Klaus Netflix
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Klaus Netflix
„Klaus“ // Deutschland-Start: 15. November 2019 (Netflix)

Geld hat Jesper jede Menge, genauer seine Familie. Dafür hat der junge Mann wenig Talent oder Perspektiven oder den Willen, irgendwas aus seinem Leben zu machen. Als er offensichtlich auch nicht für die Arbeit eines Postboten zu gebrauchen ist, hat sein Vater genug und verfrachtet ihn in den hohen Norden nach Zwietrachting. Der Ort macht seinem Namen alle Ehre, den beiden verfeindeten Clans sei Dank. Ausgerechnet dort soll Jesper nun den Briefverkehr ankurbeln. Ein Jahr hat er dafür Zeit, sonst kann er das mit dem schönen Leben bei seiner Familie vergessen. Ein aussichtsloses Unterfangen, so viel steht fest. Oder vielleicht doch nicht? Als er die Bekanntschaft eines grimmigen Spielzeugbauers namens Klaus macht, kommt ihm eine Idee. Warum nicht Kinder Briefe an ihn schreiben lassen, um so an Spielzeug zu kommen? Damit sollte sich seine Briefquote doch irgendwie erfüllen lassen …

Aller guten Dinge sind drei. Zwei eigens produzierte Weihnachtsfilme hat Netflix dieses Jahr bereits unters Volk gebracht, nun geht es mit Klaus nahtlos weiter. Wobei der Film kaum mit den beiden vorangegangenen Kollegen zu vergleichen ist, nicht visuell, nicht inhaltlich. Denn wo Weihnachten in der Wildnis und Tage wie diese das Weihnachtssetting lediglich nutzten, um von ganz großen zwischenmenschlichen Gefühlen zu sprechen, da wird hier tatsächlich von Weihnachten gesprochen. Genauer erzählt Sergio Pablos, auf dessen Geschichte der Film auch zurückgeht, wie es eigentlich zu der heutigen Tradition gekommen ist, dass Kinder Briefe an einen Weihnachtsmann schreiben.

Klassisch und doch etwas anders
Kinder sind dann tendenziell die Zielgruppe von Klaus, hat Pablos doch einen klassischen Animationsfilm gedreht, wie er früher auch von Disney hätte kommen können. Das ist kein wirkliches Wunder, hat der Spanier doch selbst für den Mäusekonzern an Titeln wie Der Glöckner von Notre Dame oder Tarzan gearbeitet. Später entwickelte er die Geschichte von Ich – Einfach unverbesserlich. Das ist schon ein starkes Animationserbe, das der Filmemacher vorweisen kann. Umso erstaunlicher ist, dass es so lange gedauert hat, bis er auch selbst einmal Regie führte. Ebenso, dass er angesichts seines Lebenslaufs seine liebe Not hatte, das nötige Geld zusammenzubekommen, bis Netflix den Retter spielte.

Die Zurückhaltung der Studios dürfte auf den doch sehr eigenen Look zurückzuführen sein, den Pablos hier anstrebte. Der Filmemacher, der im traditionellen Zeichentrickfilmumfeld groß geworden ist, wollte mit Klaus an eben dieses anknüpfen. Wobei das Ergebnis aber nicht ganz das ist, was man hier erwartet oder vielleicht erhofft hat. Anstatt einfach zur Vergangenheit zurückzukehren, kombiniert Pablos Klassisches mit Modernem und schuf damit etwas, das wirklich wie eine Zwischenform von Zeichentrick und heutiger Computergrafik aussieht. Vor allem durch die Lichtbearbeitung entsteht hier der Eindruck einer großen Räumlichkeit, was Zeichentrickfilme in der Form nicht konnten. Mit der im Kino dominierenden CGI-Optik hat das dennoch weniger zu tun, auch weil hier viel mit stilisierten Bildern gearbeitet wurde, anstatt möglichst realistisch wirken zu wollen.

Jedes Jahr aufs Neue
Das Ergebnis ist oft atemberaubend, dabei zugleich sehr charmant, einer der visuell markantesten Animationstitel der letzten Jahre – zumindest im Blockbusterumfeld. Und dorthin will Klaus auch hin. So ungewöhnliche die Optik sein mag, der Inhalt ist es eher nicht. Wenn das verwöhnte Söhnchen Jespers sich mit Tricks aus der Affäre ziehen will und dabei die Bevölkerung des Dorfes hintergeht, dann weiß das Publikum schon sehr genau, worauf das alles hinauslaufen wird. Pablos fühlt sich zumindest an dieser Stelle sehr der Tradition verpflichtet und scheut größere Experimente. Die Entwicklung seiner Figur ist ebenso wie die Wendepunkte streng nach Vorschrift. Die Einführung der Lehrerin Alva ist sogar etwas zynisch, da sie nicht mehr sein darf als das Love Interest und ebenso gut komplett in der Geschichte hätte fehlen können.

Wirklich schaden tut diese Vorhersehbarkeit nicht. Denn was der grundsätzliche Ablauf der Geschichte an Mut vermissen lässt, das macht diese durch Details, Humor und Wärme wieder wett. Wie vor den Augen des Publikums langsam die Sage des Weihnachtsmanns entsteht, geht mit einigen schön absurden Momenten und Missverständnissen einher. Und wenn Klaus ein Plädoyer dafür ist, einander etwas Nettes zu tun und das bereits als etwas Schönes aufzufassen, dann entsteht schon Mitte November wohliges Weihnachtsgefühl, ohne sich dabei gleich im Kitsch zu ertränken. Lediglich die beliebige Musik, inklusive nichtssagender Poplieder, fällt da etwas negativ auf. Trotz dieser kleineren Mankos ist die alternative Deutung des Weihnachtsmythos aber einer der schönsten Animationsfilme und zugleich einer der sehenswertesten Weihnachtsfilme der letzten Jahre.



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Woher kommt eigentlich der Weihnachtsmann? „Klaus“ hat eine ganz eigene Antwort auf die Frage und erzählt mit Witz und Herz die Vorgeschichte des bekannten Mythos. Das ist auch wegen der sehr schönen Optik sehenswert, eine Zwischenform klassischen Zeichentricks und moderner Computertechnik, selbst wenn inhaltlich und musikalisch der Mut nicht ganz so hoch ist.
8
von 10