Das ist kein guter Tag im Leben von General Yousef el-Masri (Amir Karara). Mal wieder machen britische Soldaten Ärger, wie so oft im Ägypten der 1940er. Dieses Mal haben sie sich an einer jungen Frau vergriffen. Yousef kann dem nicht tatenlos zusehen und steckt die Verbrecher in eine Zelle. Was er dabei nicht ahnt: Einer der Angreifer ist der Neffe des britischen Militär-Gouverneurs. Und der fordert die sofortige Freilassung des Gefangenen, ansonsten droht er mit einem militärischen Angriff. Hin und her gerissen muss der aufrechte Polizist nun abwägen, was wichtiger ist: Gerechtigkeit oder die Sicherheit seiner Männer …
Wenn es im Filmbereich eine Auszeichnung analog zum Windbeutel des Jahres gäbe – der Negativpreis für Nahrungsmittel mit besonders dreisten, weil komplett gelogenen Qualitätsversprechen –, No Surrender – One Man vs. One Army wäre ein ganz heißer Kandidat dafür. Da wäre zum einen Scott Adkins, der ganz groß auf dem Cover prangt und auch bei der Besetzungsliste weit vorne auftaucht, dabei aber nur eine ganz kleine Rolle spielt. Seine Figur hat nicht einmal einen Namen, wurde nur deshalb eingebaut, damit die ägyptische Produktion auch ans Ausland verkauft werden kann. Die zweite große Lüge ist, dass der Titel so tut, als wäre hier Non-Stop-Action angesagt. Stimmt aber nicht.
Lasst uns reden
Man könnte sich sogar darüber streiten, ob No Surrender überhaupt die Anforderungen für einen Actionfilm erfüllt. Gekämpft wird natürlich schon, am Ende wird es auf die Konfrontation zwischen ägyptischer Polizei und britischem Militär hinauslaufen, wie angedroht. Allerdings sind es eben zwei Gruppen, nicht ein Mann allein gegen den Rest der Welt, wie der Untertitel behauptet. Und bevor sich diese Gruppen gegenüberstehen, wird erst einmal ausführlich diskutiert und untereinander abgesprochen, was denn nun Sache ist und wie man sich am besten verhalten sollte.
Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, es ein bisschen ruhiger angehen zu lassen, vielleicht etwas Drohkulisse aufzubauen und auch die Personen erst einmal vorzustellen. Denn nur wenn wir wissen, mit wem wir es zu tun haben, klappt das mit dem Mitfühlen und Mitzittern. Das kleine Einmaleins der Spannung. So die Theorie. In der Praxis funktioniert das leider aber nicht annähernd so gut wie erhofft. Das fängt schon mit der Hauptfigur Yousef an, der seine Schwester ohrfeigt, weil diese ihm nicht genügend Respekt entgegenbringen soll. Ihn gleichzeitig für seinen Einsatz für die misshandelte Frau zu huldigen, das passt da nicht so recht zusammen.
Die Bösen sind immer die anderen
Aber auch anderes ist recht fragwürdig, zumindest aus westlicher Sicht. Dass Gott immer wieder thematisiert wird und als Begründung für jede Entscheidung herhalten muss, das ist schon ein wenig befremdlich. Es ist sogar gefährlich, wie in No Surrender die Grenzen zwischen Gläubigen und Ungläubigen impliziert werden, zwischen einem von Gott erhörten Volk und dem Rest. Aber es passt auch zu der grundsätzlichen Tonart hier, die schon sehr nationalistisch geprägt ist. Vergleichbar zu chinesischen Filmen über die japanische Besatzung oder Hongkong-Filme, in denen die Engländer verdammt sind, werden die Ausländer grundsätzlich als ehrlose Verbrecher porträtiert, ohne Moral, fies, schlecht. Dabei darf man gern etwas mit den Augen rollen, gleiches gilt für die allgemein kruden Dialoge, die schmerzhafter sind als alle Waffen zusammen.
Zwei Lichtblicke gibt es aber inmitten dieser qualitativen Finsternis. Da wäre zum einen die skurrile Figur der Prostituierten, die endlich einen Stempel will, um arbeiten zu können, und so in die gesamte Geschichte hineinrutscht. Und zum anderen macht sich das Geld für Adkins dann doch irgendwie bezahlt. Wenn er zum Einsatz kommt, ist das inhaltlich zwar nicht einmal ansatzweise gerechtfertigt. Aber es macht doch Spaß, ihm beim Heben seiner Beine zuzusehen, schließlich ist er einer der wenigen „echten“ Actionstars, die das Kino noch hat. Für diese brachialen, völlig überzogenen Szenen zum Ende hin könnte man als großer Fan überlegen reinzuschauen. Selbst in der qualitativ überschaubaren Filmografie des Briten gibt es jedoch deutlich Besseres als No Surrender, der gehörige Pathos zum Schluss ist allenfalls als Trashfan noch irgendwie zu ertragen.
(Anzeige)