Eigentlich war das Leben von Peter Bretter (Jason Segel) ganz in Ordnung. Er verdient sein Geld als TV-Komponist, hat eine tolle Beziehung mit der Schauspielerin Sarah Marshall (Kristen Bell). Das dachte er zumindest. Doch dann macht die mit ihm Schluss, von einem Tag zum anderen. Um auf andere Gedanken zu kommen, folgt er dem Rat seines Stiefbruders Brian (Bill Hader) und fährt erst einmal nach Hawaii. Dummerweise hatte Sarah aber denselben Plan und checkt mit ihrem neuen Lover, dem Rockstar Aldous Snow (Russell Brand), ausgerechnet in Peters Hotel ein. Immerhin, inmitten dieses Alptraums lernt der vor Liebeskummer zergehende Peter die süße Rezeptionistin Rachel (Mila Kunis) kennen, was den Aufenthalt um einiges erträglicher macht …
Inzwischen ist es deutlich ruhiger um Judd Apatow geworden. Doch in den 00er Jahren gab es eine ganze Zeit lang praktisch kein Entkommen vor dem Komiker, der als Regisseur, Drehbuchautor oder Produzent an zahlreichen Filmen beteiligt war. Die waren dann meist eher derber Natur, was zusammen mit den wiederkehrenden Kooperationen mit bestimmten Schauspielern dazu führte, dass sie alle doch sehr ähnlich waren. Kannte man einen Film von ihm, kannte man sie irgendwie alle. Teilweise musste man sich schon ein bisschen anstrengen, um sie überhaupt auseinanderhalten zu können, so viele Wiederholungen gab es da.
Neue Kulisse, alte Bekannte
Nie wieder Sex mit der Ex ist einer dieser Filme, bei denen der Tausendsassa zwar nur als Produzent seine Hände im Spiel hatte, die aber problemlos als sein eigener durchgehen könnten. Erneut gibt es ein paar Chaoten, die von einer peinlichen Situation in die nächste stolpern, es dreht sich alles irgendwie um Liebe und Sex. Und Zoten gibt es natürlich auch einige, dazu noch ein bisschen nackte Haut. Und natürlich jede Menge Bekannte, unter anderem haben Jonah Hill und Paul Rudd, zwei Dauergäste von Apatow, auch hier Nebenrollen. Jason Segel, mit dem er ebenfalls häufiger zusammen gearbeitet hat, übernahm hier gar die Hauptrolle und war zudem für das Drehbuch zuständig.
Segel ist es dann auch, der sich die Kritik gefallen lassen muss, wenn Nie wieder Sex mit der Ex über weite Strecken nicht wirklich etwas Besonderes ist. Dass ein Mann zwischen zwei schönen Frauen steht, das ist ein ebenso wenig originelles Szenario wie das unvermeidliche Ende, dass er sich – eines Besseren belehrt – für die „Richtige“ entscheidet. Zwischendurch wechselt der Film zwar hin und wieder mal das Thema, vor allem wenn die skurrilen Nebenfiguren in den Mittelpunkt rücken. Grundsätzlich spielt sich aber alles immer genau so ab, wie man es erwartet. Gleiches gilt für den Humor, der oft zu berechnend ist, als dass er eine nennenswerte Wirkung zeigen würde, die Komödie plätschert trotz der Zoten oft harmlos vor sich hin, vergleichbar zu Apatows eigenem Film Jungfrau (40), männlich, sucht….
Man(n) ist nie zu alt für Puppen
Ein paar schöne Einfälle sind dann aber doch dabei. Das betrifft neben den besagten Nebenfiguren – Hill als Kellner, der von Aldous Snow besessen ist, bekommt einige Lacher – auch die diversen Spitzen gegen Film und Fernsehen. Wenn wir beispielsweise einige Ausschnitte aus Sarahs herrlich dämlichen Serien sehen dürfen, dann bedauert man fast, dass es diese nicht wirklich gibt. Der eigenwillige Höhepunkt ist jedoch ein Musical, an dem Peter arbeitet, und das die Herzen aller Muppet-Fans höher schlagen lässt. Die schrullige Liebeserklärung an die Kultpuppen ließ schon erahnen, dass Segel und Regisseur Nicholas Stoller einige Jahre später mit Die Muppets den TV-Veteranen ein unerwartetes Kino-Comeback schenken würden.
Aber auch andere Faktoren tragen dazu bei, dass die Geschichte um einen an Liebeskummer leidenden Komponisten irgendwie sympathisch ist. Neben den schönen Aufnahmen, die beste Urlaubsstimmung verbreiten, ist es beispielsweise erfrischend, dass an Snow mehr sein darf als nur der arrogante Schnösel. Die eine oder andere Stärke hat Nie wieder Sex mit der Ex daher schon, welche die Liebeskomödie von anderen unterscheidet. Aber es hätte noch deutlich mehr sein dürfen und müssen. So bleibt ein zwar solider Vertreter dieses Filmsegments, den man zehn Jahre später aber nicht ohne Grund schon völlig vergessen hat.
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