Bikram Yogi Guru Raubtier Predator Netflix
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Bikram: Yogi, Guru, Raubtier

Bikram Yogi Guru Raubtier Predator Netflix
„Bikram: Yogi, Guru, Raubtier“ // Deutschland-Start: 20. November 2019 (Netflix)

Es ist ja immer so eine Mischung aus Bewunderung und Neid, wenn man sich Bilder und Videos von Menschen anschaut, deren Körper ganz offensichtlich so ganz ohne Sehnen und Knochen gebaut wurden, was ihnen die unglaublichsten Verrenkungen ermöglicht. Doch auch wenn man nicht über eine vergleichbare Beweglichkeit verfügt und mit einem ganz normalen Körper auskommen muss, die positiven Auswirkungen der aus Indien stammenden Yoga-Lehre sind unbestreitbar. Sie können einem nicht nur zu einem besseren Körpergefühl verhelfen, sondern auch zu einer innerlichen Ausgeglichenheit, wenn wir lernen, mit uns selbst im Einklang zu sein. Theoretisch.

Praktisch kann das alles ganz anders aussehen, wie das Beispiel Bikram Choudhury zeigt. Der gebürtige Inder emigrierte Anfang der 1970er in die USA, wo er eine Variante des Yogas lehrte, das in einer heißen Umgebung von rund 40° C ausgeübt wird. Seine Lehren erfreuten sich großer Beliebtheit, innerhalb kürzester Zeit wurde er zu einer Sensation, zu einem Star. Und das wusste er zu nutzen, indem er ein lukratives Franchise-Unternehmen aufbaute: Seine Schüler und Schülerinnen konnten bei ihm in die Lehre gehen, um anschließend eigene Studios aufzumachen, welche – natürlich – seinen Namen trugen. Ein Mann, eine Marke.

Das böse Ende
Die Netflix-Doku Bikram: Yogi, Guru, Raubtier zeichnet diesen Weg nach, läuft aber, der Titel verrät das bereits, auf etwas ganz anderes hinaus. Seine körperlichen und unternehmerischen Qualitäten werden hier nicht in Frage gestellt, wohl aber seine persönlichen und moralischen. Denn je größer er wurde, je mächtiger, umso mehr nutzte er diese Macht auch aus. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem sexuellen Missbrauch. Der fing oft vermeintlich harmlos an, mit ein bisschen Gesellschaft, vielleicht auch einer kleinen Fußmassage. Bis er dazu aufforderte, andere Körperteile von sich massieren zu lassen oder auch direkt vergewaltigte.

Regisseurin Eva Orner lässt sich vergleichsweise viel Zeit, bis sie aber bei diesem Punkt ankommt. Anstatt von Anfang an zu zeigen, worauf es ihr bei ihrem Film ankommt, lässt sie das Publikum auf eine ähnliche Weise reagieren wie Bikrams eigenes Klientel: Schock. Wobei die Menschen daheim vor den Fernsehern nicht nur des Titels wegen früher ahnen, dass da etwas nicht stimmt. Von Anfang an wirkt der Guru mindestens unangenehm, wenn nicht gar ein bisschen widerwärtig. Warum ihm so viele verfallen konnten, das wird aus den Aufnahmen nicht wirklich klar. Dass sie es taten, dafür umso mehr.

Alle verrückt
Teilweise wirkt Bikram: Yogi, Guru, Raubtier weniger wie ein Film über eine sportliche Heilslehre als vielmehr wie ein Sektenporträt. Schon die Szenen, wenn Bikram ohne jede Zurückhaltung Schüler und Schülerinnen beleidigt, die nicht so wollen und können wie er oder deren Aussehen ihm schlicht nicht gefallen, lassen einen entsetzt auf den Bildschirm starren. Wenn später die Frauen doch noch zur Gegenwehr übergehen und die diversen Grenzüberschreitungen öffentlich machen, werden sie dafür von seinen Jüngern angegriffen und wüst beschimpft, wie es in einem solchen Kult nun mal passiert.

Auch in anderer Hinsicht folgt die Dokumentation, die auf dem Toronto International Film Festival 2019 lief, den Erwartungen: Orner erzählt die Geschichte chronologisch mit der üblichen Mischung aus historischen Aufnahmen und aktuellen Interviews. Zu Wort kommen dabei in erster Linie ehemalige Schüler und Schülerinnen, deren Aussagen und Erfahrungsberichte sich zu einem scheußlichen Bild zusammensetzen. Allerdings macht Bikram: Yogi, Guru, Raubtier relativ wenig aus dem Stoff. Dass Menschen in Machtpositionen diese zuweilen ausnutzen, ist bekannt. Wenn Bikram ein Luxusleben führt, gleichzeitig Askese predigt, auch in Hinblick auf seine Biografie lügt wie gedruckt, dann ist er letztendlich nur ein Beispiel für viele. So verabscheuungswürdig sein Verhalten ist, so wenig besonders ist es, was umgekehrt auch bei dem Film den Eindruck hinterlässt, das alles schon mal gesehen zu haben.



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„Bikram: Yogi, Guru, Raubtier“ erzählt, wie der indische Yoga-Lehrer Bikram Choudhury in den USA erst zu einer Sensation wurde, um anschließend seine Machtposition auszunutzen. Die Doku zeigt ihn dabei als besonders verabscheuungswürdigen Mann, ist selbst aber nicht wirklich besonders.