Für die Polizisten Dan Madigan (Richard Widmark) und dessen Partner Rocco Bonaro (Harry Guardino) beginnt der Tag mit einem Einsatz wie so vielen, denn sie sollen einen Verdächtigen festnehmen und ins Revier bringen. Durch ein geschicktes Ablenkungsmanöver gelingt dem Mann aber nicht nur die Flucht, sondern er erbeutet die Dienstwaffen der beiden Beamten. Bei ihrer Rückkehr ins Revier erfahren Madigan und Bonaro zu allem Überfluss, dass der Verdächtige wegen Mordes gesucht wird. Die Neuigkeit über die misslungene Festnahme spricht sich schnell innerhalb der Hierarchie des NYPD herum, bis schließlich Police Commissioner Anthony X. Russell (Henry Fonda) davon erfährt. Da Russell zurzeit mit vielen weiteren Problemen – einem Rassismusvorwurf gegen zwei andere Beamten, eine Bestechungsaffäre, in die Chief Inspector Kane (James Whitmore) verwickelt sein soll – zu kämpfen hat, gibt er Madigan und Bonaro genau 72 Stunden Zeit, den Verdächtigen festzunehmen und ein weiteres Blutbad zu vermeiden.
Eine Hierarchie unnahbarer Männer
Der Name des US-amerikanischen Regisseurs Don Siegel ist eng mit dem Image des knallharten Polizisten verbunden, der für Recht und Ordnung gerne die Gesetze in die eigene Hand nimmt. Eng verknüpft ist dieses Bild mit dem von „Dirty“ Harry Callahan, den Clint Eastwood in fünf Filmen spielte. Nur noch 72 Stunden folgt bei weitem noch nicht diesem Bild der Polzei, wie es Dirty Harry (1971) zeigt, konzentriert sich aber auf jene Hierarchie innerhalb dieser Organisation, die Männern, die sie repräsentieren und deren ambivalenten Charakter.
Von dieser Idee ausgehend ergibt sich der leicht episodische Charakter des Films, deren Narrative sich zum einen um Madigan und zum anderen um Russell drehen. Auch wenn beide Männer aus unterschiedlichen Positionen dieser Hierarchie kommen, verkörpern beide jenes Dilemma aus der Integrität, die mit ihrer Arbeit und Position einhergeht, und zudem einen tiefgehenden, moralischen Zwiespalt. Gerade in dem von Henry Fonda gespielten Anthony Russell wird dies deutlich, verlangt er von seinen Männern einen steten, dem Gesetz verpflichteten Lebensstil, sucht diesen durch seine korrekte, disziplinierte Art zu verkörpern, merkt aber, dass er immer wieder an Grenzen stößt. Seine Liaison mit einer verheirateten Frau sowie die Korruptionsaffäre um seinen alten Partner testen dieses Image immer wieder.
Am anderen Ende dieser Hierarchie spielt Richard Widmark auch einen jener unnahbaren Männer. Selbst seine Frau, gespielt von Inger Stevens, verzweifelt immer mehr an dieser undurchdringlichen Fassade, die scheinbar nur die Pflicht gegenüber dem Gesetz kennt, vor der alles andere, auch ihre Ehe, weichen muss. In der Mimik Widmarks, gerade in den Dialogen mit Stevens, merkt man aber jenen Abgrund, jenen Kampf eines Menschen, bei dem Handeln und Denken nicht immer analog zueinander sind. Darüber hinaus zehrt das Stigma des Beamten, dem ein Verbrecher seine Waffe abnahm, an ihm wie auch seinem Partner, was ein für ihn unentschuldbarer Fehler ist.
Spiel gegen die Stadt
Essenziell für einen Film dieser Art ist nicht nur das Verständnis der Charaktere und ihrer Dilemmata, sondern auch das Bild ihres Handlungsraumes. Die Kamera Russell Mettys in Zusammenarbeit mit Don Costas dramatischer Musik definiert gleich zu Beginn des Filmes jenen Zwiespalt, der sich durch New York City zieht, von den Pornokinos bis hin zu den sauberen Fassaden der Wolkenkratzer. Während die dunklen Straßen, die Kälte und der Schmutz das Revier von Madigan und Bonaro bilden, haben sich Charaktere wie Russell zumindest räumlich von eben jener Gewalt distanziert, was konsequent in der unterschiedlichen Anlage der Konflikte der beiden Hauptcharaktere gespiegelt ist.
Während dem einen die Räume des Polizeireviers, das eigene Büro als Bühne für ein moralisches Drama dienen, sind es für jemanden wie Madigan die Straßen dieser Stadt, die sich labyrinthartig verschließen. Nicht nur die Zeit, wie der deutsche Titel impliziert, arbeitet gegen ihn und seinen Partner, sondern eine ganze Stadt und ihre Ordnung.
(Anzeige)