Edwin Layton (Patrick Wilson) vom militärischen Geheimdienst hatte noch davor gewarnt, dass sich da etwas zusammenbraut. Aber keiner wollte auf ihn hören. Entsprechend verheerend ist das Ergebnis dann auch, als die Japaner am 7. Dezember 1941 den amerikanischen Flottenstützpunkt Pearl Harbour angreifen und zahlreiche Schiffe versenken, von den vielen getöteten Soldaten ganz zu schweigen. Am Tag drauf greifen die zuvor neutralen USA in den Krieg ein. Doch wie ist dem inzwischen überlegenen Feind beizukommen? Während beispielsweise der Pilot Dick Best (Ed Skrein) darauf drängt, möglichst schnell zurückzuschlagen, sind andere vorsichtiger, auch weil es verschiedene Ansichten darüber gibt, welchen Plan Japan genau verfolgt. Nun liegt es an Layton und seinem Team, die nächsten Schritte zu erkennen und damit Oberbefehlshaber Admiral Nimitz (Woody Harrelson) den Weg zu ebnen, die Welt zu retten …
Ist das nun besonders mutig, eher dreist oder einfach nur bemerkenswertes Timing? Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als Trump überall Truppen abzieht und damit einmal mehr die Welt ins Chaos stürzt bzw. den einen oder anderen Massenmord abnickt, kommt mit Midway – Für die Freiheit ein Film in die Kinos, der die Bedeutung des US-Militärs für den Weltfrieden hervorhebt. Der sagt: Schaut, wie viel besser es uns dank der amerikanischen Truppen geht, die ihr Leben für die gute Sache riskieren. Geplant war das so natürlich nicht, schon seit zwanzig Jahren hat Roland Emmerich an dem Film gearbeitet. Aber es schadet sicher auch nicht, ein bisschen auf die Vergangenheit zu verweisen, um die aktuellen Verfehlungen noch etwas deutlicher zu machen.
Ein Krieg auf beiden Seiten
Ein bisschen Skepsis war dennoch im Vorfeld angebracht. Der deutsche Untertitel Für die Freiheit lässt einen ein bisschen zusammenzucken und Pathos der übelsten Sorte erwarten. Zumal der deutsche Regisseur und Wahlamerikaner Emmerich auch immer ein bisschen für Hollywood-patriotische Kriegstreiberei zu haben ist. Es hält sich aber auffallend damit zurück und hat sogar Sympathien für die Japaner übrig, die hier mal nicht allein als die feigen Monster dargestellt werden. Beschimpft werden sie natürlich schon von den Männern, was nach den fatalen Überfällen aber auch verständlich ist. Es schleicht sich an einigen Stellen aber ein überraschendes Verständnis ein, gewidmet ist der Film den Opfern auf beiden Seiten – eine schöne Geste.
Sonderlich in die Tiefe geht das aber trotz allem nicht, Hintergründe werden nur in Nebensätzen mal angedacht. Wenn hier zu Beginn Bomben auf Pearl Harbor fallen, als Initialzündung für den Seekrieg, dann wird über das „warum“ nicht lange nachgedacht. Emmerich ist dann doch mehr ein Mann der Tat als ein Mann der Worte. Die zahlreichen Actionszenen lassen sich dann auch sehen, sowohl hier wie auch später, als es um die titelgebende Midway-Schlacht geht. Bei dem einen oder anderen brachialen Luftangriff sind kleine Schwindelanfälle kaum zu vermeiden. Viel Zeit und Arbeit investierte der Filmemacher dabei vor allem in die Sturzflüge der US-Piloten.
Was ein Zufall!
Vor allem aber generiert Midway Spannung durch die zahlreichen parallelen Schauplätze und Handlungsstränge. Die Geschichte seines Films will zeigen, von wie vielen Zufällen und Elementen die Seeschlacht von Midway im Juni 1942 abhing. Dass das alles auch hätte ganz anders laufen können – mit völlig unvorhersehbaren Folgen für den weiteren Verlauf des Krieges. Natürlich gibt es hier clevere Leute, mutige sowieso. Aber eben auch Ratespiele und Glück, die Faszination für das Zusammenspiel der unterschiedlichsten Elemente ist dem Streifen durchaus anzumerken. Für die Unvorhersehbarkeit der Ereignisse.
Die Figuren sind da schon deutlich berechenbarer. Zwar hat Emmerich eine geradezu absurde Zahl bekannter Darsteller um sich versammelt, darunter Luke Evans, Nick Jonas, Dennis Quaid und Aaron Eckhart. Bei den Japanern ist unter anderem Tadanobu Asano am Start. Schauspielerisch bekommen die aber eher selten etwas zu tun. Ed Skrein einmal etwas ausgenommen, der als Gesicht des US-Einsatzes zwischen tollkühnen Einsätzen und kleineren Familienmomenten wechselt. Denn hinter jedem starken Mann steckt bekanntlich eine starke Frau (hier verkörpert von Mandy Moore), auch wenn sich deren Funktion darauf beschränkt, im richtigen Moment ein bisschen Mut ins Ohr zu hauchen. Wirklich drüber nachdenken will man jedoch kaum, man bekommt auch nicht die Gelegenheit. Denn da wartet schon die nächste Bombe und die nächste brenzlige Szene, ohne die wir heute alle vielleicht ganz anders aussehen würden.
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