Das Mercury Puzzle
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Das Mercury Puzzle

„Das Mercury Puzzle“ // Deutschland-Start: 28. Mai 1998 (Kino)

Art Jeffries (Bruce Willis) ist ein alleinstehender Agent in den Diensten des FBIs. Ihn plagen zahlreiche missglückte Einsätze, insbesondere der vor kurzem stattgefundene Banküberfall, bei dem er nicht verhindern konnte, dass eine Handvoll Menschen ihr Leben verlor. Als er wieder einmal an einen Tatort gerufen wird, scheint alles anfangs noch recht normal: Ein Mann hat seine Frau getötet und daraufhin sich umgebracht. Etwas merkwürdig ist jedoch, dass der Sohn des Paares, Simon (Miko Hughes), vermisst wird. Arts Aufgabe ist es ihn zu finden, was ihm in kürzester Zeit glückt, da der autistisch veranlagte Junge sich zwar hervorragend versteckt, es jedoch nicht vermeiden kann auf die Tastentöne von Arts Handy zu reagieren. Nachdem Simon routinemäßig ins Krankenhaus gebracht wurde, spitzt sich der Fall unerwartet zu, denn die NSA ist hinter dem Jungen her, weil er einen schier unlösbaren Geheimcode, das Mercury Puzzle, in Sekunden knacken konnte und dadurch ein massives Sicherheitsrisiko darstellt.

Eine Entwicklungsstörung wird zur nationalen Sicherheitskrise
Basierend auf dem Roman Der rote Schaukelstuhl (Originaltitel: Simple Simon geschrieben von Ryne Douglas Pearson), wurde eine Geschichte kreiert, die Autismus als Segen und gleichzeitig Fluch darstellt. Segen, weil autistisch veranlagte Menschen die Welt um sich herum nicht wahrnehmen wie die meisten anderen, sondern noch viel mehr Informationen in sich aufnehmen und einzig und allein diese nicht richtig selektieren können. Zwar ist Autismus unabhängig von der Intelligenzentwicklung, doch tritt häufig eine Korrelation auf, die sich nicht ausschließlich positiv auf die jeweilige Person auswirkt, und somit zu eingeschränkten Interessen mit stereotyp ablaufenden Verhaltensweisen sowie Auffälligkeiten bei der sprachlichen und nonverbalen Kommunikation führen kann, was somit auch eine Art Fluch darstellt.

In Das Mercury Puzzle wird also diese Entwicklungsstörung mit einer geheimdienstlichen Sicherheitskrise verknüpft, womit sowohl eine spannende Verfolgungsjagd inszeniert wird als auch eine leider recht oberflächliche zwischenmenschliche Beziehung. Viel zu schnell wird eine Geheimdienstaffäre produziert, die keine sein muss und daher eigentlich eine völlig überflüssige Story darstellt. Ergänzend dazu tritt wie eh und je Bruce Willis als alleiniger Retter der Nation auf, weshalb sich dieses Werk kaum merklich von sonstigen Produktionen mit ihm als Protagonisten unterscheidet. Vor allem sind auch viele Ähnlichkeiten zu den vielen Stirb Langsam Filmen erkennbar. Während sich also Willis in üblicher Manier durch die Welt und die bösen Behörden kämpft und Alec Baldwin völlig ausdruckslos den bösen Lieutenant colonel mimt, ist die einzig ernst zunehmende Figur, die des kleinen Jungen. Miko Hughes, der zur Veröffentlichung des Films gerade einmal 12 Jahre alt war, hat mit bester schauspielerischer Hingabe die typischen Verhaltensweisen eines autistisch veranlagten Menschen rekonstruiert, ohne dabei die Störung ins Lächerliche zu ziehen.

Einfallsreich, aber nicht innovativ
Die Story selbst basiert auf einer annehmbar spannenden Idee, die zwar in der Realität unwahrscheinlich ist, aber dennoch nicht unmöglich. Weitestgehend ist diese in sich schlüssig und nachvollziehbar und hält den Zuschauer stets bei Laune durch zwar erwartbare, aber dennoch spannende Wendungen. Immer wieder wird in die an sich sehr ruhige Geschichte Actionszenen eingeflochten, die nicht vor leichter Brutalität zurückschrecken und damit die FSK 16 Freigabe absolut rechtfertigen. Diese werden jedoch mit teilweise eher amateurhaften Spezialeffekten ausgestattet, wie einem ultrageheimen Steuergerät zur Übermittlung von verschlüsselten Nachrichten, welches ständig in zufälliger Weise und völlig sinnlos an allen Ecken blinkt und leuchtet.



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Insgesamt ist „Das Mercury Puzzle“ etwas für einen netten Abend, wenn sich der Zuschauer einfach mit einer Geschichte berieseln lassen möchte, in der stets etwas geschieht und man trotzdem nicht die volle Aufmerksamkeit investieren muss. Miko Hughes, der schon zuvor in einigen namhaften Werken mitgewirkt hat, kann hier die großen, im Rampenlicht stehenden, Schauspieler vollkommen in den Schatten stellen und trägt mit seiner Leistung zu einem recht soliden Action-Thriller bei.
5
von 10