Ein Unglück kommt selten allein. Erst verliert Agnes (Carla Juri) ihren deutlich älteren Ehemann. Und nun droht auch der Verlust des Hauses, da die beiden Kinder aus erster Ehe sich ihr Erbe auszahlen lassen wollen. Aber woher soll Agnes nur das viele Geld nehmen? Da trifft es sich ganz gut, dass sie dabei auch Henny (Gemma Chan) wieder über den Weg läuft. Früher waren die beiden beste Freundinnen gewesen, wohnten auch gemeinsam, verloren sich später aber wieder aus den Augen. Inzwischen ist Henny zu richtig viel Geld gekommen, genug, um Agnes aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Allerdings knüpft sie diese Rettungstat an eine Bedingung: Agnes soll dafür ihren Ehemann Peter (Jamie Sives) ermorden …
Endlich, möchte man sagen, als der Abspann von Intrigo: In Liebe, Agnes über die Leinwand läuft. Nicht nur, dass es Ewigkeiten gedauert, bis der mehrfach verschobene Film doch noch in die Kinos kommt. Auch die mit Intrigo: Tod eines Autors vor einem Jahr gestartete Reihe findet nun ein Ende. Und das keinen Moment zu früh, denn nach dem vielversprechenden Auftakt sind die beiden Folgewerke – In Liebe, Agnes erscheint zeitgleich mit Intrigo: Samaria – so enttäuschend gewesen, dass es schade um die vergeudete Zeit ist. Ebenso schade um das vergeudete Talent. Denn eigentlich hätte das hier alles viel besser sein müssen.
Und warum das Ganze?
Die Rahmenbedingungen von In Liebe, Agnes sind dabei identisch mit denen der beiden anderen Intrigo-Filme: Erneut liefert ein Werk des schwedischen Krimiautors Håkan Nesser die Vorlage. Erneut lag es an Regisseur Daniel Alfredson, bekannt durch die Millennium-Filme, diese Vorlagen für die große Leinwand zu adaptieren. Und auch wenn die drei Teile inhaltlich alle unabhängig voneinander funktionieren, ähnlich sind sie sich natürlich schon. Wenn Agnes und Henny darüber beratschlagen, wie sie aus ihren jeweiligen Notsituationen herausfinden, dann sind da immer ein paar unausgesprochene Geheimnisse dabei, die erst nach und nach preisgegeben werden, während das Publikum in den Kinosesseln kräftig miträtseln darf.
Wobei Letzteres hier etwas weniger ausgeprägt ist als bei den ersten beiden Filmen. Dort waren schließlich jeweils Personen verschwunden, dessen weiteres Schicksal ungeklärt war. Bei In Liebe, Agnes sind hingegen alle da. Die Frage lautet daher eher: Sind sie es am Ende noch? Wird sich Agnes auf den Deal einlassen und den Ehemann ermorden? Andere Fragen sind natürlich auch erlaubt, lassen sich zudem kaum vermeiden. Zum einen macht der Film recht schnell klar, dass da irgendwelche Sachen vorgefallen sind, von denen die Zuschauer und Zuschauerinnen nichts ahnen, die aber wichtig sind für das Verhältnis. Zum anderen ergibt so manches hier auch einfach keinen Sinn. Warum Henny gleich zu einem Mord greift, anstatt die Scheidung zu wählen, wird zwar durchaus angesprochen, aber nicht befriedigend beantwortet. Zumindest über weite Strecken.
Ist das immer noch nicht vorbei?
Es ist aber nicht allein das Fehlen von Plausibilität, das In Liebe, Agnes zu schaffen macht. Es ist vor allem das Fehlen von Spannung. Wie schon zuvor hat Alfredson eine ausgesprochene Vorliebe dafür, die Gegenwart durch zahlreiche Rückblenden aufzubrechen. Das ist nicht grundlegend verkehrt, erlaubt es doch, Puzzleteile hinzuzufügen und die Komplexität von Beziehungen aufzuzeigen. Theoretisch. Hier führt es jedoch in erster Linie dazu, dass nichts vorangeht, zumal diverse Reisen in die Vergangenheit einfach keine interessanten Erkenntnisse zu Tage fördern. Außer der, dass beide Hauptfiguren furchtbar unsympathisch ist und man schon fast aus Prinzip auf ein Überleben des Ehemanns hofft – auch wenn der nicht wirklich besser ist.
Immerhin, nach der Schlaftablette Samaria ist das hier schon mal ein kleiner Fortschritt. Zwar kommt es erneut zu einer Konstellation, bei der nicht ganz klar ist, ob das nun Freunde oder Feinde sind, die Geschichte erlaubt es aber, dass es hier wenigstens auch mal richtig kracht. Gerade zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und das behäbige Krimidrama entdeckt plötzlich schön trashige Seifenopernzüge an sich, wenngleich die vermutlich nicht beabsichtigt waren. Das ist dann zwar noch genauso dümmlich und an den Haaren herbeigezogen wie vorher auch, macht hier jedoch Spaß. Davon hätte es gern mehr geben können, alternativ Situationen, in denen die beiden Hauptdarstellerinnen ihr Talent zeigen dürfen. So aber ist Intrigo: In Liebe, Agnes eine recht zähe Angelegenheit, die weder als Krimi noch als Drama so wirklich überzeugt.
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