Todfreunde Bad Influence
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Todfreunde – Bad Influence

„Todfreunde – Bad Infuence“ // Deutschland-Start: 21. Juni 1990 (Kino) // 26. September 2019 (Mediabook)

Irgendwie ist für Michael (James Spader) das Leben voller Widersprüche. Zwar hat er ein gutes Einkommen und eine moderne Wohnung, jedoch bringt ihn sein mangelndes Durchsetzungsvermögen immer wieder Frust, egal ob es um einen besseren Posten in der Firma geht oder um seine etwas anstrengenden Beziehung zu Ruth (Marcia Cross). Nach einem weiteren Konflikt, bei dem er den Kürzeren zog, trifft Michael auf Alex (Rob Lowe), der ihn bei einer drohenden Prügelei verteidigt. Schließlich nimmt Alex Michael mit in sein Leben aus Partys und Exzess, immer auf der Suche danach, was dieser im Leben erreichen möchte. Als dieser Michael seinen Frust gesteht, schwört Alex ihm zu helfen, ein Versprechen, was schon bald zeigt, welche dunklen Abgründe sich hinter Alex’ kumpelhafter Fassade verbergen.

„Dein Leben ergibt zu viel Sinn.“
In Interviews über seine Karriere beschrieb der 2016 verstorbene Curtis Hanson Bad Influence immer als einen seiner persönlichsten Filme neben L.A. Confidential (1997), der Verfilmung des Noir-Thrillers aus der Feder von Autor James Ellroy (Die schwarze Dahlie). Hanson hatte sich bereits vor dem Projekt als ein Spezialist des Thriller-Genres bewiesen mit Titeln wie Das Schlafzimmerfenster, sowie als Drehbuchautor (Der weiße Hund von Beverly Hills). Besonders beschäftigte Hanson, nach eigener Aussage, das Thema der Schuld, zu welchen Handlungen sie Menschen treibe und wie man mit ihr umgehe.

Gerade diese Thematik ist in Figuren wie dem von James Spader gespielten Michael verankert. Zwar wirkt der konfliktscheue Finanzberater eher von äußeren Einflüssen wie den Ansprüchen der Gesellschaft getrieben, aber hinter all dem befindet sich ein immenses Schuldbewusstsein. In der aalglatten 80er Jahre-Optik tut man sich mehr als einmal schwer, diesen Menschen zu fassen, dessen Schuld gegenüber dem arbeitslosen Bruder oder der seiner Freundin gegenüber ihn zu einem fremdbestimmten Leben gebracht hat. Passend dazu wirkt die Wohnung dieses Menschen luxuriös, aber anonym und kalt, ähnlich dem Apartment eines Patrick Bateman (American Psycho).

Innerhalb David Koepps Skript ergibt sich hierbei ein interessanter Aspekt. „Dein Leben ergibt zu viel Sinn“, sagt Alex einmal zu Michael im Hinblick auf die Lebensplanung, die scheinbar ohne Michael direktes Einwirken stattfindet und maßgeblich durch dessen mangelndes Rückgrat definiert wird. In einem faustischen Pakt zeigt Alex ihm nicht nur ein anderes Leben, sondern zersetzt auch die Strukturen im Leben dieses Yuppies, das sich viel zu sehr an Status und materiellen Werten aufgehangen hat. Passenderweise spielt Rob Lowe diesen 80er-Jahre-Mephisto mit großer Lust an der moralischen Verworfenheit seiner Figur, deren Handlungen und Dialoge immer wieder tief in den destruktiv-soziopathischen Kern des Charakters blicken lassen. Dieser Kern, so Alex, stecke in uns allen, auch in Michael, und man müsse ihn nur hervorholen.

Ego-Obsessionen
Gegen Ende der 80er Jahre wirkt Bad Influence folglich wie ein Abgesang auf die Themen dieser Zeit, die Musik, die Mode sowie generell das Visuelle dieses Jahrzehnts. Die Prämisse des Films, die nicht zuletzt an Oliver Stones Wall Street erinnert, schaut auf eine Zeit, welche die glatte Oberfläche feierte, hinter der sich der wahre Kern eines Menschen verbarg. Die bereits erwähnte Lust am Destruktiven, die subtile Bösartigkeit sowie die Figur des moralisch immer etwas fragwürdigen Spekulanten stellen das narrative Fundament eines Films wie Bad Influence dar. Für einen Thriller bietet dies nicht nur einen stetigen Quell der Spannung, sondern zudem ein dunkles Bild dieser politisch wie gesellschaftlich brisanten Zeit, in der das Ego gefeiert wurde. Nicht umsonst kehren Hanson und Koepp immer wieder auf das Motiv des Spiegels zurück, beispielsweise in der Gestaltung von Michaels Wohnung (Glasbausteine) oder seiner Obsession mit der Videokamera, die ihm letztlich zum Verhängnis wird.



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"Bad Influence" ist ein spannender Thriller über Schuld und moralische Verwerfung. Clever geschrieben und gut gespielt ist dieser Film ein Beleg für das Talent des Regisseurs Curtis Hanson, dessen filmische Handschrift im Genre viele beachtliche Produktionen nach sich zog.
8
von 10