Die Welt der Drogen narcoworld Dope Stories Netflix
© Netflix

Die Welt der Drogen: Dope Stories – Staffel 1

Die Welt der Drogen narcoworld Dope Stories Netflix
„Die Welt der Drogen: Dope Stories – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 22. November 2019 (Netflix)

Das Jahr nähert sich dem Ende zu. Während das im Fernsehen und im Kino oft bedeutet, dass etwas familienfreundlichere oder gar besinnliche Titel erscheinen, hat Netflix auch ein Herz für die Freunde grausiger Alltagsgeschichten. Und so brachte der Streamingdienst letzte Woche gleich drei Vertreter der überaus beliebten True Crime Dokus heraus. Während Wer hat den kleinen Grégory getötet? einen alten Mordfall Revue passieren lässt, nimmt sich Bikram: Yogi, Guru, Raubtier einen Yoga-Guru zur Brust, der seine Anhängerinnen systematisch missbrauchte, irgendwann sogar gleich ganz vergewaltigte.

Dritter Titel im Bund ist Die Welt der Drogen: Dope Stories, welcher sich jedoch etwas von den obigen Kollegen unterscheidet. Anstatt eine konkrete, historische Geschichte wieder auszugraben, ist die Serie einem übergeordneten Thema gewidmet, den Drogen, und zeigt eine Reihe weltweiter, aktueller Beispiele, die völlig unabhängig voneinander funktionieren. Genauer reisen die Macher an verschiedene Orte auf dieser Welt und zeigen auf, wie die eine Seite mit Drogen ihr Geld verdient, die andere Seite – sprich Polizei – genau dies zu verhindern versucht.

Hmm, das glaube ich nicht so recht
Das ruft natürlich schnell ein paar Fragen auf. Die eine betrifft den Wahrheitsgehalt der Serie. Sind da tatsächlich ein paar Reporter mit Kriminellen durch die Welt gezogen und haben sie bei ihrer Arbeit gefilmt? Und wenn ja, wieso haben die das zugelassen? Sicher, die ganzen Bandenmitglieder tragen Masken oder zumindest Tücher, die sie sich um den Mond gebunden haben, um nicht erkannt zu werden. Zusätzlich kommen Stimmenverzerrer zum Einsatz, wie wir es aus Filmen kennen, wenn Erpresser nicht an ihrer Stimme identifiziert werden wollen. Dennoch ist es ein wenig schwer zu glauben, dass manche bereit ein sollen, Verstecke, Tricks und Schmuggelmechanismen einfach mal so vor laufender Kamera zu zeigen, wenn ihnen doch eigentlich um das Gegenteil gelegen sein sollte.

Zudem setzt Die Welt der Drogen: Dope Stories voll auf Drama und maximales Spektakel. Ruhige Momente gibt es natürlich auch, wenn die maskierten Männer über Herstellungsmethoden oder den allgemeinen Drogenmarkt sprechen. Doch der Fokus liegt dann doch mehr darauf, Nervenkitzel zu erzeugen. Werden die Drogendealer ihren Verfolgern entkommen? Oder schafft es die Polizei, die Verbrecher zu schnappen und einzubuchten? Das ist dann alles schön rau, ist kaum mit den Hochglanzbildern von Drogen-Action-Thrillern zu vergleichen. Es sieht mehr nach Überwachungskamera aus. Aber auch da ist die Frage: Würde tatsächlich jemand Dokumentarfilmer zu einer solchen Situation mitnehmen?

…aber ist die Idee auch gut?
Eine andere Frage, die man sich stellen darf, betrifft die moralische Komponente einer solchen Serie. Die Welt der Drogen: Dope Stories befasst sich nicht mit den Auswirkungen von Drogen, sondern inszeniert den Drogenkampf als eine Art Verfolgungsjagd. Indem dabei die Drogenhändler einen solch großen Raum einnehmen, oft mehr Zeit bekommen als die Polizisten, wird das Publikum wenn auch implizit dazu angehalten, für die Dealer zu sein und zu hoffen, dass sie nicht erwischt werden. Natürlich gibt es auch in Filmen immer wieder Beispiele, wo Verbrecher die Hauptfiguren sind und zu Sympathieträgern gemacht werden. Bei Heist Movies wie Ocean’s 11 beispielsweise dürfte kaum einer die Polizei anfeuern. Im Kontext einer Dokumentation ist ein solches Konzept aber doch zumindest gewagt.

Wer sich nicht an der Inszenierung stört oder auch der fragwürdigen Heroisierung der Dealer, der bekommt aber einen durchaus spannenden Einblick ins Thema. Und einen sehr internationalen: Mal geht es um Drogenschmuggel an der Grenze zwischen Mexiko und USA, in Brasilien erfahren wir mehr über Bandenkriege, eine Folge behandelt eine spanisch-französische Drogenroute, zum Abschluss geht es nach England, wo Pillen auf Partys schwer gefragt sind. Herumgekommen sind die Macher von Die Welt der Drogen: Dope Stories also durchaus, was teilweise auch der Optik zugutekommt. Es gibt zudem eine größere Bandbreite an Drogen, von leicht bis lebensgefährlich. Gleichzeitig hat ein solches Konzept natürlich eigene Grenzen, die vier Episoden der ersten Staffel sind sich alle schon sehr ähnlich. So ähnlich, dass man zwischendurch schon mal vergisst, wo wir eigentlich gerade genau sind.



(Anzeige)

„Die Welt der Drogen: Dope Stories“ nimmt uns mit auf eine kleine Weltreise, wenn wir in Amerika und Europa Beispiele für Drogenschmuggel und Drogenhandel bekommen. Der starke Fokus auf die Dealer ist etwas befremdlich, allgemein wirkt hier vieles auch sehr inszeniert. Als Einblick ist die Dokuserie aber durchaus spannend.