Inflatable Sex Doll of the Wastelands
© 2018 Kokuei / Rapid Eye Movies

Inflatable Sex Doll of the Wastelands

Inflatable Sex Doll of the Wastelands Gushing Prayer
„Inflatable Sex Doll of the Wastelands“ // Deutschland-Start: 10. Oktober 2019 (DVD/Blu-ray)

Der Detektiv und Auftragsmörder Sho (Yuichi Minato) wird von einem Immobilienmakler namens Naka (Seigi Nogami) angeheuert, seine Frau Sae (Noriko Tatsumi) zu finden, die von Gangstern entführt und vergewaltigt wurde. Die haben ihm als Beweis und sadistische Demonstration ihrer Taten einen Film gesendet, der ihre Taten zeigt. Erfüllt von Wut und Rachegedanken will Naka, dass Sho die Männer aufspürt und umbringt. Als Sho die Frau schließlich findet, denkt er gar nicht daran, seinen Auftraggeber darüber zu informieren, fühlt er sich doch selbst von ihr angezogen. Immer tiefer verstrickt er sich in einem Netz aus Obsessionen und die Entführer haben auch schon bald seine Spur aufgenommen. In den dunklen Gassen Tokios droht ein blutiger Kampf.

Eine Plattform für Experimente
Der japanische Erotikfilm, auch „pink film“ genannt, ist seit jeher ein Sprungbrett gewesen für viele Filmschaffende den eigenen Stil zu entwickeln und erstes Geld zu verdienen. Speziell in den 60er Jahren waren Produktionen wie die des Studios Nikkatsu bekannt für ihre experimentelle Mischung aus Erotikfilm und anderen Genres. Auch wenn diese Art Filme zu produzieren viele kreative Köpfe bisweilen abschreckte, die sich nicht auf die teils ausbeuterische Praxis des Drehens solcher Filme einlassen wollten, entstanden so nichtsdestotrotz viele interessante Filme, wie beispielsweise Inflatable Sex Doll of the Wastelands. Der Debütfilm von Drehbuchautor Yamatoya Atsushi, der noch im gleichen Jahr am Skript zu Seijun Suzukis Branded to Kill mitarbeiten sollte, wird nicht umsonst als einer der Kultfilme der 60er Jahre bezeichnet.

Bedenkt man die Referenzen Atsushis, wirkt vieles in seinem Debütfilm als eine Art Echo des Stils eines Seijun Suzuki oder Nagisa Oshima. Jeder, der einen Pornofilm erwartet beim Lesen des Labels „pink film“, wird mit Sicherheit bitter enttäuscht werden, bekommt man doch größtenteils einen experimentellen Genremix geboten, der sich mit Themen wie Geschlechterrollen, Gewalt und Obsessionen auseinandersetzt. Natürlich gibt es ein paar Sexszenen in Inflatable Sex Doll, aber die sind keinesfalls betörend oder gar aufreizend, unterstreichen sie eher die gerade genannten Themen, wirken verstörend und brutal. Generell kann man diese eher mit der Präsentation von Sexualität im Werk eines David Lynchs vergleichen, der einen ähnlichen thematischen Fokus setzt in Filmen wie Blue Velvet oder Wild At Heart – Die Geschichte von Sailor und Lula

Hierbei ist das Bild der Sexpuppe von großer Wichtigkeit, stellt es doch ein Leitmotiv des Filmes dar. Wenn Sho durch die dunklen Gassen Tokios streift, wiederholt sich das Bild der Puppen in den Schaufenstern, betont die Sicht der Männer auf die Frauen, die diese eher als Objekt zur eigenen Triebbefriedigung sehen. Wie um dies zu unterstreichen, beschimpft Sho eine Prostituierte auf seinem Weg, klaut ihr das Feuerzeug und bedroht sie gar, als die protestiert. Die Ausbeutung der Frau scheint eine Obsession dieser Männer zu sein, was nicht zuletzt in der Anfangsszene gezeigt wird, wenn Naka Sho den Erpresserfilm zeigt. Während der eine sich in eine fast schon perverse Lust an der Gewalt im Film hineinsteigert, reduziert der andere diesen auf dessen formale Qualität, kommentiert das billige Filmmaterial und die Schnitte.

Das wüste Land
Formal – wahrscheinlich auch aus Budgetgründen – nutzen Atsushi und Kameramann Hajime Kai das Mittel der Reduktion. Überdeutlich wird dies beim ersten Treffen Shos und Naka in einem öden Landstrich außerhalb der japanischen Hauptstadt, als dieser den Detektiv zu einer Demonstration seiner Schießkünste überredet. Die monochromen Schwarz-Weiß-Bilder reduzieren das Visuelle auf den Akt der Zerstörung, den Schuss als Akt der Penetration, der letztlich nichts als zerstören kann. So gibt sich Sho nicht damit zufrieden, das Ziel getroffen zu haben, sondern schießt so lange auf einen dürren Baum bis dieser zur Seite kippt.



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Mit „Inflatable Sex Doll of the Wastelands“ hat das deutsche Label Rapid Eye Movies abermals einen sehr interessanten Film ausgegraben. Thematisch vielschichtig, im Ton fast schon kafkaesk entwickelt Yamatoya Atsushis Film ein filmisches Zerrbild von Männlichkeit, Obsession und Gewalt.
7
von 10