Grundsätzlich arbeitet der Polarfuchs Swifty ja schon ganz gerne bei der Post. Er wünschte sich nur, dass er dort eine aufregendere Stelle hätte, als nur in der Verwaltung zu sitzen. Wenn es nach ihm ginge, würde er die Post ja viel lieber austragen. Doch diese Position ist den großen Hunden vorbehalten, den Vorbildern von Swifty. Um seine Fähigkeiten zu beweisen, entschließt er sich eines Tages, ganz im Geheimen ein Paket zu befördern. Ist ihm das gelungen, dann steht seiner neuen Schlittentätigkeit nichts mehr im Wege – so der Plan. So gar nicht nach Plan ist aber, was der Fuchs dabei entdeckt: Der wahnsinnige Otto von Walross hat vor, die Polarkappen zum Schmelzen zu bringen. Und nur Swifty kann ihn dabei noch aufhalten …
Diesen Monat meint es Netflix richtig gut mit Animationsfans. Sicher, animierte Serien bringt der Streamingdienst unentwegt heraus, vom Geheimtipp bis zur Gurke. Bei Filmen sieht es hingegen oft recht mager aus. Umso größer die Überraschung, dass es im November gleich drei Animationsfilme in kurzer Zeit sind, die mit dem Label Netflix Original auf das hiesige Publikum losgelassen werden. Das Weihnachtsabenteuer Klaus wurde dabei besonders von den Anhängern und Anhängerinnen klassischer Animationstechniken herbeigesehnt, die hier auf spektakuläre Weise modernisiert wurden. Das erwachsene Drama Ich habe meinen Körper verloren erlangte dank zahlreicher Festivalteilnahmen einen guten Ruf.
Schlechter geht nicht
Auch Arctic Justice: Thunder Squad, dem dritten im Bunde, eilte ein gewisser Ruf voraus. Jedoch einer, um den man niemanden beneiden sollte. Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass der Film von Kritikern gnadenlos verrissen wurde, er wurde in den USA auch zu einem Flop unbekannten Ausmaßes. Gerade einmal 2,9 Millionen Dollar spielt das dort unter dem Titel Arctic Dogs gestartete Abenteuer aus, was das schlechteste Ergebnis aller Zeiten war für einen Film, der in mehr als 2800 Kinos anlief. Es ist zudem eine Katastrophe angesichts eines Budgets, das immerhin 50 Millionen Dollar betrug.
Bei dieser Zahl darf man durchaus auch an seinen Augen zweifeln. Arctic Justice: Thunder Squad sieht sicherlich nicht völlig schlecht aus, im Bereich der Computeranimation gab es schon größere visuelle Verbrechen. Und im Vergleich zu den Budgets, mit denen Disney oder Pixar hantieren, sind 50 Millionen Dollar fast schon billig. Hält man jedoch Die Addams Family dagegen, das zehn Millionen Dollar günstiger war und dabei deutlich besser aussieht, dann wundert man sich schon, wo das Geld geblieben ist. Die ewig gleichen Eisflächen können kaum so viel gekostet haben, großartige Hintergründe gibt es nicht, auch die Figuren sind nichts Besonderes, das von Assemblage Entertainment (Elliot – Das kleinste Rentier) produzierte Werk wäre ebenso gut als Direct-to-Video-Werk durchgegangen.
Prominenz am Mikro
Wenn überhaupt, dann ist der Unterschied zu hören. Zumindest in der englischen Fassung versammelte man eine ganze Reihe großer Namen: Jeremy Renner und Heidi Klum, James Franco und John Cleese, Alec Baldwin, Omar Sy und Angelica Huston – das ließ man sich schon einiges kosten. Ob das dem Film genützt hat, darüber kann man sich streiten. Die Prominenz macht auf dem Plakat sicherlich einiges her, den Figuren selbst bringt es jedoch weniger. Vor allem funktioniert dieser Bonus auch nur, wer sich Arctic Justice: Thunder Squad im Original anschaut. Das wiederum ist angesichts der sehr jungen Zielgruppe hierzulande kein Thema. Bleiben nur erwachsene Zuschauer, die etwas mitnehmen könnte. Die aber bekommen inhaltlich nicht genug geboten, um hier reinzuschauen.
Vieles läuft dann doch auf den üblichen Slapstick-Humor hinaus, wenn in großer Hektik die Figuren umhereilen und dabei immer wieder was schief geht. Genauso ist die Geschichte um einen bislang wenig beachteten Fuchs, der plötzlich zum Helden wird, nicht gerade der Gipfel der Kreativität. Dann und wann gibt es ein paar skurrilere Einfälle, gerade auch bei ein paar der Nebenfiguren. Manches ist fast schon bewundernswert unsinnig. Swifty selbst ist aber genau wie der Film insgesamt recht eintönig, woran die temporeichen Einlagen nicht wirklich was ändern können. Wer den Nachwuchs irgendwie beschäftigen muss und ohnehin einen Netflix-Account hat, für den erfüllt Arctic Justice: Thunder Squad sicher seinen Zweck. Aber selbst dann sollte bei dem Überangebot an hektischen Kinder-Animationsfilmen Besseres zu finden sein.
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