Im Leben des Geschäftsmannes Nick Holloway (Chevy Chase) gibt es nicht besseres, als sich unsichtbar zu machen. Zwar genießt Nick den Luxus, die Frauen und die schicken Restaurants, versucht sich aber so gut es geht, von allen Verpflichtungen zu befreien, was ihm bislang auch ganz gut gelungen ist. Als er bei einer Tagung, zu der er ziemlich übernächtigt erscheint, sich für ein paar Minuten zurückzieht, um sich etwas Ruhe zu gönnen, passiert in einem Labor im gleichen Gebäude ein schlimmer Unfall. Nach ein paar Stunden erwacht Nick, nur um festzustellen, dass ihm etwas Schreckliches widerfahren ist. Durch den Unfall ist er unsichtbar geworden und wird nun von einem Team des CIA, angeführt von Agent David Jenkins (Sam Neill) verfolgt, die ihn für ihre Zwecke einspannen wollen. Zum ersten Mal in seinem Leben wünscht sich Nick nichts mehr, als gesehen zu werden, und hofft letztlich auf die Hilfe Alice Munroes (Daryl Hannah), einer jungen Frau, der er in der Nacht vor dem Unfall begegnete.
Der Fluch des Unsichtbaren
In seinem Buch Which Lie Did I Tell?: More Adventures in the Screen Trade erzählt Drehbuchautor William Goldman aus dem Nähkästchen Hollywoods und gibt einen Einblick hinter die Entstehung vieler Projekte wie eben John Carpenters Jagd auf einen Unsichtbaren. Entgegen der Aussagen Chases und des Produzenten Bruce Bodner war zunächst Ivan Reitman (Ghostbusters) als Regisseur vorgesehen, dessen Skript aber für Chases Geschmack sich zu sehr an dessen Rollen in Komödien orientierte. Laut einem Artikel Ric Gentrys, erschienen 1992 in der Los Angeles Times, hatte Chase wenig Lust darauf, eine Art Clark Griswold (Die schrillen Vier auf Achse, Hilfe, die Amis kommen) zu spielen, der seine Unsichtbarkeit dafür nutzt, um Frauen unter die Röcke zu sehen. Da man von dessen Arbeit am Film Starman (1984) sehr beeindruckt war, fand man in John Carpenter einen geeigneteren Ersatz für Reitman.
Dennoch erwies sich Jagd auf einen Unsichtbaren als sowohl kritischer sowie kommerzieller Misserfolg für alle Beteiligten. Wer genau die Schuld an diesem erzählerisch sehr unausgewogenen Film hat, lässt sich schwer sagen, denn die Beteiligten sowohl vor als auch hinter der Kamera scheinen ihren Job sehr solide bis zu ausgezeichnet zu machen. Besonders dieses letzte Attribut kann man auf die Effekte des Films anwenden, denn der unsichtbare Nick, das teils unsichtbare Gebäude, in dem sich der Unfall ereignete sowie viele andere Szenen sehen, auch aus heutiger Sicht, noch beeindruckend aus. Besonders schön anzuschauen sind die vielen Verweise auf H.G. Wells Roman Der Unsichtbare sowie die vielen Verfilmungen des Stoffes, allen voran die von James Whale für Universal Studios aus dem Jahre 1933.
Insgesamt wirkt der Grundton des Films sehr unausgegoren und unentschlossen. Zum einen betonen gerade die Traumsequenzen oder die Liebesgeschichte zwischen Nick und Alice die Einsamkeit des Unsichtbaren, jenes paradoxe Verlangen eines Menschen, der alles in seinem bisherigen Leben dafür tat, nicht sichtbar zu sein, gesehen und wahrgenommen zu werden. Dadurch dass Nick von Agenten des CIA für diverse Experimente und Spionage-Einsätze eingespannt werden soll, bleibt dem Film keine Zeit jene dunklen Abgründe zu erforschen, welche die Unsichtbarkeit mit sich bringt. Gerade mit Blick auf Filme wie Der Unsichtbare von James Wahle oder Hollow Man von Paul Verhoeven wäre ein Blick auf jene anti-sozialen oder gar verbrecherischen Tendenzen durchaus spannend gewesen, aber vermutlich ist Chase gerade für diese Aspekte der falsche Darsteller.
Verschwörung von oben
Bisweilen wirkt Jagd auf einen Unsichtbaren, wie der Titel bereits andeutet, wie ein Ausflug in das Genre des Verschwörungsthrillers. Speziell in der Besetzung eines Darstellers wie Sam Neill sieht das Drehbuch jene Tendenzen eher auf der Seite der Regierung, jenes kalte, berechnende Gesicht, das alles zum eigenen Vorteil nutzt und keine Skrupel hat, dafür über Leichen zu gehen. Leider bekommt Neill, der später noch in Carpenters unterschätztem Die Mächte des Wahnsinns auftreten sollte, zu wenig Raum, um diesem Charakter mehr abzutrotzen als diesen eher oberflächlichen Schurken. Gerade die interessanten Parallelen zwischen seinem Charakter und Nick, die Jenkins an einer Stelle erwähnt, wären durchaus interessant gewesen, wenn man diese näher erforscht hätte.
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