Eigentlich will Matthias (Nicolas Gob) nur noch mal selbst in den Schwimmwettkampf starten. Nachdem seine Leistungen zuletzt aber nicht mehr die besten waren und er im darauffolgenden Interview gehörig provoziert wird, wird ihm eine Aussage gegenüber dem Journalisten zum Fallstrick. Als homophob abgestempelt und vom Wettkampf vorerst ausgeschlossen, beschließt das Komitee ihn zur Strafe und in gewisser Weise auch zur Imagerettung als Trainer der schwulen Wasserballmannschaft „Die glitzernden Garnelen“ einzusetzen, die sich für die „Gay Games“ qualifizieren wollen. Wenn das gelingt, soll ihm doch noch die Möglichkeit eingeräumt werden, seinen Wettkampf austragen zu können. Wenig optimistisch und mit viel Groll tritt er lediglich aus eigennützigen Gründen den Job an. Je mehr Zeit er allerdings mit dem zusammengewürfelten Haufen Garnelen um Jean (Alban Lenoir), Cédric (Michaël Abiteboul), Alex (David Baïot) und auch Fred (Romain Brau) verbringt, desto stärker wird sein Ehrgeiz und er beginnt seine Ansichten und auch sich selbst zu verändern.
Wenn kleine Äußerungen große Wirkungen haben. Was zu oft als Political Correctness abgetan wird, kann Menschen eben doch verletzten. Dass die beiden Regisseure Govare und Le Gallo solch eine Situation als Aufhänger nehmen, um eine charmante Komödie zu inszenieren, die dann auch noch den wahren „Glitzernden Garnelen“ gewidmet ist, entpuppt sich als gekonnter Schachzug. Wieder ein Film über Männer in knappen Hosen, die baden gehen, wird sich vielleicht manch einer denken. Aber nachdem Anfang des Jahres bereits in Ein Becken voller Männer die Herren der Schöpfung ins kühle Nass springen durften, um Synchronschwimmer zu werden, geht es diesmal jedoch um „das schlechteste Team in der Geschichte des schwulen Mannschaftssport“, wie es im Epilog heißt. Also kein Synchronschwimmen, sondern Wasserball, verknüpft mit Homophobievorwürfen, Erfolgsdruck und privaten Schicksalen, ist diesmal thematischer Schwerpunkt.
Ein sympathischer Haufen voller Probleme
Tatsächlich bietet der Film ein wirklich breit gefächertes Spektrum an Hauptfiguren, die alle mit unterschiedlichen Hürden oder persönlichen Schwierigkeiten ausgestattet sind, die es dem Zuschauer ziemlich leicht machen, mitzufühlen oder Sympathien aufzubauen. Matthias, der mit Erfolgsdruck und Versagensängsten zu kämpfen hat, und zunächst einmal ziemlich egoistisch und ohne viel Enthusiasmus an sein neues Trainerdasein rangeht, entwickelt sich im Lauf der Geschichte zu einem durchaus sympathischen Mann, dem man mit jeder Minute mehr ansieht wie sich sein Wesen zum guten verändert und wie nah ihm dann doch alles geht.
Unter den Glitzernden Garnelen ist auch Vincent, der zum ersten Mal eine Möglichkeit gefunden hat, sein wahres Ich auszuleben und damit auch akzeptiert wird. Céderic wiederum verzweifelt fast an der Herausforderung sein Familienleben, welches mit Mann und zwei Kleinkindern auch alles andere als einfach ist, mit dem Sport unter einen Hut zu bekommen. Um allen irgendwie gerecht zu werden greift er dann sogar zu Notlügen, denn scheinbar ist es immer noch mehr akzeptiert, wenn man mit Mehrarbeit die Familie allein zu Hause lässt, als wenn als Grund ein nur halbwegs erfolgreicher Sport vorgeschoben wird. Und richtig dramatisch wird es dann auch noch mit Jean, der lieber im Stillen leidet und sich scheut seiner damaligen Liebe und seinen Teamkollegen zu gestehen, dass es ihm nicht so gut geht wie erwartet.
Schöne Feel-good-Komödie mit kleinen Einschränkungen
Neben dem herrlichen Potpourri an Sympathieträgern, die immer wieder für wunderbar witzige Momente sorgen, glänzt der Film aber auch mit seiner Optik. Die Kameraführung, der Schnitt und die Ausstattung fallen sofort ins Auge. Auch wenn der Film insgesamt durch die Lichtgestaltung zwar wieder etwas weicher gezeichnet ist, so macht er einen sehr guten hochwertigen Eindruck, fernab den Erwartungen, die man vielleicht an eine französische seichte Komödie gehabt hat.
Tatsächlich sorgt auch das dafür, dass man am Ende dann doch über den ein oder anderen Fauxpas hinweg sieht und kleinere Momente, die gelegentlich etwas übers Ziel hinausschießen, eher entschuldigt. Im Grunde ist Die Glitzernden Garnelen nämlich ziemlich direkt im Umgang mit Sexualität, Homophobie und aber auch Diskriminierung. Woran man sich dabei aber stoßen könnte, sind Aussagen innerhalb der Geschichte, die einigen Figuren Diskriminierung anderer zugesteht, weil sie selbst einer Minderheit angehören. Sicherlich werden sich an diesem und an ein paar anderen Momenten die Geister scheiden, dennoch, und das muss man wirklich betonen, tun sie dem Unterhaltungswert des Films keinen Abbruch. Mit der guten Balance zwischen Dramatik und Komödie bieten Die Glitzernden Garnelen alles was man sich von einer „Feel-good-Komödie“ erwartet und sorgt dabei auch für den ein oder anderen überraschenden Augenblick.
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