Der Krieg des Charlie Wilson
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Der Krieg des Charlie Wilson

Der Krieg des Charlie Wilson
„Der Krieg des Charlie Wilson“ // Deutschland-Start: 7. Februar 2008 (Kino) // 19. September 2019 (DVD/Blu-ray)

Politik? Das ist für den Kongressabgeordneten Charlie Wilson (Tom Hanks) nur ein Geschäft, das er ein bisschen nebenher betreibt, während seine wahren Interessen mehr dem Feiern und Frauen gelten. Joanne Herring (Julia Roberts) zum Beispiel. Die ist schön, reich und einflussreich – und eine große Gegnerin des Kommunismus. Aus diesem Grund drängt sie Charlie auch dazu, die Afghanen in ihrem Kampf gegen die Sowjets zu unterstützen. Der lässt sich tatsächlich darauf ein und setzt sich im Kongress dafür ein, die Mittel zu erhöhen und die Afghanen mit richtigen Waffen auszustatten. Mit einem Erfolg, den er selbst nicht für möglich gehalten hätte …

Ein bisschen unheimlich ist es ja schon. Mehr als zehn Jahre ist Der Krieg des Charlie Wilson inzwischen alt, die darin beschriebenen Ereignisse liegen sogar rund 30 Jahre zurück. Und doch ist der kürzlich neu aufgelegte Film so aktuell wie eh und je, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als das. Schließlich erzählt der Film davon, wie die USA in Afghanistan über Umwege kräftig mitmischten, nach dem Sieg über den Hauptfeind – damals die Sowjets – aber das Interesse verloren und deshalb anderen Diktatoren das Feld überließen. Wie wenig sich an dieser selbstbezogenen Kurzsichtigkeit geändert hat, das zeigen die derzeitigen Rückzuge von Trump, der ohne Rücksicht auf die Folgen seine Männer aus Syrien abzieht.

Egal, macht sie einfach platt!
Das konnte damals natürlich keiner voraussehen. Ebenso wenig, dass die USA einen Präsidenten haben würde, der jede Form von Satire obsolet macht. Damals war Der Krieg des Charlie Wilson aber durchaus mutig, da der Film aufzeigt, wie wenig durchdacht die Unterstützung der Rebellen damals war. Wie zynisch auch: Kaum einer, der an dem Entscheidungsprozess Anteil hatte, ob die Afghanen Hilfe bekommen oder nicht, war an den Menschen vor Ort interessiert. Viel wichtiger war es, den Sowjets eins reinzudrücken, der Kalte Krieg war schließlich noch nicht vorbei. Und so ein bisschen Symbolismus hat in der Kriegsführung noch nie geschadet, selbst wenn es dabei um ein Land geht, das niemanden interessiert und von dem die wenigsten überhaupt gewusst haben dürften, wo es eigentlich liegt.

Drehbuchautor Aaron Sorkin (Steve Jobs, Molly’s Game) geht an diesen Stellen auch in die Vollen und entlarvt genüsslich die Interessen der US-Amerikaner. Subtil ist er nicht, vielmehr überdreht und überzieht er dermaßen, dass die Figuren zu Karikaturen werden. Das wiederum ist überaus spaßig. Vor allem Philip Seymour Hoffman hat einen Glanzauftritt als polternder CIA-Führungsoffizier Gust Avrakotos und wurde hierfür für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. Der zweifache Oscar-Gewinner Tom Hanks kann aber gut mithalten und bietet mit seiner ruhigen, jovialen Art ein Gegengewicht zu den Stakkato-Giftspritzen seines frustrierten, überaus unverschämten Mitstreiters. Die Frauen gehen dabei ein wenig unter, müssen sich mit Nebenrollen abgeben. Während Julia Roberts aber zumindest noch ein paar schillernde Auftritte vergönnt sind, wird Amy Adams Beispielsweise zu einer Stichwortgeberin reduziert.

Ist das noch komisch?
Während sich das aber zumindest noch inhaltlich begründen lässt, Frauen dürfen bei Kriegen nun einmal selten mitspielen, ist die Bagatellisierung der Ereignisse schon schwieriger zu schlucken. Das ist natürlich Merkmal einer Satire, die dürfen und sollen durchaus weh tun. Allerdings führt das hier dazu, dass man fast kein Gespür dafür entwickelt, was genau die Einmischung der USA überhaupt bewirkt hat. Wenn in schnellen Montagen russische Kampfhubschrauber vom Himmel geholt werden, begleitet von ein paar Texteinblendungen, dann hat das mehr von einem Videospiel. Es steht auch in einem ziemlichen Gegensatz zum ansonsten eher gemächlichen Tempo des Films, was sich trotz des humorvollen Tons immer mal wieder bemerkbar macht.

Aber auch wenn manches an Der Krieg des Charlie Wilson nicht zu hundert Prozent überzeugt, der letzte Film von Regielegende Mike Nichols (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, Die Reifeprüfung) ist eine unterhaltsame und wirkungsvolle Erinnerung an vergangene Fehler, eine Abrechnung mit der menschenverachtenden Politik, deren Folgen lange nachwirkten. Man sollte sich aber darauf einstellen, dass einem das Lachen manchmal im Hals steckenbleibt und man ein wenig daran verzweifelt, wie wenig sich seither geändert hat. Wie wenig die Leute in Verantwortung daran interessiert sind, aus der Vergangenheit zu lernen.



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„Der Krieg des Charlie Wilson“ zeigt satirisch-überdreht, wie die USA in den 1980ern die Afghanen im Kampf unterstützten, nur um es mal den Kommunisten so richtig zu zeigen. Das ist gleichermaßen unterhaltsam wie erschreckend, da sich viele Parallelen zu heute aufzeigen. Die brillanten Darsteller helfen aber dabei, über all das hinwegzusehen, auch wenn die Bagatellisierung von Gewalt und Leid schwierig bleibt.
7
von 10