House Arrest Netflix
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House Arrest

House Arrest Netflix
„House Arrest“ // Deutschland-Start: 15. November 2019 (Netflix)

Mit der Außenwelt hat es Karan (Ali Fazal) derzeit nicht so. Enttäuscht von den Menschen lebt er lieber zurückgezogen in seiner Wohnung, das ist besser für ihn, so seine Überzeugung. So ganz klappt das aber alles nicht. Erst taucht Pinky (Barkha Singh) auf, Nachbarin und Tochter eines Gangsters, mit einem ganz speziellen Paket. Und dann steht die Journalistin Saira (Shriya Pilgaonkar) vor der Tür, die einen Artikel über moderne Einsiedler schreiben will. Und dann wäre da ja noch sein Kumpel JD (Jim Sarbh), der ihm das Ganze eingebrockt hat und dabei nicht wirklich mit offenen Karten spielt …

Anfangs sah es danach aus, als handele es sich bei Hikikomori um ein rein japanisches Phänomen: Leute, oft Männer jüngeren Alters, die nicht mehr mit der Außenwelt klarkommen oder auch keinen weiteren Kontakt mehr wollen, und deshalb ihre Wohnungen nicht mehr verlassen. Doch trotz der japanischen Bezeichnung, unter der das Ganze weltweit bekannt wurde, Beispiele für ein solches Verhalten gibt es auch in anderen Ländern – und damit Filme, die das Thema aufgreifen. In Deutschland waren es beispielsweise die beiden Dramen 1000 Arten Regen zu beschreiben und Goliath96. Aus Indien kommt nun House Arrest, das der Situation noch etwas Komisches abgewinnen kann.

Von allem ein bisschen
Das wir das auch hierzulande sehen dürfen, haben wir Netflix zu verdanken. Der Streamingdienst macht sich schon seit einer ganzen Weile dafür stark, Filme aus dem asiatischen Vielvölkerstaat im Rest der Welt populär zu machen. Da finden sich tatsächlich diverse Perlen, etwa die Geheimtipps Soni und Leila. Aber auch filmische Katastrophen vom Schlage eines Drive. House Arrest siedelt sich nun irgendwo dazwischen an, was ganz passend ist für einen Film, der alles ein bisschen sein will, sich aber für nichts konsequent entscheidet.

Zunächst scheint das hier eine dieser typisch überdrehten Komödien zu sein, wie man sie aus Indien immer mal wieder vorfindet. Samit Basu, der hier das Drehbuch schrieb und gemeinsam mit Shashanka Ghosh Regie führte, spart nicht mit Versuchen, irgendwo Gags einzubauen. Da wäre das besagte Paket, das aus nachvollziehbaren Gründen gerne die Wohnung wieder verlassen würde. Auch die Auseinandersetzungen mit JD, die als eine Art überblendeter Split-Screen ausgetragen werden, sind irgendwo erheiternd. Allerdings mangelt es an der Stelle doch deutlich an Abwechslungsreichtum – eine schlechte Voraussetzung, wenn man wie House Arrest fast ausschließlich an einem Ort spielt.

Das muss Liebe sein!
Aber vielleicht war das Basu auch nicht so wichtig, weswegen der Fokus sich mit der Zeit zunehmend auf die Liebesgeschichte verschiebt. Wenn ein einsamer Mann auf eine schöne Frau trifft, dann versteht es sich von selbst, dass da doch irgendwas laufen muss. House Arrest enttäuscht in der Hinsicht nicht, hält sich da streng an die Abmachung. Immerhin, für einen indischen Film ist das alles relativ zurückhaltend. Anstatt auf knallbunte Feuerwerksromantik zu setzen, gibt es ein vorsichtiges Herantasten, das Ergebnis einer Reihe von Enttäuschungen, die beide mit sich herumtragen. Wobei Karan dabei nicht wirklich zu einer tragischen Figur wird, eher zu einem Verlierer ohne Kampfeswillen.

So jemand ist meistens ganz sympathisch und lässt sich gut anfeuern. Im Fall von Karan überwiegt dann aber doch eher die Langeweile. Auch Saira ist nicht unbedingt die spannendste Figur, die dieses Genre hervorgebracht hat. Ihre Beschäftigung mit den Hikikomori bleibt beispielsweise ohne echten Bezug. Dass sie schön ist, wird mehr gesagt. Wer sie als Mensch ist hingegen nicht. Genauso sind die Krimibezüge nichts Halbes und nichts Ganzes. Kann man sich das anschauen? Sicher, zumal Netflix ausnahmsweise sogar eine deutsche Synchro spendiert hat, die zudem tatsächlich was taugt. Aber das Thema hätte doch deutlich mehr hergegeben, sowohl in Hinblick auf Tiefe wie auch Humor. Einen wirklichen Grund, selbst zu Hause zu bleiben, liefert House Arrest damit nicht.



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Ein Mann, der einfach nur zu Hause seine Ruhe haben will, bekommt erst Besuch von Gangstern und danach von einer neugierigen Journalistin, daraus hätte man sicher eine Menge machen können. „House Arrest“ will aber von allem ein bisschen – Komödie, Drama, Romantik –, und macht am Ende zu wenig aus dem Ganzen.
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von 10