Viele Jahre sind seit ihrem Abenteuer vergangen, im Leben von Königin Elsa ist Ruhe eingekehrt. Zumindest fast. Denn seit Kurzem hört sie immer wieder eine Stimme, von der sie überzeugt ist, dass sie mit einer Geschichte zusammenhängt, die ihre Eltern ihr als Kind erzählt haben. Zunächst versucht sie, all das vor ihrer Schwester Anna und den anderen geheim zu halten. Doch dann kommt es zu einem Vorfall, der ganz Arendelle aufschreckt. Für Elsa steht danach fest: Sie muss die Reise in den Norden antreten, um herauszufinden, was es mit der Stimme und der alten Geschichte auf sich hat, aber auch mit den seltsamen Kräften, die sie seit ihrer Kindheit hat und von denen niemand genau sagen kann, woher sie eigentlich kommen …
Sechs Jahre nach einem erfolgreichen Film zu warten, bis der Nachfolger erscheint, das ist schon ungewöhnlich. Es ist vor allem ungewöhnlich für Disney, die nun wirklich nicht dafür bekannt sind, bei Fortsetzungen allzu zögerlich oder wählerisch zu sein. Wenn es sich dann auch noch nicht allein um einen erfolgreichen Film handelt, sondern einen, der zu einem Phänomen wurde, dann ist die Überraschung umso größer. So aber geschehen bei Die Eiskönigin – Völlig unverfroren. Die freie Interpretation des bekannten Märchens von Hans Christian Andersen spielte seinerzeit knapp 1,3 Milliarden Dollar ein, was den Titel bis zum Erscheinen des Remakes Der König der Löwen dieses Jahr zum erfolgreichsten Animationsfilm aller Zeiten machte.
Ach, ich trau mich nicht so ganz …
Entsprechend hoch war die Neugierde natürlich, wie sich der zweite Teil dann am Ende schlagen würde, nachdem man sich so viel Zeit dafür gelassen hatte. Doch leider ist das Ergebnis äußerst gemischt. Teilweise erfüllt Die Eiskönigin II diese Erwartungen, teilweise nicht, was auch damit zusammenhängt, dass der Film den eingeschlagenen Weg nicht konsequent durchhält. Tatsächlich wollte Jennifer Lee, die erneut mit Chris Buck Regie führte und das Drehbuch schrieb, mehr mit diesem Film erreichen als mit dem Vorgänger. So nobel dieses Ansinnen aber ist, sie ist sich immer wieder selbst im Weg, indem ihr die Balance aus Altem und Neuem nicht gelingt und die einzelnen Bestandteile unter ihren Möglichkeiten bleiben.
So sind die Themen beispielsweise unerwartet düster und auch komplex. Da ist von Erbschuld die Rede, von Tod und Verrat, hinzu kommen diverse esoterische Elemente. Das ist eine Menge, nicht nur für einen Film, der sich tendenziell noch immer an ein jüngeres Publikum richtet. Es ist auch zu viel für das Drehbuchteam, dem es einfach nicht gelingt, diese einzelnen Bestandteile zu einem Ganzen zusammenzufügen. Die vier Elementargeister werden nie wirklich genutzt, um daraus eine Geschichte zu machen. Bei anderen Elementen fehlt Die Eiskönigin II am Ende der Mut, das auch wirklich durchzuziehen, wodurch die Aussagen des Films doch wieder verwässert werden.
War das schon alles?
Aber es ist nicht allein diese halbgare Geschichte, die den Unterhaltungsfaktor des Films deutlich unter dem des ersten Teils ansiedeln lässt. Auch der Humor lässt zu wünschen übrig. Am besten sind wieder die Szenen mit Publikumsliebling Olaf, der sich sechs Jahre später an philosophischen Überlegungen versucht. Ein existenzialistischer Schneemann? Warum nicht. Die Witze wiederholen sich aber zu oft, Lee und ihre Co-Autorin Allison Schroeder (Christopher Robin) verlassen sich auf nur wenige Ideen, die dann bis zum Schluss halten müssen. Die Lieder sind ebenfalls ohne Esprit, statt echter Ohrwürmer gibt es viel Bombast, der sich auch vor Kitsch nicht schämt. Das wird an einer Stelle zwar selbstironisch gebrochen, was durchaus sympathisch ist. Doch auch hier geht das Ganze einfach zu lange, wie so vieles im Film. Wie das besser funktioniert, das hat Disney selbst mit Into the Woods vor einigen Jahren bewiesen.
Ein Erfolg dürfte Die Eiskönigin II sicherlich trotzdem werden. Sämtliche Figuren sind wieder mit von der Partie, in mancher Hinsicht hat sich so wenig geändert, dass der Film eher den Titel Die Eiskönigin 1,5 verdient hätte. Es ist nur schwächer als beim letzten Mal. Optisch hat der Film natürlich noch einmal ein bisschen zugelegt, einige Passagen sind schon eindrucksvoll geworden. Dafür sind andere Teile umso langweiliger. Sowohl die Stadt wie auch der Wald sind leblos gestaltet, es fehlt an Details, an Atmosphäre. Von einer Fantasywelt darf man da schon sehr viel mehr erwarten, gerade nach der langen Wartezeit, gerade auch bei einem Studio, das in den letzten visuelle Kostbarkeiten wie Zoomania oder Vaiana erschaffen hat. Mit denen kann es der nunmehr 58. abendfüllende Animationsfilm des Traditionsstudios nicht aufnehmen, weder optisch noch inhaltlich, das neue Abenteuer ist das schwächste des Konzerns seit vielen Jahren.
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