High Seas Staffel 2 Alta Mar Netflix
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High Seas – Staffel 2

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High Seas Alta Mar Netflix
„High Seas – Staffel 2“ // Deutschland-Start: 22. November 2019 (Netflix)

Eigentlich dachten die beiden Schwestern Carolina (Alejandra Onieva) und Eva (Ivana Baquero), dass sie das Schlimmste nun hinter sich hätten, nachdem die schreckliche Geschichte um ihren Vater aufgeklärt wurde. Jetzt heißt es, den Blick nach vorne zu richten und die Fahrt nach Brasilien zu genießen. Doch schon droht neues Unheil. Eine Gruppe von Schiffbrüchigen ist aufgetaucht, welche natürlich auf dem Kreuzfahrtschiff Schutz suchen. Der wird ihnen auch gewährt, das versteht sich von selbst. Unverständlich sind jedoch diese seltsamen Vorkommnisse, die anschließend immer wieder geschehen. Mal fällt der Strom aus, auch eine eigenartige Frau soll gesehen worden sein. Die übernatürlich begabte Casandra (Claudia Traisac), eine der fünf Schiffbrüchigen, ist überzeugt: Der Geist einer ermordeten Frau ist an Bord …

Hierzulande gibt es keinen echten Mangel an Kriminalgeschichten, vor allem die Fernsehanstalten sind darum berühmt, in regelmäßigen Abständen irgendwo Leichen auszubuddeln, welche Ermittler gemeinsam mit dem Publikum untersuchen dürfen. Und doch ist es immer wieder schön, auch Beiträge aus dem Ausland sehen zu dürfen, die einen anderen Zugang finden, eine andere Bildsprache oder wenigstens andere Schauplätze. Aus dem Grund erfreute sich auch die Netflix-Serie High Seas größerer Beliebtheit. Eine Mördersuche auf hoher See, bei der ein Luxusschiff Tatort ist? So etwas wird hierzulande nicht geboten, erinnert mehr an die Klassiker von Agatha Christie, allen voran natürlich Tod auf dem Nil.

Viel Gefühl auf Drehbuchpapier
Tatsächlich vergleichbar sind die Werke, Genre und Setting zum Trotz, dann aber doch nicht. Wo sich die Queen of Crime auf die Rätsel konzentrierte und die Versuche, diese irgendwie zu lösen, da war die von Ramón Campos und Gema R. Neira geschaffene spanische Produktion mehr an den Figuren und ihren Verhältnissen untereinander interessiert. In der ersten Staffel der Serie gab es so viel Drama, dass man manchmal ganz vergaß, dass da ja ein Verbrechen zu klären ist. High Seas hatte mehr von einer Seifenoper als von einem herkömmlichen Krimi, da eigentlich alles übertrieben war, gleichzeitig aber auch irgendwie billig.

Das hat sich bei Staffel 2 nicht geändert. Die schließt so nahtlos an die erste an, dass die Episodenzahl einfach fortgesetzt wurde – sprich, es geht mit Episode 9 los. Tatsächliche Vorkenntnisse braucht man aber kaum. Die Geschichte um den Vater wird zwar weitergesponnen, nimmt aber einen relativ kleinen Platz ein. Bei den Figuren wird das schon kniffliger, da High Seas davon ausgeht, dass man mit diesen bereits vertraut ist. Wobei Figurenzeichnung ohnehin keine Stärke der Serie ist. Obwohl es hier so viel um Zwischenmenschliches geht, bekommt man kaum ein Gespür dafür, wer diese Menschen eigentlich sein sollen und was sie ausmacht. Von großen Gefühlen wird zwar gesprochen, aber zu wenig dafür getan, dass man diese selbst empfindet.

Wenig geistreiche Ermittlungen
Leider gibt aber auch der Fall an sich nicht so wahnsinnig viel her. Die Idee, auf dem Schiff einen Geist zu platzieren, von einer ermordeten Frau, die ihren Täter sucht, die ist zwar interessant, weil völlig untypisch für einen Krimi. Es wird aber kaum etwas draus gemacht. Ein paar flackernde Lichter, eine kleine Séance – mehr ist bei High Seas nicht drin. Spannung kommt dabei nicht auf, wie so vieles bei der Serie wird auch der Aspekt nur sehr notdürftig umgesetzt, man gibt sich nicht einmal die Mühe, den Stoff ansprechend zu präsentieren.

Wäre die Geschichte wenigstens gut, könnte man diese Versäumnisse leichter übersehen oder ignorieren. Das immerhin fünf Mann umfassende Drehbuchteam weiß aber selbst nie so recht, was es mit der ganzen Sache anfangen soll, lässt Handlungsstränge verhungern, geht nie in die Tiefe und verzettelt sich trotz der Einfachheit so sehr, dass die Ermittlungen kaum vorankommen und zum Schluss hastig und willkürlich abgeschlossen werden. Obwohl die zweite Staffel mit acht Folgen à maximal 45 Minuten erneut recht kurz ist, sie kommt einem deutlich länger vor. Wer die erste Staffel mochte, schaut natürlich trotzdem rein, eine vergleichbare Mischung aus Telenovela und Krimi findet man schließlich nicht alle Tage. Doch trotz des ungewöhnlichen Settings, eine wirkliche Alternative für Spürhunde ist High Seas sicher nicht.



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Die zweite Staffel der spanischen Krimiserie „High Seas“ schließt nahtlos an die erste an, wenn es erneut an Bord eines Luxusschiffes zu seltsamen Ereignissen kommt. Die grundsätzliche Idee ist interessant, das Ergebnis ist es weniger: Die Suche nach dem Geist lässt Spannung vermissen, die Figuren Tiefgang, die Geschichte ist langsam erzählt und billig umgesetzt.
4
von 10