Heimgesucht Unglaubliche Zeugenberichte Haunted Netflix
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Heimgesucht: Unglaubliche Zeugenberichte – Staffel 2

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Heimgesucht Unglaubliche Berichte Netflix Haunted
„Heimgesucht: Unglaubliche Zeugenberichte – Staffel 2“ // Deutschland-Start: 11. Oktober 2019 (Netflix)

Halloween naht! Das bedeutet für Netflix wieder, möglichst viele Schauergeschichten bereitzustellen, in der Hoffnung, dass das Publikum auch brav zu Hause bleibt, anstatt die Leute da draußen erschrecken zu wollen. Die Bandbreite ist dabei groß, vom Animationsspecial Das gruselige Abenteuer des Captain Underpants: Hack-O-Ween über die Jugendserie Einfach unheimlich – Staffel 2 bis zum reinen Horror von La Influencia – Böser Einfluss, die letzten Tage wurde aus allen Rohren geschossen. Da darf dann auch Heimgesucht: Unglaubliche Zeugenberichte nicht fehlen, die passende Doku zu all dem Grauen, das uns in der echten Welt so erwartet. Oder eben nicht erwartet.

Vor etwa einem Jahr startete die erste Staffel der Serie und scheint – trotz mieser Bewertungen auf imdb – erfolgreich genug gewesen zu sein, um noch eine zweite zu ermöglichen. Das wird für die Fans eine gute Nachricht sein. Einen schlüssigen Grund, warum man aber überhaupt ein Fan von dieser Produktion sein sollte, der wird aber auch beim zweiten Anlauf nicht geliefert. Das Konzept wurde eins zu eins übernommen. Noch immer geht es also darum, dass Leute von unheimlichen Ereignissen erzählen, die ihnen widerfahren sind. Ereignisse, die in der Serie dann nachgestellt werden.

Das dreiste Spiel mit der Wahrheit
Wie viel davon nun wahr ist oder nicht, darüber kann man sich streiten, zumal das hier auch offen gelassen wird. Indem nachgestellte Szenen und Interviews, die im Rahmen einer Gruppe geschehen, miteinander vermischt werden, soll zumindest suggeriert werden, dass das Ganze auf einer tatsächlichen Geschichte basiert. Trotz dieser Manipulationsversuche: Glaubwürdigkeit ist keine der herausragenden Stärken von Heimgesucht: Unglaubliche Zeugenberichte. Die Erlebnisse sind an den Haaren herbeigezogen, die Serie verzichtet völlig auf irgendwelche Beweise, um das Behauptete untermauern zu können.

Das hat so ein bisschen was von einem Abend am Lagerfeuer, wo sich Leute gegenseitig Gruselgeschichten erzählen. Während solche Momente der Gemeinsamkeit sehr stimmungsvoll sein können, da mangelt es hier aber an Atmosphäre. Die anderen Personen im Raum, vermeintlich Freunde und Familienangehörige, sind lediglich dafür da, ganz betroffen reinzuschauen, wenn der jeweilige Erzähler aus dem Nähkästchen plaudert. Hin und wieder dürfen sie mal beisteuern, wie schrecklich das alles ist und dass sie so gar keine Ahnung hatten, was da vorgefallen ist.

Wie im Film …
Interessanter als diese Talkshow-Momente sind die inszenierten Szenen, die als Veranschaulichung der Ereignisse dienen. Die sind zumindest kompetent umgesetzt, würden in einem „echten“ Horrorfilm nicht weiter auffallen. Wobei auch die Geschichten als solche oft nicht weiter erwähnenswert sind. Am stärksten fällt noch Folternde Sekte aus dem Rahmen, in dem ein Mann davon erzählt, wie er mit brutalen Methoden von seiner Homosexualität befreit werden sollte. Das ist teilweise nah genug dran an der Realität, dass es Wirkung zeigt – bevor es zum Ende unnötig eskaliert. Kriegsdämon profitiert noch von seinem im Horrorumfeld ungewohnten Schauplatz Afghanistan. Mimic, die erste der sechs Folgen, erzählt ebenfalls von einem nicht ganz alltäglichen Dämon.

Aber selbst die vereinzelt  positiv hervorstechenden Momente und Ideen können nicht verhindern, dass Heimgesucht: Unglaubliche Zeugenberichte eine ziemlich langweilige Angelegenheit ist, der es einfach nicht gelingt, den vermeintlich erlebten Horror auch für das Publikum spürbar zu machen. Denn dafür ist das einfach zu übertrieben, da haben offen fiktive Found-Footage-Filme deutlich mehr Authentizität vermittelt. Wer grundsätzlich anderen Menschen alles glaubt, nur weil sie behaupten, es sei wahr, der wird sich hierbei vielleicht sogar fürchten. Doch trotz des im Prinzip schlüssigen Konzepts ist diese Reality-TV-Produktion auf eine ganz falsche Weise fürchterlich.



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Wie schon in der ersten Staffel kombiniert „Heimgesucht: Unglaubliche Zeugenberichte“ Erzählungen von Leuten, denen etwas Unheimliches passiert sein soll, mit gespielten Szenen, welche diese Erfahrungen veranschaulichen wollen. Das ist als Konzept interessant, in der konkreten Umsetzung aber nicht. Für echten Horror ist das zu langweilig, als Dokumentation zu sehr an den Haaren herbeigezogen.