Fünf Jahre sind vergangen, seitdem Godzilla aufgetaucht ist und in einem spektakulären Kampf die Menschen vor den riesigen Monstern bewahrt hat. Vergessen ist der Vorfall jedoch nicht, im Gegenteil: In der Bevölkerung herrscht die Angst, dass noch weitere Urzeitgestalten auftauchen und die Welt bedrohen könnten. Um im Zweifelsfall eingreifen zu können, wurden die Wissenschaftler von Monarch, die sich mit diesen Titanen befassen, unter staatliche Aufsicht gestellt. Dr. Emma Russell (Vera Farmiga) ist eine davon und entwickelte gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Mark (Kyle Chandler) ein Gerät, mit dem sie mit den Titanen kommunizieren will. Daran hat auch Alan Jonah (Charles Dance) Interesse, ein früheres Mitglied vom britischen Militär und Geheimdienst – allerdings aus ganz anderen Gründen …
Auch wenn die Skepsis seinerzeit natürlich schon groß war, ob Hollywood der ikonischen Urzeitechse aus Japan gerecht werden könnte, war Godzilla durchaus erfolgreich. Die Kritiken waren ordentlich, die Einspielergebnisse gut genug, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen. Zwar dauert es im Anschluss noch einmal rund fünf Jahre, in denen erst einmal Kollege King Kong in Kong: Skull Island ins Monsterverse eingeführt werden musste, dieses Jahr kam Godzilla II: King of the Monsters dann aber doch noch in die Kinos. Und dieses Mal gab es kein Halten, alles sollte größer und spektakulärer werden. Das ist Teil zwei dann auch tatsächlich. Nur bedeutet größer und spektakulärer nicht unbedingt besser.
Gemeinsam sind wir groß
Verfuhr Regisseur Gareth Edwards 2014 noch nach dem Motto, dass weniger mehr ist, ließ er Godzilla über weite Strecken als flüchtigen Schatten auftreten, den man zwar erahnen, aber kaum sehen kann. Erst beim Finale durfte er sich zu seiner ganzen Pracht aufrichten und den Menschen zeigen, mit welcher Urgewalt sie es zu tun haben. Nachdem die Echse nun aber schon aus dem Sack gelassen worden war, musste beim Nachfolger eine andere Strategie her. Und das bedeutete für Regisseur Michael Dougherty und seinen Co-Autor Zach Shields, bislang für die Horrorkomödie Krampus bekannt, die Flucht nach vorne anzutreten. Nicht nur, dass Godzilla von Anfang an größere Auftritte hat, er hat noch eine Reihe weiterer Supermonster im Schlepptau, welche Fans aus der japanischen Reihe kennen und lieben.
Dougherty war sich dieses Richtungswechsels natürlich bewusst und verglich diesen mit dem Sprung von Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt zu Aliens – Die Rückkehr, wo ebenfalls versteckter Horror einem Massengemetzel wich. Doch nur weil die Entwicklung vergleichbar ist, muss es das Ergebnis nicht sein. Denn während Aliens auf eine ganz andere Weise spannend war, wenn die Protagonisten und Protagonistinnen jede Minute befürchten mussten, von unbesiegbaren Killern getötet zu werden, da will bei Godzilla II: King of the Monsters keine rechte Spannung aufkommen. An einem mangelnden Willen zur Zerstörung liegt das nicht, die Titanen legen hier ganze Städte in Schutt und Asche. Beeindruckend ist das schon, beängstigend eher weniger.
Ja, und?
Ein Grund dafür ist, dass das alles zu weit entfernt wirkt, zu wenig real. Man entwickelt kein Gefühl für das, was da geschieht. Zwar war man bemüht, eine emotionale Komponente in den Film zu packen, durch zahlreiche Figuren, ähnlich wie bei Godzilla. Aber das würde nur funktionieren, wenn einem diese Figuren auch tatsächlich etwas bedeuten. Dafür hat Godzilla II: King of the Monsters aber – auch hier folgt man dem Bekenntnis zu mehr, mehr, mehr – viel zu viele von ihnen. Der Film gibt einem so keine Gelegenheit, wirkliche Verbindungen aufzubauen, damit die Ereignisse Wirkung zeigen. Wenn die Hauptfiguren dann auch noch so nichtssagend bis nervig sind, dann ist die größte Gefahr nicht die, von irgendwelchen Bestien niedergetrampelt zu werden, sondern von den Zweibeinern zu Tode gelangweilt zu werden.
Am meisten Spaß macht Godzilla II: King of the Monsters dann, wenn die Bestien von der Leine gelassen werden und gegeneinander antreten. Die alten Kultmonster mit richtigem fetten Budget auf der Leinwand zu sehen, das hat schon was. Diese Höhepunkte werden aber immer wieder ausgebremst und sind am Ende nicht genug, um die mehr als zwei Stunden wirklich zu rechtfertigen, die man für den Film braucht. Dafür hätten Dougherty und Shields dann doch einen größeren Fokus darauf legen müssen, anstatt immer wieder die kaum erwähnenswerte Geschichte dazwischenfunken zu lassen. Zumal sich die beiden nicht für einen vollends ernsten Film entscheiden wollten und deswegen immer wieder humorvolle Einlagen einschoben, wie so viele Blockbuster inzwischen, dabei aber die Balance aus dem Blick verloren: Der zweite Auftritt der Echse will irgendwie alles sein und ist am Ende nichts so richtig.
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