October Sky
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October Sky

October Sky
„October Sky“ // Deutschland-Start: 20. September 2019 (DVD/Mediabook)

1957 im Ort Coalwood, West Virginia. Die Sowjetunion hat gerade den Satelliten Sputnik in die Erdumlaufbahn gebracht und fasziniert die Menschen, die am nächtlichen Oktober Himmel mit eigenen Augen sehen können, wie die Eroberung des Weltalls voranzuschreiten scheint. Einer von ihnen: Homer Hickham (Jake Gyllenhaal). Der Schüler sieht sich ganz plötzlich nicht mehr in die Fußstapfen seines Vaters Johns (Chris Cooper) treten, der wie eigentlich alle seit Generationen in dem örtlichen Kohlekraftwerk arbeiten. Stattdessen ist Homers Interesse am Raketenbau geweckt, und trotz aller Mahnungen und Spott ist er von seinem Vorhaben nicht mehr abzubringen. Unterstützung erfährt er unterdessen von seiner Lehrerin Miss Riley (Laura Dern), die ihn sogar dazu ermutigt am nationalen Wissenschaftswettbewerb teilzunehmen. Mit Hilfe seiner Freunde ist der Erfindungsgeist von Homer nun nicht mehr zu bremsen.

Basierend auf dem Leben des Homer Hickham und den Ereignissen zu Beginn der sowjetischen Raumfahrt, gelingt Regisseur Joe Johnston (Captain America: The First Avenger) ein einfühlsames Familiendrama, welches aber trotzdem nicht umhin kommt, sich filmischen Standards zu bedienen. Die Dramaturgie arbeitet sich schrittweise sozusagen an wichtigeren Punkten ab, sodass auch ohne Hintergrundwissen schnell klar ist, wie die Geschichte ausgehen wird und dass es auch größere charakterliche Entwicklungen neben der Hauptfigur nicht unbedingt geben wird.

Ein stumpfer Blick zurück
Tatsächlich ist October Sky dafür einfach zu weich gezeichnet, was Charaktere und Look anbelangt. Das mag vielleicht auch dem Jahrzehnt liegen in dem er entstanden ist, in dem relativ viele Filme einen ähnlichen Eindruck hinterlassen haben. October Sky wirkt nämlich leider oft zu stumpf in der Darstellung des Konflikts, mit dem sich Homer auseinandersetzen muss. In einem Ort aufzuwachsen, der sich ausschließlich dem Kohlebergbau verschrieben hat und in dem Jugendliche entweder in die Fußstapfen der Eltern treten oder mit etwas Glück durch ein Football-Stipendium entfliehen können, um die eigenen Träume zu verwirklichen, ist sein Dilemma fast ein wenig zu undramatisch. Gerade in Bezug auf seinen Vater, gespielt von Chris Cooper (Capote, Live by Night), merkt man sehr, wie wenig hier das schauspielerische Können ausgenutzt wurde und wie die Nebenfiguren schnell verblassen. Und das obwohl sein eigener Vater ja derjenige ist, gegen den sich Homer auflehnen muss, gegen den er sich widersetzen muss.

Ähnlich verhält es sich auch mit der Lehrerin Miss Riley. Obwohl sie sich gegen den Schuldirektor stellt, ihren Job möglicherweise auch gefährdet, um den Kindern eine andere Zukunft zu ermöglichen, sind ihre Szenen nicht so kraftvoll geworden, wie sie hätten sein können. Gerade diese Konflikte sind es aber, die auch die Zeit der 50er während des Kalten Krieges besser porträtiert hätten, als wenige Minuten gen Himmel zu blicken, um den sowjetischen Satellit Sputnik zu entdecken und ein zwei Sätze der Skepsis oder Angst zu äußern. Obwohl der Film sich natürlich um Hickham und seinen Erfindergeist dreht, sind es doch diese kleinen Momente um ihn herum, die, wären sie besser ausgebaut worden, dem Zuschauer den Wunsch nach Veränderung und Selbstverwirklichung hätten vermitteln können.

Wo bleibt der Kampf?
Die Zeit war schwierig für Freigeister und deshalb wäre es umso wichtiger gewesen, die Monotonie, den Starrsinn und auch die Ängste der Stadt, wenn nicht sogar der Gesellschaft stärker hervorzuheben, um zu zeigen, wie sich jemand trotz aller Widrigkeiten nicht von seinem Weg abbringen lässt. Zumal Hickham im späteren Verlauf der amerikanischen Raumfahrt eine bedeutende Rolle zuteil wird. October Sky klammert sich hier einfach zu sehr an eine leichte Dramaturgie, was den Film zwar unterhaltsam macht, aber trotzdem dazu führt, dass er einem nicht unbedingt im Gedächtnis bleibt.

Und auch Jake Gyllenhaal, der mit diesem Film ganz am Anfang seiner Karriere stand, aber durch ihn seinen Sprung ins Filmbusiness von Hollywood schaffte, ist zwar nett anzusehen, seine späteren Rollen sind aber einfach markanter. Insofern ist October Sky zwar kein Meisterwerk, für einen leichten Kinoabend zu Hause genügt der Film aber alle Mal, nicht zuletzt weil es dann doch irgendwie Spaß macht, den Jungs dabei zu zusehen, wie sie ihre Raketenversuche auf dem eigens hergerichteten Testgelände starten.



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„October Sky“ funktioniert als Biographischen Werk des NASA Ingenieurs Homer H. Hickham sehr gut, dramaturgisch bleibt der Film aber trotzdem auf der Strecke, weil er sich dann doch zu sehr an dem üblichen Muster abarbeitet. Zudem wird man das Gefühl nicht los, dass die Schauspieler allesamt mehr Herausforderung gebraucht hätten, um aus der Geschichte was richtig Großes werden zu lassen. Unterhaltsam ja, aber kein Meilenstein von Film.
7
von 10