Für die Polizei war der Fall damals klar: Jakob (Jeff Fahey) hat seine Tochter ermordet und irgendwo die Leiche vergraben. Gefunden wurde diese jedoch nie und bis heute bestreitet Jakob auch, ihr etwas angetan zu haben. Das ist Anlass genug für Paula (Phoebe Fox), die damals mit der Verschwundenen zur Schule ging, die Geschichte doch noch einmal auszugraben und ihr in Form eines Dokumentarfilms nachzugehen. Eine erste Spur führt die Filmemacherin zu Henry (Andrew Buchanan), der damals Lehrer an der Schule war und ein gutes Verhältnis zu der Klasse hatte. Mit ihm erhofft sie sich, dass sie doch noch die Wahrheit darüber erfährt, was sich vor vielen Jahren zugetragen hat …
Die Idee klang eigentlich ganz interessant. Der schwedische Regisseur Daniel Alfredson, bekannt für seine Millennium-Verfilmungen, adaptiert Bücher seines Landsmannes Håkan Nesser, seines Zeichens erfolgreicher Krimiautor. Die einzelnen Filme sollen zwar unabhängig voneinander funktionieren, aber im Rahmen einer gemeinsamen Anthologie namens Intrigo in die Kinos kommen. Der erste Teil Intrigo: Tod eines Autors startete vor rund einem Jahr. Die beiden Folgewerke jedoch, Samaria und In Liebe Agnes ließen im Anschluss lange auf sich warten, wurden Mal um Mal verschoben, bis sie nun ein Jahr später doch noch erscheinen – und das gleichzeitig.
Anfang gut, alles gut?
Leider ist die kuriose Entscheidung, beide Intrigo-Filme parallel ins Kino zu bringen, auch schon das Bemerkenswerteste, was man über sie sagen kann. Losgelöst von den Konzept und den damit verbundenen größeren Namen, sind sie vor allem eins: Zeitverschwendung. Dabei fängt Samaria eigentlich noch vielversprechend an. Eine Rückblende zeigt, wie die Jugendliche nachts in ihrer Küche erschlagen wird, bevor sie auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Das riecht nach Mord. Und wenn von vornherein ein Verbrecher präsentiert wird, bedeutet das auch: Er kann es nicht gewesen sein. Das ist das Gesetz des Krimis. Aber wer war es dann? Und warum sollte man sie überhaupt erschlagen?
Fragen gibt es also genug, mit denen wir in den Film starten. Und dass Phoebe diese Fragen beantworten will, das ist auch ersichtlich, selbst wenn das Motiv hinter der zehn Jahre später erfolgenden Spurensuche nebulös bleibt. Das ist anfangs natürlich kein Problem, nicht in einem Film, in dem so ziemlich jeder irgendwelche Geheimnisse mit sich herumträgt. Später beginnen die Irritationen jedoch, immer stärker zu werden anstatt schwächer. Zwar setzen sich immer mehr Puzzleteile zusammen, das daraus entstehende Bild ist dafür umso unsinniger. Schon im Mittelteil darf man sich zunehmend darüber wundern, wenn in Intrigo: Samaria die Figuren sich willkürlich verhandeln und sich der Film in Widersprüchen verheddert, ohne es zu merken. Ganz schlimm wird es jedoch zum Schluss: Die Auflösung gehört zum Blödesten, was man im Krimigenre seit Langem hat ertragen müssen.
Dauert das noch lange?
Nun kann natürlich auch das Spaß machen, das ebenfalls tendenziell bescheuerte Tod eines Autors hat es schließlich vorgemacht. Samaria ist in der Hinsicht jedoch bei weitem der schwächere Titel, da zu dem Ärger auch noch richtig viel Langeweile hinzukommt. Das ist ein Stück weit natürlich dem Szenario geschuldet. Wenn zwei Leute in einem Haus sitzen und fast ausschließlich über Dialoge die Vergangenheit wiederaufleben lassen, kann die Handlung zwangsläufig nicht sehr ausgeprägt sein. Das allein ist aber keine Ausrede für fehlende Spannung, es gibt genug Gegenbeispiele mit einem kammerspielartigem Setting, die nur aus einer verbalen Konfrontation auf engem Raum Nervenkitzel generieren. Alfredson, der auch am Drehbuch mitschrieb, scheitert jedoch völlig an dieser Aufgabe. Hinzu kommt: Da die Zahl der Figuren so überschaubar ist, gibt es auch wenig Möglichkeiten, was genau passiert sein kann. Keine sehr gute Voraussetzung für einen Krimi.
Dabei ist dem Ensemble selbst kein wirklicher Vorwurf für die Misere zu machen. Phoebe Fox (The Diamond Job – Gauner, Bomben und Juwelen) und Andrew Buchan (Broadchurch) versuchen durchaus, etwas aus ihren Figuren herauszuholen. Letztendlich kommen aber auch sie nicht gegen das völlig belanglose Skript an, das kleinste Nichtigkeiten in einer Endlosschleife ausdehnt, bis man den Fall am liebsten selbst zu den Akten legen würde. Das Drumherum ist ganz hübsch geworden, mit dem schicken Haus am See und der Natur daneben. Das macht durchaus Lust darauf, einmal selbst dort vorbeizuschauen. Dann aber besser allein, das würde bestimmt weniger eintönig als der zähe Aufenthalt mit den beiden Langweilern, die viel zu fragen, aber wenig zu sagen haben.
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