Present Perfect

Present.Perfect.

Present Perfect
„Present.Perfect.“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Selbst in den Zeiten der Globalisierung und der sozialen Medien verbleibt ein Land wie China für viele noch so etwas wie eine Blackbox. Gerade der Umgang mit Journalisten oder deren Arbeit, egal, ob es sich hierbei um nationale oder internationale Reporter handelt, weist auf ein nicht geringes Maß an Zensur, Paranoia und Überwachung hin. Freilich äußern sich solche Maßnahmen im Umgang miteinander, in der Familie, auf dem Arbeitsplatz oder in der Gestaltung der eigenen Freizeit.

Wie bei so vielen von uns spielen soziale Medien wie Facebook, Programme wie Snapchat oder Plattformen wie YouTube eine nicht unwesentliche Rolle im Leben vieler Chinesen. Regisseurin Shengze Zhu hat schon lange diesen Trend beobachtet und zu einem essenziellen Teil ihrer Dokumentation Present.Perfect. gemacht, die auf dem diesjährigen Internationalen Film Festival Rotterdam ihre Weltpremiere feierte und von da aus beispielsweise Einzug in das Programm des Filmfestivals München fand. Wie bereits in ihren vorherigen Arbeiten Xu Jiao (2014) oder Another Year (2016) folgt auch Present.Perfect. dem Anspruch der Authentizität, der möglichst genauen Darstellung des Alltags der Menschen.

Da soziale Medien und Videoplattformen „die Grenze zwischen Realität und Virtualität“ verwischen würden, müssen sie zum Schutz der Bevölkerung verboten oder zensiert werden. So ähnlich lautet die Begründung der chinesischen Behörden für die Schließung oder eben der Zensur vieler Videoportale oder Homepages. Auf diesen fand man nämlich Videos wie diese, welche kollagenartig angeordnet im Fokus von Present.Perfect. stehen. Die etwas über zwei Stunden des Films, die das Ergebnis der Sichtung von circa 800 Stunden Material sind, zeigen in etwa einen Jungen, der auf einem Feld spielt, einen Straßenkünstler, der ein Bild malt oder eine junge Frau, die mit ihrem Freund auf der Arbeit per Videoanruf telefoniert.

Grauer Alltag, graue Wahrheit
Augenscheinlich wird man wohl kaum das Zeug zu einem packenden Narrativ finden in Present.Perfect. Die Bedeutung der Bilder verschließt sich dem Zuschauer zunächst in dieser Zurschaustellung des Banalen, was nicht zuletzt an die unzähligen Videos oder Beiträgen von Nutzern erinnert, die lediglich ihr Maß an Aufmerksamkeit von der Netzgemeinde in Anspruch nehmen. Zeigt ein junge das graue, kahle Feld, auf dem er spielt, kann man nur schwerlich eine tiefere Bedeutung außerhalb des Offensichtlichen sehen.

Jedoch erkennt man anhand dieser Feststellung die Gefahr solcher Bilder. Die Ehrlichkeit, das Banale sowie das Alltägliche dieser Bilder zeigen ein China fernab jenes Images, welches das Land bisweilen propagiert. Shengze Zhu zeigt das Gegenstück zu jenem Narrativ des Erfolgs und des Fortschritts, betont dies gar mittels des monochromen Schwarz-Weiß-Filters. Naturgemäß ist dies geradezu ein Eingriff, ein visuelles Mittel der Manipulation, offenbart aber auch eine weitere, tiefere Wahrheit hinter diesen Bildern: die Einsamkeit und die Depression der Menschen, deren Ehrlichkeit und deren Bilder – wie sie teils selbst in die Kamera sagen – bestimmt nicht ohne staatliche Repressalien ablaufen wird.



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„Present.Perfect.“ ist kein einfacher Film über die Macht der Bilder, das „virtuelle“ China und dessen Bewohner. Shengze Zhu prüft mit ihrer Dokumentation unser Verständnis von Bildern, welche Bedeutung wir ihnen beimessen und gibt uns einen möglichen Einblick in ein Land, zu welchem wir nach wie vor ein eher zwiegespaltenes Verhältnis haben.