15 Jahre ist es mittlerweile her, dass es in einem japanischen Atomreaktor zu einer Katastrophe kam, bei der Joe Brody (Bryan Cranston) seine Frau verloren hat. Doch noch immer ist er von der Idee besessen, mehr über den Vorfall zu erfahren, da er der offiziellen Erklärung nie Glauben geschenkt hat. Als er dabei mal wieder in Konflikt mit den Behörden gerät, reist sein beim Militär beschäftigter Sohn Ford (Aaron Taylor-Johnson) nach Japan, um seinen Vater zur Vernunft zu bewegen. Stattdessen machen sie aber gemeinsam einen Trip in die seit dem Unglück gesperrte Zone. Tatsächlich machen sie dort eine unerwartete Entdeckung, als plötzlich ein Monster auftaucht und eine Schneise der Zerstörung hinterlässt …
Wenn sich Hollywood Geschichten aus dem Ausland schnappt, ist die Skepsis oft groß. Umso mehr, wenn sie sich eine Figur einverleiben, die einem anderen Kulturkreis entstammt: Während Godzilla im Westen ein zwar beliebtes, aber letztendlich austauschbares Monster unter vielen darstellt, hat die Riesenechse daheim in Japan ein ganz anderes Standing. Als sie das erste Mal 1954 über die fernöstlichen Leinwände stapfte, dann ging es eben nicht allein um die bloße Zerstörung. Vielmehr bündelten sich in dem Ungetüm die Ängste und Traumata, die das Land der aufgehenden Sonne seit den Atombomben mit sich herumschleppte – schließlich war das Vieh durch nukleare Strahlung erweckt, wenn nicht gar verstärkt worden.
Atomkraft als Antwort auf alles
In den USA hat man aus naheliegenden Gründen ein etwas anderes Verhältnis zur Nukleartechnologie. Dass ein Hollywood-Godzilla dem Thema gerecht wird, durfte daher bezweifelt werden – zumal Roland Emmerich 1998 mit seinem Godzilla bereits eine Bauchlandung hingelegt hatte. Glücklicherweise ist das bei der Version aus dem Jahr 2014 ein wenig anders, was auch an dem Kreativteam dahinter liegt. Hier war es eben kein bewährter Blockbuster-Regisseur, der sich um den Import kümmerte, sondern der Engländer Gareth Edwards, der zuvor mit der Indie-Produktion Monsters auf sich aufmerksam machte. Das Drehbuch wiederum stammte von Max Borenstein, dessen Werke schon mehrfach auf der berühmten Black List standen, eine Liste der beliebtesten, bislang unverfilmten Drehbücher.
Allzu große Finesse sollte man von Godzilla dann aber doch nicht erwarten. Die Verweise auf die atomare Verbindung der Echse sind wieder da. Sie wurden sogar noch etwas erweitert, wenn nicht nur die Titelfigur von dieser zerstörerischen Energie angezogen wird. Und wenn das Militär selbst auf solche Bomben zurückzugreifen versucht, um Bedrohungen auszuschalten, dann zeigt das die Arroganz und Ignoranz der Menschheit, welche sich mit aller Macht die Natur untertan machen möchte, ohne an die Konsequenzen zu denken. Die Nachwehen von Fukushima, die zu dem Zeitpunkt erst drei Jahre alt waren, waren ohnehin zu spüren: Der Film ist zwar nicht explizit gegen Atomenergie, behält aber zumindest eine warnende Distanz bei.
Spätes Spektakel
Das soll aber nicht bedeuten, dass es in Godzilla nicht auch ordentlich zur Sache gehen würde. Das tut es, wenngleich nicht ganz so oft, wie man das als Zuschauer vielleicht gern hätte. Ganz nach dem Motto „weniger ist mehr“ hält Edwards seine Titelfigur lange versteckt, beschränkt sich darauf, sie nur anzudeuten und Ausschnitte zu zeigen. Das macht den späteren Auftritt, wenn es dann mal richtig zur Sache geht, umso befriedigender und imposanter. Der Film wird hier dem reichen Erbe durchaus gerecht, verknüpft die Historie der japanischen Ikone mit modernster Technik zu einem bildgewaltigen Spektakel, das durchaus Laune macht und Godzilla den Platz einräumt, den es verdient.
Doch bis es so weit ist, heißt es recht lange warten. So sehr es sich auszahlt, die Karten etwas verdeckt zu halten, so sehr wird der Film dadurch aber auch zu einer Geduldprobe. Ein Grund dafür: Leider sind die Menschen, die zwischenzeitlich als Platzhalter herhalten müssen, nicht annähernd so interessant wie die Monster. Dabei ist der Cast durchaus prominent und talentiert, aber weder Bryan Cranston (The Infiltrator), noch Aaron Taylor-Johnson (Nocturnal Animals) oder Ken Watanabe (Pokémon Meisterdetektiv Pikachu) erhalten die Gelegenheit, ihr Können auszuspielen. Das gibt die oft ein wenig ziel- und gehaltlose Geschichte nicht her. Zwar wird versucht, eine emotionale Dimension einzubauen. Doch das funktioniert lediglich im ersten Drittel, danach heißt es warten und warten und warten. Insgesamt reicht das aber zu einem durchaus soliden Ergebnis, das sich nicht unbedingt vor dem japanischen Original verstecken muss, Fans von Monsterfilmen greifen schon aufgrund fehlender Big-Budget-Alternativen zu.
(Anzeige)