Otto (Otto Waalkes) lebt im Leuchtturm seines Bruders am Wattenmeer und bestreitet seinen Lebensunterhalt als Fremdenführer sowie mit kleineren Betrügereien an den Einheimischen, wenn er nicht gerade erfolglos mit der Kindergärtnerin Frauke (Barbara May) flirtet. Der ruhige Ostfrieslandalltag wird gestört, als ein Industriekonzern die Gegend aufkaufen möchte, um sie in eine Teststrecke für einen neuen Hochgeschwindigkeitszug zu verwandeln. Nur einer kann das noch verhindern: Ottos Bruder Benno (ebenfalls Waalkes). Dieser ist jedoch vor Zeiten schon nach Miami gezogen und es bleiben nur noch wenige Tage, bis sein Besitzrecht abläuft. Otto macht sich auf den Weg in die weite Welt …
Auch wenn Otto – Der neue Film qualitativ nicht an den ersten herankam, ließ ein weiterer Ottostreifen angesichts von fast sechseinhalb Millionen Zuschauern nicht lange auf sich warten. Während das Autorenteam der ersten beiden Filme genau so beibehalten wurde, nahm diesmal Marijan David Vajda auf dem Regiestuhl Platz und löste damit Xaver Schwarzenberger ab. Während Letzterer bereits vor den Ottofilmen einiges an Erfahrung mitbrachte, stellte Otto – Der Außerfriesische für Ersteren das Regiedebüt dar. Eine Reihe in die Hände eines Neulings zu legen ist immer ein Risiko; dass Vajda danach fast nur noch fürs Fernsehen arbeitete, lässt zunächst vermuten, dass er der Aufgabe nicht gewachsen war. Nach der Sichtung stellt sich allerdings die Frage, ohne die anderen Werke zu kennen, wieso Vajda nie Karriere im Kino gemacht hat, denn negativ ankreiden lässt sich ihm hier kaum etwas.
Unterwegs in der schönen Heimat
Statt „nur“ in die deutsche Großstadt geht es diesmal direkt nach Amerika, doch eine gute Zeit lang spielt sich alles in Ottos ostfriesischer Heimat ab. Der Film profitiert von der schönen Landschaft im Hintergrund, welche alles ein bisschen träumerisch wirken lässt. Neues Material gibt es dafür weniger, fast alles wird aus Ottos bekannten Bühnenprogrammen aufgegriffen; ab und zu hält der Film aus keinem anderen Grund an, als einen Witz zu machen. Anders als in Otto – Der neue Film sorgt dies aber nie für eine Pause, der Film schaltet nie in den Leerlauf. Während die Gagdichte lediglich geringfügig ansteigt, erhöht sich die Trefferquote merklich.
Otto – Der Außerfriesische wartet mit einem überaus soliden Cast auf, bietet aber auch einige Cameos. Loriot samt Filmmama Katharina Brauren geben sich in einem köstlichen Gastauftritt in Form eines ironischen Seitenhiebs auf Otto die Ehre, während die Tennisspielerin Steffi Graf mit Otto in Amerika Ball- und Dialogwechsel absolviert. Während Loriots Szene zwar den Film nicht voranbringt und nur mit ihm funktioniert, ist sie im Gegensatz zu Grafs Szene immerhin lustig. Grafs Szene bringt zwar die Story voran, hätte für diesen Zweck aber mit jeder x-beliebigen Person funktioniert. Es ist die schlechteste Art des Cameos, es geht allein um den Wiedererkennungswert einer prominenten Persönlichkeit, ohne dass der Film davon profitiert – abgesehen von marketingbezogenen Aspekten natürlich. Graf hatte im Jahr zuvor als erster (und bis heute einziger) Mensch den so genannten Golden Slam gewonnen und genoss demzufolge bei Erscheinen des Films immense Popularität. Zusätzlich getrübt wird ihr Auftritt davon, dass sich Steffi Grafs schauspielerische Fähigkeiten indirekt proportional zu ihrem Tennistalent verhalten. Sie muss ja nur sich selbst spielen, doch kaum ein Satz wird glaubwürdig vorgetragen.
Waalkes findet nicht ganz zum Enthusiasmus aus Otto – Der Film zurück, wirkt aber wesentlich motivierter und entspannter als in Otto – Der neue Film. Mit Barbara May wird ihm die bisher beste Partnerin zur Seite gestellt, die junge Österreicherin passt perfekt in die ländliche Idylle und lässt die Szenen fast wie aus einer anderen, besseren Zeit wirken. Bei ihr ist die Welt noch in Ordnung. Sie könnte auch direkt aus einem Musical der 1960er-Jahre stemmen, Meine Lieder, meine Träume etwa, doch die Gesangseinlagen bleiben wieder Otto vorbehalten und diese sind ja auch schon eine Bereicherung.
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