Holiday Rush Netflix
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Holiday Rush

Holiday Rush Netflix
„Holiday Rush“ // Deutschland-Start: 28. November 2019 (Netflix)

Für Rashon „Rush“ Williams (Romany Malco) könnte es nicht schlimmer kommen: Er hat keinen Job mehr. Stattdessen soll jemand anderes seine Radiosendung übernehmen. Und als wäre es nicht schon gemein genug, ihn einfach so zu feuern, geschieht das auch noch direkt vor Weihnachten. Es hilft nichts, der Witwer muss sein Haus verkaufen und wieder mit seinen vier Kindern bei Tante Jo (Darlene Love) einziehen. Glücklich ist er darüber nicht gerade, die anderen noch viel weniger. Schließlich sind sie nie über den Tod der Mutter hinweggekommen. Umso misstrauischer beäugen sie, wie Rush plötzlich Gefühle für Roxy (Sonequa Martin-Green) entwickelt, mit der er an der Sendung gearbeitet hat …

So langsam wird es etwas unübersichtlich. Nach Weihnachten in der Wildnis, Tage wie diese, Klaus und The Knight Before Christmas haut Netflix nun schon den fünften Weihnachtsfilm dieses Jahr raus – und dabei haben wir noch vier Wochen vor uns. Anders als die meisten vorangegangenen Titel, bei denen es in erster Linie um eine romantische Annäherung von künftigen Paaren geht, steht bei Holiday Rush immerhin mal die Familie im Mittelpunkt. Manchmal zumindest. Manchmal auch nicht. Eigentlich wird bei dem Film nie ganz klar, was er denn nun genau sein will oder soll. Denn dafür werden zu viele Keksdosen aufgemacht, bis man nicht mehr weiß, was man da zu sich genommen hat – außer Tonnen von Zucker.

Ich höre … nichts?
Zunächst würde man meinen, Holiday Rush handele von den Versuchen von Rush, nach dem Rauswurf bei seinem Sender wieder ein eigenes Ding aufzumachen. Schließlich wird er dazu überredet, selbst einen Sender zu gründen, bringt er doch, so wird impliziert, genug Popularität und Talent mit. Davon bekommen wir aber praktisch nichts zu sehen, da zwar viel über die Radiotätigkeit gesprochen wird, aber nur wenig ausgeführt. Auch Musik gibt es praktisch gar nicht, was angesichts des Themas irgendwie befremdlich ist. Der Rauswurf und der erzwungene Neuanfang, sie sind letztendlich eher dafür da, die Familie mit ihren eigenen Problemen zu konfrontieren.

Das ist natürlich schon schade, wenn das nur selten genutzte Radiosetting hier zur Deko degradiert wird. Es ist vor allem dann schade, wenn der Film auch mit den Problemen nicht wirklich was anzufangen weiß. Am meisten Potenzial hat hier sicher noch das nie ganz überwundene Trauma um die verstorbene Frau des Protagonisten, über deren Tod niemand hinwegkam, weil nie offen darüber gesprochen wurde. Daraus hätte man sicherlich einen schönen Familienfilm machen können über Zusammenhalt und den Umgang mit Schmerzen. Doch das Drehbuchduo Sean Dwyer und Greg Cope White kümmert sich auch um dieses Thema nicht so recht, zieht es nur dann aus dem Hut, wenn es ihm gerade passt.

(Keine) Zeit für Gefühle!
Denn gleichzeitig muss ja auch noch die Romanze zwischen Rush und Roxy eingebaut werden, die wiederum – welch Überraschung – ebenfalls nur dann und wann zum Thema wird. Es ist fast so, als hätte man bei Holiday Rush Weihnachtsbingo gespielt und all das verwendet, was andere in Weihnachtsfilmen haben. Ohne sich entscheiden zu wollen. Zusammengehalten wird das dann von jeder Menge Zuckerguss und gelegentlichen Versuchen, irgendwie komisch zu sein. Wobei an manchen Stellen nicht ganz klar ist, ob sie nun witzig sein sollten oder ob das nicht doch eher unfreiwillig geschehen ist. In anderen Szenen wiederum drängt sich der Verdacht auf, dass sie komisch gemeint waren – es am Ende aber nicht sind.

Anschauen kann man sich das natürlich, wenn man unbedingt jetzt schon einen Familien-Weihnachtsfilm braucht. Zur Hintergrundberieselung reicht es sicher, selbst wenn man dadurch die ständigen Themenwechsel noch weniger durchschaut. Aber zum Schluss haben sich alle wieder lieb, tragen bewusst scheußliche Weihnachtspullover, während um die Familie herum alles um die Wette leuchtet. Mehr muss man wohl auch nicht wissen. Wem das reicht, soll es versuchen. Von einem guten Film ist Holiday Rush dann aber doch ziemlich weit entfernt, das hat mehr von Resteverwertung, weil nichts Besseres vorlag.



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Oh nein, der Job ist weg! Oh nein, die Familie streit! Oh nein, da sind so komische Gefühle! „Holiday Rush“ nimmt eine Reihe von Themen, die eine leidgeplagte Familie zu Weihnachten umtreibt und führt alles zum unweigerlichen Happy End zusammen. Da ist für Weihnachts- und Zuckerjunkies gedacht, wirklich gut ist der lieblos zusammengeworfene Besinnlichkeits-Mischmasch aber nicht.
4
von 10