Seit ihrer Kindheit kennen sich Amy (Kaitlyn Dever) und Molly (Beanie Feldstein) und sind unzertrennlich. Auch auf der Highschool haben die beiden zusammengehalten, sich auf das Lernen konzentriert und sich so von den anderen Mitschülern abgesondert. Nun, an ihrem letzten Schultag überkommt Molly die Erkenntnis, dass ihre Mitschüler, trotz deren Poserei, Saufgelagen und vermeintlicher Oberflächlichkeit, es wie sie beide an teils sehr renommierte Universitäten geschafft haben und ihre Zukunft mindestens genauso rosig aussieht. Um aus dieser tiefen Sinnkrise herauszukommen, beschließt Molly, dass sie und Amy diesen letzten Tag vor der Abschlussfeier nutzen, indem sie zum ersten Mal auf eine Party gehen und sich so amüsieren, wie es ihre Mitschüler bislang fast jedes Wochenende taten. Ihre Odyssee durch die Straßen ihrer Heimat auf der Suche nach der Party von einem ihrer Mitschüler, treffen die beiden Mädchen nicht nur auf ihre Mitschüler und Lehrer, von denen sich einige wegen ihres spärlichen Gehaltes noch ein Zubrot als Taxifahrer verdienen, sondern zudem auf andere Wahrheiten über ihre Schulzeit, ihre Mitschüler und sich selbst, die sie bislang noch gar nicht im Blick hatten. Molly und Amy beginnen zu verstehen, dass Schulwissen zwar gut ist, aber Lebenserfahrung nicht ersetzen kann.
Das Leiden eines Teenagers
Nicht nur, dass das Genre des Teenagerfilms viele zeitlose Geschichten erzählen kann, es kann sich auch sehr schnell in einem Wust von Klischees und Peinlichkeiten wiederfinden. Gerade wenn man sich an Filmen wie denen eines John Hughes (The Breakfast Club, Ferris macht blau) orientiert, tappt man heutzutage sehr schnell in die Nostalgie-Falle, welche einem den Blick für das eigentliche Thema des Films, also das Leben junger Erwachsener, versperrt. Diesen Gedanken hatte auch Schauspielerin Olivia Wilde (The Lazarus Effect, Cold Blood), die nach einem Kurzfilm aus dem Jahre 2011 mit Booksmart ihren ersten Langfilm vorstellt. Anders als vielen ähnlich gelagerte Filme sind es weniger bekannte Filme des Genres, die Wilde bei der Arbeit inspirierten, sondern vielmehr die Buddy-Action-Komödien der 80er Jahre wie Lethal Weapon, deren Hauptcharaktere die Vorlage für die Freundschaft der beiden Hauptcharaktere in Booksmart lieferten.
Wie auch immer die Herangehensweise der Regisseurin ausgesehen haben mag, dem Zusammenspiel ihrer Besetzung hat dies sichtlich geholfen. Insbesondere Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein sind herrlich unverkrampft in ihrer Darstellung bester Freundinnen, die bislang sehr gut damit gefahren sind, sich vom Rest ihrer Altersgenossen abgesondert zu haben. Abseits vom Klischee des Strebers oder „Nerds“ haben sich beide eine Art Seifenblasen-Leben geschaffen, mit dem es sich nicht nur gut leben lässt, sondern von dessen Warte aus sich auch Mitschüler teils böse kommentieren lassen können und man sorgenfrei an anderen vorbeilebt. Trotz oder gerade wegen ihrer Kauzigkeit sind beide aber immer auch nahe beim Zuschauer, vor allem in den Ritualen ihrer Freundschaft, die ihnen über alles geht. Besonders gelungen sind die Gespräche der beiden über ihre jeweiligen Schwärme an der Schule, Szenen anhand derer sich auch der gelassene Tonfall des Films demonstriert.
Körper und Geist (un)vereint
Zu sagen, dass Booksmart das Genre neu definiert, wäre falsch, aber sein Blick auf Mädchenfreundschaften ist durchaus sehr erfrischend. Auch wenn bisweilen vieles albern oder übertrieben zu sein scheint, ist gerade die Perspektive von Figuren, die das Gefühl haben, bislang am Leben vorbeigelebt zu haben, durchaus reizvoll. Hierbei folgt das Skript des Films konsequent der Sicht der beiden Figuren, sieht die klischeehaften Sportler, die Skater und die Eierköpfe, nur um sich beim gleichen Irrtum zu ertappen wie es die beiden Figuren tun. Ohne den moralischen Zeigefinger zu heben, wird hier die einfache, aber nicht immer einfach zu vollziehende Wahrheit verhandelt, einen Menschen nicht nach Äußerlichkeiten wie Noten zu betrachten.
Immer wieder taucht die Inszenierung Wildes ab in diese quietschbunten, an Musikvideos erinnernde Optik des Teenager-Traums, diese Vision im Zentrum zu stehen und in der Körper und Geist vereint sind, wie es eine der Figuren an einer Stelle sagt. Dies mag man kitschig und albern nennen, aber so sind Teenager nun einmal.
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