Melodramatische zu verfallen. Beinahe beschleicht den Zuschauer das Gefühl, eine Dokumentation vor sich zu haben, die erklärt, wie das System Las Vegas in alten Zeiten funktionierte. Die Mafia blieb jahrelang immer wieder der Gewinner, obwohl sie sich am Ende selbst gefressen hat.

Die Hauptdarsteller brillieren jeweils mit einer überzeugenden schauspielerischen Leistung, die ihresgleichen sucht. Sie stellen gekonnt dar, wie die Mafia agierte, um ihre Macht zu sichern. Politiker wurden geschmiert, Konkurrenten eingeschüchtert, Verräter bestraft, Falschspielern die Hände zertrümmert. Zielgerichtete Aktionen, die durchaus mit kühlem Verstand geplant und ausgeführt wurden, mündeten in jähzornige Gewaltakte, vor denen niemand mehr sicher war. Robert de Niro und Co. bringen uns ein geschichtliches Zeugnis nahe, das emotional mitreißt, aber auch nachdenklich macht.

Interessante Hintergrundinformationen

Casino wurde beinahe vollständig am originalen Schauplatz gedreht, sprich: in Las Vegas. Selbst die simplen Büroszenen sind nicht etwa im Studio entstanden, sondern im Hotel- und Casinokomplex Riviera Las Vegas, das inzwischen ausgemustert und per Sprengung abgerissen wurde. Auch die Casinoszenen siedeln sich im Riviera an.

Casinosprengungen sind übrigens auch im Film zu sehen, sozusagen als finaler Schlussakt. Dabei wird die Matthäus-Passion des Komponisten Johann Sebastian Bach gespielt, die den Titel trägt: „Wir setzen uns in Tränen nieder“. Diese Musik ist bereits im Vorspann zu hören, sie stimmt den Zuschauer sozusagen auf das kommende Drama ein. Klassische Stücke kommen in modernen Filmen des 21. Jahrhunderts kaum noch zum Einsatz, und an dieser Stelle wird klar, wie schade das ist: Obwohl schon die Filmwelt der 90er Jahre meilenwert entfernt war von der Ära eines Johann Sebastian Bachs, gehen die Musik, die Bilder und die filmische Aussage doch eine starke Verbindung ein, die das Publikum berührt. Auch das Lied „Thème de Camille“ aus dem Jahr 1963 ist wunderbar passend am Platz, es füllt den Abspann aus, untermalt aber auch einige Filmszenen.

In der englischsprachigen Originalversion kommt fast 400 Mal das unschöne Wort „fuck“ in zahlreichen Varianten vor. Kein anderer Film aus der Zeit davor vermag es, diesen Rekord zu schlagen. Allerdings hat niemand die „fucks“ in der Filmwelt in der Zeit nach 1995 eruiert, sodass wir nicht sagen können, ob dieser zweifelhafte Weltmeistertitel inzwischen doch schon weitergewandert ist. Die deutschsprachige Synchronisation zeigt sich an dieser Stelle einfallsreich, denn die Kraftausdrücke wechseln sich beständig ab. So fällt es zwar auf, dass im Film häufig geflucht wird, aber das berüchtigte f-Wort bleibt außen vor.

Regisseur Martin Scorsese setzte übrigens seine Mutter als Schauspielerin in diesem Film ein, ebenso wie seine Tochter. Beide Frauen tragen denselben Namen, nämlich Catherine Scorsese. Sie spielen die Mutter und die Tochter von Artie Piscano (Vinny Vella). Artie stellt ein filmisches Ebenbild des realen Mobsters Carl Angelo DeLuna dar, der 1927 in Sizilien geboren wurde und in Brooklyn aufwuchs. Es handelte sich um einen hochrangingen Mafioso des Civella-Clans. Hier wird wieder deutlich, wie stark der Film in der Wirklichkeit verankert ist. Wir haben hier kein Machwerk vor uns, das uns eine rein erfundene Geschichte erzählen möchte, sondern eher ein Zeitdokument, zwar erzählerisch ausgeschmückt, aber wurzelnd in der echten Geschichte.

Casino

Bei diesem Film mangelt es an nichts. Die Handlung ist spannend und realistisch inszeniert, die Charaktere sind interessant gestaltet. Die Schauspieler lassen die einzelnen Figuren lebendig werden, nicht umsonst handelt es sich bei den Protagonisten und dem Regisseur um Hollywoods damalige Prominenz. Noch dazu passt die Filmmusik wie die berüchtigte Faust aufs Auge. Die Zuschauer erleben mehr als eine fiktive Story, sie erhalten vielmehr Einblicke in eine vergangene Epoche, als Las Vegas noch ein hoch brutales Pflaster war, das sämtliche Probleme hinter einer glamourösen Kulisse verbarg. Empfindliche Seelen sollten allerdings besser die Finger von diesem Streifen lassen, es geht sowohl verbal als auch physisch hart zur Sache.

9 von 10



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